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11:30 Uhr, 05.06.2013

Verlustangst kann Anleger dauerhaft Rendite kosten

Frankfurt/London –Die Angst vor Verlusten hält wohlhabende Privatanleger in Europa davon ab, ihre Anlageansätze zu überdenken und damit Chancen am Kapitalmarkt im Hinblick auf finanzielle Ziele besser zu nutzen. Dies zeigt ein neuer Bericht des Vermögensverwalters BlackRock. Dieser geht auch darauf ein, wie Finanzberater dabei helfen können, diese Angst zu überwinden.

Die befragten Anleger sind häufig auf kurzfristige Renditen ausgerichtet und schätzen langfristige Risiken falsch ein. Dies ist eine der Kernaussagen des Berichtes „Zeit zu handeln“ von BlackRock. Einerseits gehört es zu den Hauptzielen der Befragten, ihre Vermögen langfristig zu mehren. Andererseits wollen sie keine finanziellen Risiken eingehen. Dies zeigt, dass die Verlustangst schwerer wiegt als die langfristigen Ziele: 55% bezeichnen sich als risikoscheu und unwillig, mit ihrem Geld Risiken einzugehen, 45% der Befragten bevorzugen kurzfristige Anlagen, 35% halten aktuell mehr Geld in bar oder auf Sparkonten als vor einem Jahr, nur 32% sind bereit, für höhere Renditen größere Risiken einzugehen, nur 16% nehmen aktiv Veränderungen an ihren Portfolios vor.

Alex Hoctor-Duncan, Leiter des Retail-Geschäftes in der Region Europa, Naher Osten und Afrika (EMEA) bei BlackRock, sagt: „Bei einigen Kunden passen die langfristigen finanziellen Ziele nicht mit ihren aktuellen Positionierungen im Portfolio zusammen. Daher sollten sie ihre Strategien überdenken und anders investieren. Sie sollten erkennen, wie ihre Emotionen sie davon abhalten, die beste und objektivste Vorgehensweise zu wählen. Dies sollte ein zentrales Thema für Finanzberater sein. Denn diese können Investoren helfen, die Auswirkungen von Emotionen auf ihre Anlageentscheidungen zu verstehen.“

Die wohlhabenden Privatanleger stimmen größtenteils darin überein (83% der Befragten), dass die Finanzierung des späteren Lebens zunehmend in den Verantwortungsbereich des Einzelnen fällt und schwieriger wird. Dennoch hat ein Viertel von ihnen noch nicht mit der Ruhestandsplanung begonnen. Von denen, welche bereits damit angefangen haben, erwarten nur 30%, dass sie im Ruhestand das gewünschte Einkommensniveau erreichen werden. In Europa liegt die Lebenserwartung für 65-Jährige deutlich über 15 Jahren. Innerhalb der Europäischen Union kommen auf einen Rentner vier Erwachsene im erwerbsfähigen Alter. Die Anleger erkennen zwar die daraus resultierende, immer größer werdende Finanzierungslücke. Sie verstehen die Notwendigkeit, etwas dafür zu tun, damit ihr Geld länger reicht und dass sie gegebenenfalls sogar länger arbeiten müssen. Allerdings haben sie Angst davor, ihr Barvermögen in den Kapitalmarkt umzuschichten.

In Deutschland fühlt man sich gut versorgt, vertraut aber zu großen Teilen auf den Staat: 84% der in Deutschland Befragten glauben, dass sie gut auf ihren Ruhestand vorbereitet sind. Doch noch immer vertrauen 68% der Befragten hierzulande auf die staatliche Rente – weit mehr als in den übrigen europäischen Ländern. Christian Machts, Leiter des Retail-Geschäftes in Deutschland, Österreich und Osteuropa bei BlackRock, erklärt: „Aus unserer Umfrage geht deutlich hervor: Die Mehrheit der wohlhabenden Privatanleger ist zu stark in ihren derzeitigen Portfolio-Aufteilungen und kurzfristigen Anlagehorizonten verwurzelt, um dies ohne Ratgeber ändern zu können. Unser Bericht zeigt, wie Finanzberater gemeinsam mit ihren Kunden Risiken neu bewerten können, sich auf die gewünschten Anlageergebnisse konzentrieren können und Emotionen, die einem guten Anlageansatz möglicherweise im Weg stehen, überwinden können.“

Alex Hoctor-Duncan fasst die Ergebnisse so zusammen: „Jetzt nichts für die Altersvorsorge zu tun, birgt das Risiko, dass das Kapital später frühzeitig aufgebraucht ist. Fondsmanager und Finanzberater können dieser wichtigen Investorengruppe helfen, dies zu verstehen. Sie können den Anlegern Folgendes klar machen: Dass diese die Diskrepanz zwischen ihrem Ziel und dem Weg, auf dem sie dorthin gelangen wollen, beseitigen müssen und dass sie ihre Scheu vor Veränderungen angesichts der neuen Investmentwelt überwinden können.“

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Über den Experten

Tomke Hansmann
Tomke Hansmann
Redakteurin

Nach ihrem Studium und einer anschließenden journalistischen Ausbildung arbeitet Tomke Hansmann seit dem Jahr 2000 im Umfeld Börse, zunächst als Online-Wirtschaftsredakteurin. Nach einem kurzen Abstecher in den Printjournalismus bei einer Medien-/PR-Agentur war sie von 2004 bis 2010 als Devisenanalystin im Research bei einer Wertpapierhandelsbank beschäftigt. Seitdem ist Tomke Hansmann freiberuflich als Wirtschafts- und Börsenjournalistin für Online-Medien tätig. Ihre Schwerpunkte sind Marktberichte und -kommentare sowie News und Analysen (fundamental und charttechnisch) zu Devisen, Rohstoffen und US-Aktien.

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