Nachricht
19:12 Uhr, 17.11.2005

Verband Dt. Medienfonds fordert Planungssicherheit

Die Vorzeichen für die neue Regierung lassen nichts Gutes erahnen, denn obgleich der scheidende Finanzminister Hans Eichel mit seinem Vorschlag zur Einführung des neuen Fallenstellerparagrafen 15b Einkommensteuergesetz im Parlament scheiterte, will ihn sein vermutlicher Nachfolger Peer Steinbrück rückwirkend einführen. Dies ist jedoch nicht verfassungsgemäß, stellte Dr. h.c. Wolfgang Spindler, Vizepräsident des Bundesfinanzhofes in einer jüngsten Pressekonferenz fest. Er müsste es eigentlich wissen, denn derartige Fragen landen letztendlich bei ihm.

"Es scheint offensichtlich so zu sein, dass sich die neue Regierung, obwohl noch nicht einmal im Amt, über demokratische Regeln hinweg setzt", meint Michael Oehme, Vorstand des Verbandes Deutscher Medienfonds in München. Seine Verbandsmitglieder seien von den Ausführungen direkt betroffen. "Eine Absicht ist noch kein Erlass und erst recht kein Gesetz", meint Oehme und spielt damit auf die Planungsunsicherheit der letzten Jahre an. Denn offensichtlich nur mit dem Ziel, bisher durch den sog. Medienerlass ausdrücklich geregelte und erlaubte Investitionen zukünftig einschränken zu wollen, zeichne sich die Finanzverwaltung und die zukünftige Regierung mittlerweile durch eine nicht wenig befremdliche Steuerkreativität aus. Zum Nachteil der Wirtschaft, der Anleger und letztendlich zum Nachteil des Staates. Neuer Gipfel der Verunsicherung sei die geplante rückwirkende Einführung eines § 15b EStG, der nach Angaben von Oehme unter anderem auch dazu führt, dass Filmproduktionen ihre Erlöse nicht mehr ihrem bisherigen Geschäftsmodell folgend steuerneutral wieder investieren können. Die Renditechance der Gesellschaften werde dadurch massiv beeinträchtigt und der Anleger direkt und unmittelbar geschädigt. Steuermehreinnahmen seien so nicht zu erwarten. Es sei ein beispielloser Vorgang, dass eine ganze Branche einseitig darunter leiden soll, weil die Regierung massive Haushaltslöcher zu stopfen hat.

"Das Ausland lacht mittlerweile über uns", meint Oehme. Da kein Staat in Europa die Filmwirtschaft so im Stich lasse wie der deutsche, würden künftig wohl viele Filme im Ausland produziert. Die Arbeitsplätze würden diesem Trend folgen. "Denn jeder europäische Staat um uns herum hat mittlerweile ein Steuerprogramm mit regionalem Anreiz, nur Deutschland nicht. Es wird endlich Zeit, dass die Regierung erkennt, dass Investitionen im Medienmarkt nur durch vernünftige Steueranreize mit Deutschlandeffekt gefördert werden können und dadurch immens positive Effekte für den Standort Deutschland erzielbar sind", so Oehme.

Keine Kommentare

Du willst kommentieren?

Die Kommentarfunktion auf stock3 ist Nutzerinnen und Nutzern mit einem unserer Abonnements vorbehalten.

  • für freie Beiträge: beliebiges Abonnement von stock3
  • für stock3 Plus-Beiträge: stock3 Plus-Abonnement
Zum Store Jetzt einloggen

Das könnte Dich auch interessieren

Über den Experten

Thomas Gansneder
Thomas Gansneder
Redakteur

Thomas Gansneder ist langjähriger Redakteur der BörseGo AG. Der gelernte Bankkaufmann hat sich während seiner Tätigkeit als Anlageberater umfangreiche Kenntnisse über die Finanzmärkte angeeignet. Thomas Gansneder ist seit 1994 an der Börse aktiv und seit 2002 als Finanz-Journalist tätig. In seiner Berichterstattung konzentriert er sich insbesondere auf die europäischen Aktienmärkte. Besonderes Augenmerk legt er seit der Lehman-Pleite im Jahr 2008 auf die Entwicklungen in der Euro-, Finanz- und Schuldenkrise. Thomas Gansneder ist ein Verfechter antizyklischer und langfristiger Anlagestrategien. Er empfiehlt insbesondere Einsteigern, sich strikt an eine festgelegte Anlagestrategie zu halten und nur nach klar definierten Mustern zu investieren. Typische Fehler in der Aktienanlage, die oft mit Entscheidungen aus dem Bauch heraus einhergehen, sollen damit vermieden werden.

Mehr Experten