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12:19 Uhr, 10.06.2016

Verstimmungen unter Deutschen und Chinesen

Die Frustration von deutschen Unternehmern, die in China Geschäfte machen wollen, nimmt zu. Zu sehr setzt Peking auf Repressalien, um an ausländisches Know-how zu kommen. Auch in Deutschland selbst wächst der Widerstand gegen chinesische Investitionen. Am Wochenende reist Kanzlerin Merkel nach Peking.

Berlin/ Peking (Godmode-Trader.de) - Anlässlich der Peking-Besuchs der Kanzlerin Angela Merkel (CDU) an diesem Samstag hat der Deutsche Industrie- und Handelskammer (DIHK) gefordert, dass ausländische Investoren in China fairere Wettbewerbsbedingungen erhalten. „Die Bundeskanzlerin sollte auf ihrer Chinareise deutlich sagen: Deutsche Unternehmen wünschen sich die gleichen Bedingungen für Investitionen in China, wie sie auch chinesische Unternehmen in Deutschland bekommen", sagte DIHK-Außenwirtschaftschef Volker Treier der Deutschen Presse-Agentur.

Treier kritisierte, dass Ausländer noch immer oftmals nur über Joint Ventures mit chinesischen Partnern in der Volksrepublik am Markt aktiv sein könnten. Dann aber komme es auch häufig zu einer „erzwungenen Offenlegung von Technologie im Gegenzug für Investitionsgenehmigungen“. Zudem müssten ausländische Unternehmen einen hohen Anteil an lokaler Fertigung zusichern, um sich an Ausschreibungen beteiligen zu können.

Deutsche Unternehmen beklagen zudem die Ungerechtigkeit, dass chinesische Unternehmen frei in Deutschland investieren können, während in China der Marktzugang repressiver werden und „informeller Protektionismus“ entstehe. Auch die von Peking geförderte Strategie, das chinesische Unternehmen mit günstigen Krediten staatlicher Banken im Rücken überhöhte Angebote machen und Wettbewerber verdrängen können, um sich ausländische Hochtechnologie zu sichern, sorgt für Irritationen.

Der Wirtschaftsbereich galt im deutsch-chinesischen Verhältnis lange als sichere Bank, nun aber häufen sich die Beschwerden. Deutsche Unternehmer sind frustriert, die Wettbewerbsbedingungen verschieben sich zu ihrem Nachteil, während das Wachstum der zweitgrößten Volkswirtschaft nachlässt. Auch in Deutschland wächst der Widerstand gegen chinesische Investitionen, wie die Diskussion um die Übernahme des Roboterbauers Kuka zeigt. Berlin und vor allem das Bundeswirtschaftsministerium wollen verhindern, dass der chinesische Midea-Konzern beim deutschen Technologiekonzern zum maßgeblichen Anteilseigner wird. Die Chinesen bewerten das Technologieunternehmen mit 4,5 Milliarden Euro so hoch, dass eine Gegenofferte unwahrscheinlich bleibt. Midea hat angekündigt, 115 Euro je Aktie bieten zu wollen. Am heutigen Freitag notiert die Kuka-Aktie zu Kursen unter 108 Euro.

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Über den Experten

Bernd Lammert
Bernd Lammert
Finanzredakteur

Bernd Lammert arbeitet als Redakteur seit 2010 bei der BörseGo AG. Er ist studierter Wirtschafts- und Medienjurist sowie ausgebildeter Journalist. Das Volontariat absolvierte er noch beim Radio, beruflich fand er dann aber schnell den Weg in andere Medien und arbeitete u. a. beim Börsen-TV in Kulmbach und Frankfurt sowie als Printredakteur bei der Financial Times Deutschland in Berlin. In seinen täglichen Online-Berichten bietet er Nachrichten und Informationen rund um die Finanzmärkte. Darüber hinaus analysiert er wirtschaftsrelevante Entscheidungen der obersten deutschen Gerichte für eine Finanzagentur. Grundsätzlich ist Bernd Lammert der Ansicht, dass aktuelle Kenntnisse über die Märkte sowie deren immanente Risiken einem keine Erfolge schlechthin garantieren, aber die Erfolgschancen deutlich erhöhen können.

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