Fundamentale Nachricht
12:05 Uhr, 24.07.2019

USA: Weniger Eisen in der Bahn

Die Frachtmengen im US-Schienenverkehr sind seit Monaten rückläufig. Sie zeigen den Finanzanalysten der DWS zufolge die breite Schwäche des US-Industriesektors, den sie runtergestuft haben.

Frankfurt (GodmodeTrader.de) - Aufmerksamen amerikanischen „Trainspottern", also Menschen, die in ihrer Freizeit Zügen nachstellen, wird nicht entgangen sein, dass es in vielen Teilen der Wirtschaft schon seit einiger Zeit etwas flau läuft. Laut Daten des amerikanischen Eisenbahnverbands (AAR) sind die Frachtvolumina fünf Monate in Folge im Vorjahresvergleich zurückgegangen, wie die Finanzanalysten der DWS in einer Publikation aus der Reihe „Chart der Woche“ schreiben.

Die Zahlen, die die Woche bis zum 6. Juli umfassten, zeigten einen Rückgang von 7,6 Prozent im Vergleich zum Vorjahr. Die rollierenden Drei-Monats-Durchschnittswerte lägen seit rund einem Jahr unter den Vorjahreswerten. Noch seien die Tiefststände von Mitte 2016 nicht erreicht, doch die Treiber seien ähnlich, heißt es weiter.

„Die rückläufigen Frachtvolumina sind das Ergebnis einer schwächer werdenden Konjunktur. Darüber hinaus sind viele Unternehmen aktuell dabei, ihre Lagerbestände abzubauen" so Marcus Poppe, Portfoliomanager Globale Aktien der DWS.

Einen Unterschied gebe es zu 2016 - den Ölsektor. Beschleunigte er 2016 den Abschwung noch, seien Erdölprodukte nun eine von nur vier Güterkategorien, deren Frachtvolumina seit Jahresanfang gestiegen seien. Die 16 anderen Kategorien seien im Minus, allen voran Steine, Stahl und Koks. Diese Zahlen passten zu dem Bild, wonach vor allem das Verarbeitende Gewerbe das Wirtschaftswachstum bremse. Zwar gebe es auch hier stärkere und schwächere Untersektoren, doch in der Breite sehe man derzeit keinen Katalysator für eine Belebung. Deshalb habe man den Industriesektor (als Aktiensektor) auf Untergewichten heruntergestuft, heißt es weiter.

„Aufgrund der schwächeren Frühindikatoren sowie den ersten negativen Unternehmensberichten gehen wir von weiteren Enttäuschungen in der beginnenden Berichtssaison aus. Auch ohne eine Industrierezession ist es durchaus möglich, dass die Gewinnschätzungen für Industrieunternehmen nach unten korrigiert werden müssen", sagt Poppe.

Dies sei ein globales Phänomen. Ähnlich wie die Industrie zwei Jahre von einem synchronen Aufschwung profitiert habe, sei nun ein synchroner Abschwung erkennbar. Die Investitionstätigkeit leide zudem von der Unsicherheit, die der Handelskrieg zwischen den USA und China schüre. Gleichzeitig verlaufe der Abschwung noch sacht. Ein abruptes Ende dieses rekordlangen Zyklus erwarte man nach wie vor nicht, heißt es abschließend.

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Über den Experten

Tomke Hansmann
Tomke Hansmann
Redakteurin

Nach ihrem Studium und einer anschließenden journalistischen Ausbildung arbeitet Tomke Hansmann seit dem Jahr 2000 im Umfeld Börse, zunächst als Online-Wirtschaftsredakteurin. Nach einem kurzen Abstecher in den Printjournalismus bei einer Medien-/PR-Agentur war sie von 2004 bis 2010 als Devisenanalystin im Research bei einer Wertpapierhandelsbank beschäftigt. Seitdem ist Tomke Hansmann freiberuflich als Wirtschafts- und Börsenjournalistin für Online-Medien tätig. Ihre Schwerpunkte sind Marktberichte und -kommentare sowie News und Analysen (fundamental und charttechnisch) zu Devisen, Rohstoffen und US-Aktien.

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