Fundamentale Nachricht
08:22 Uhr, 26.10.2016

Verschafft ein Sieg Trumps den US-Aktienmärkten einen kurzfristigen Aufschwung?

Höhere Staatsausgaben und Steuersenkungen könnten nach Meinung von James Bateman, CIO Multi Asset bei Fidelity International, die amerikanische Wirtschaft vorübergehend ankurbeln.

Erwähnte Instrumente

  • Dow Jones
    ISIN: US2605661048Kopiert
    Kursstand: 18.169,27 Pkt (NYSE) - Zum Zeitpunkt der Veröffentlichung

Kronberg im Taunus (GodmodeTrader.de) – Mehr als bei früheren Wahlkämpfen sehen Anleger deutliche Risiken im aktuellen Rennen um das Weiße Haus. Während Hillary Clinton für Kontinuität steht – wenn auch mit etwas härterer Haltung in Handels-, Gesundheits- und Finanzfragen – sehen die meisten in Donald Trump eine echte Gefahr für die Märkte. Seine Äußerungen zur Globalisierung, die den USA mehr schade als nutze, schüren Ängste vor zunehmendem Protektionismus und Stimmungsmache gegen freie Märkte, wie James Bateman, CIO Multi Asset bei Fidelity International, in einem aktuellen Marktkommentar schreibt.

Viele erwarteten deshalb, dass ein Sieg Trumps eine Verkaufswelle an den amerikanischen wie internationalen Märkten lostrete. Aber so paradox es auch klinge: Ein Wahlerfolg des republikanischen Kandidaten könnte den US-Aktienmärkten eine Aufwärtsphase bescheren – zumindest vorübergehend. Höhere Staatsausgaben und Steuersenkungen könnten der amerikanischen Wirtschaft neuen Schub geben und zunächst das Gewinnwachstum der Unternehmen ankurbeln. Selbst wenn sie der US-Wirtschaft auf lange Sicht wohl eher schadeten, heißt es.

Ein Sieg Trumps würde Anleger vermutlich auf dem falschen Fuß erwischen, denn obwohl das Rennen eng ist, sehen die Umfragen Hillary Clinton vorn. Hinzu kommt, dass sich viele schlicht weigern, die Möglichkeit eines Siegs des Republikaners überhaupt in Betracht zu ziehen. Daher liegt die Vermutung nahe, dass nach einem Wahlsieg Trumps eine Verkaufswelle die Märkte überrollt. Wahrscheinlich würde sich diese Welle in den Wochen und Monaten danach jedoch umkehren. Denn Trumps Vorschläge könnten der Wirtschaft zunächst kräftige Impulse geben. Seine Vorhaben durch den Kongress zu bringen, selbst wenn der von Republikanern kontrolliert würde, dürfte ihm zwar schwerfallen. Aber die Märkte würden den Politikwechsel zunächst einpreisen, ohne abzuwarten, wie sich die höheren Staatsausgaben konkret auswirken. Sowohl Trump als auch Clinton dürften die Konjunktur durch mehr Ausgaben für die Infrastruktur ankurbeln. Aber Trumps Ausgabenpaket hätte ein doppelt so hohes Volumen wie das seiner Widersacherin“, so Bateman.

Zudem scheine er eher gewillt, zusätzliche Ausgaben über höhere Schulden zu finanzieren. Anders als Clinton, die angekündigt habe, für Infrastrukturprojekte Unternehmen über höhere Steuern zur Kasse zu bitten. Trump habe ferner eine Vereinfachung der Steuergesetze sowie eine Senkung der Unternehmenssteuer auf 15 Prozent und der Einkommensteuer versprochen. Werde Trump Präsident, sei daher wohl mit deutlich höherer Staatsverschuldung als für den Fall zu rechnen, dass Clinton ins Weiße Haus einziehe, heißt es weiter.

„Auf den neuen Kurs und Tonfall in der Politik dürften die Märkte mit einer Rally reagieren. Am Ende könnte das fiskalische Stimuluspaket zwar deutlich kleiner ausfallen als gedacht. Und ob es finanzierbar ist, bleibt abzuwarten. Aber auf Trumps Wahlagenda stehen andere Vorschläge, die sich als umsetzbar und überaus stimulierend erweisen könnten. So dürfte die versprochene Senkung der Unternehmenssteuer auch darauf abzielen, einen Großteil der im Ausland von amerikanischen Firmen erwirtschafteten Gewinne wieder zurück ins Land zu holen. Bemühungen, die Unternehmen zur Repatriierung dieser Gelder zu bewegen, könnten parteiübergreifend auf Zustimmung stoßen und ein Bündnis für eine allgemeine Steuerreform schmieden“, so Bateman.

Sollte es unmittelbar nach einem Sieg Trumps zu massiven Verkäufen kommen, könnte das die Notenbank von einer Zinsanhebung im Dezember abhalten. Das ganze Jahr über hätten sich die US-Währungshüter mit Zinserhöhungen betont zurückgehalten und könnten es sich leisten, mit Verweis auf in diesem Jahr enttäuschende US-Wirtschaftsdaten auf eine weitere Zinserhöhung zu verzichten. Da die Fed zudem bisher die Zinsen nur dann erhöht habe, wenn der Markt dies als nahezu sicher eingepreist habe, gelte es auch darauf zu achten, wie sie die Märkte auf eine Zinserhöhung nach einem Wahlsieg Trumps einstimmen würde. Am 8. November werde gewählt. Und sollte es als Reaktion darauf zu einer rasanten Talfahrt an den Märkten kommen, bliebe ihr nicht mehr viel Zeit sicherzustellen, dass eine Zinsstraffung von den Marktteilnehmern positiv aufgenommen werde. Die Fed könnte wegen ihrer vorsichtigen Haltung in Erwartung negativer Folgen einer Trump-Präsidentschaft an ihrer lockeren Geldpolitik festhalten, heißt es weiter.

„Dass sich ein Sieg Trumps zunächst positiv auf amerikanische Risikoanlagen auswirken könnte, ist also durchaus möglich. Nicht jedoch, dass diese Wirkung anhält, insbesondere wenn man die allein auf den Schutz der heimischen Wirtschaft ausgerichtete Wirtschaftsagenda des Republikaners betrachtet. Eine gegen den internationalen Handel gerichtete Rhetorik des Präsidenten käme im Ausland gar nicht gut an. Auf höhere Zölle für Einfuhren in die USA dürften andere Länder mit ähnlichen Maßnahmen antworten. Leiden würden darunter US-Firmen mit umfangreichen internationalen Aktivitäten und vor allem solche, die in China und anderswo produzieren lassen. Darüber hinaus würde eine Präsidentschaft Trumps die Position Amerikas im Ausland schwächen. Bestehende Handelsabkommen wie die Transatlantische Partnerschaft oder NAFTA gerieten ins Wanken. Schließlich hat Trump versprochen, sie aufzukündigen oder zumindest neu zu verhandeln. Seine harte Haltung zu chinesischen Exporten in die USA könnte einen Handelskrieg auslösen, der sich nicht eben günstig auf die Bereitschaft der Chinesen auswirken dürfte, den Amerikanern weitere Schuldenpapiere abzunehmen. Kurz, eine Trump-Präsidentschaft könnte die globale Ordnung auf den Kopf stellen, von der die US-Wirtschaft profitiert.“

~~~~~~~~~~~

Sie sind Fan von Mr. Dax alias Dirk Müller? Sie können vom Wissen des Börsen-Experten profitieren und den "Dirk Müller Premium Aktien" Fonds jetzt zu besonders günstigen Konditionen erwerben. Im Rahmen einer einmaligen Aktion zum einjährigen Geburtstag können Sie den Fonds jetzt einfach und unkompliziert über Guidants mit 100 % Rabatt auf den Ausgabeaufschlag kaufen. Weitere Informationen erhalten Sie hier!

Passende Produkte

WKN Long/Short KO Hebel Laufzeit Bid Ask
Keine Ergebnisse gefunden
Zur Produktsuche

Keine Kommentare

Du willst kommentieren?

Die Kommentarfunktion auf stock3 ist Nutzerinnen und Nutzern mit einem unserer Abonnements vorbehalten.

  • für freie Beiträge: beliebiges Abonnement von stock3
  • für stock3 Plus-Beiträge: stock3 Plus-Abonnement
Zum Store Jetzt einloggen

Das könnte Dich auch interessieren

Über den Experten

Tomke Hansmann
Tomke Hansmann
Redakteurin

Nach ihrem Studium und einer anschließenden journalistischen Ausbildung arbeitet Tomke Hansmann seit dem Jahr 2000 im Umfeld Börse, zunächst als Online-Wirtschaftsredakteurin. Nach einem kurzen Abstecher in den Printjournalismus bei einer Medien-/PR-Agentur war sie von 2004 bis 2010 als Devisenanalystin im Research bei einer Wertpapierhandelsbank beschäftigt. Seitdem ist Tomke Hansmann freiberuflich als Wirtschafts- und Börsenjournalistin für Online-Medien tätig. Ihre Schwerpunkte sind Marktberichte und -kommentare sowie News und Analysen (fundamental und charttechnisch) zu Devisen, Rohstoffen und US-Aktien.

Mehr Experten