Fundamentale Nachricht
08:22 Uhr, 01.06.2018

USA verhängt Exportverbot gegen Smartphonehersteller ZTE

JK-Capital-Analyst Gun Woo rechnet damit, dass sich die US-Sanktionen gegen ZTE positiv auf Chinas Mikrochip-Ambitionen auswirken werden.

Erwähnte Instrumente

  • Hang Seng
    ISIN: HK0000004322Kopiert
    Kursstand: 30.573,66 Pkt (Commerzbank CFD) - Zum Zeitpunkt der Veröffentlichung

Hongkong (GodmodeTrader.de) - Kürzlich wurde ZTE, ein multinationales Unternehmen für Telekommunikationsausrüstungen und -systeme aus China (mit einer Marktkapitalisierung von 20 Milliarden US-Dollar), von der Reaktivierung eines zuvor außer Kraft gesetzten siebenjährigen Verbots von US-Komponentenverkäufen durch das US-Handelsministerium getroffen. Auf einer Pressekonferenz sagte der Vorsitzende von ZTE, das US-Exportverbot habe das Unternehmen „in einen Koma-Zustand versetzt“. Forbes prognostizierte sogar, dass ZTE in den nächsten Wochen Konkurs anmelden wird. Viele Medien haben diese Neuigkeit in den Kontext des möglichen Handelskriegs zwischen den USA und China gesetzt, wie Gun Woo, CFA, Senior Analyst bei JK Capital Management, in einem aktuellen Marktkommentar schreibt.

Woo ist der Ansicht, dass das Verbot von US-Komponentenverkäufen an ZTE nicht für den Technologiesektor als Ganzes pauschalisiert werden kann. Der Hintergrund zu den Geschehnissen sei gewesen, dass das ursprüngliche Verbot im Jahr 2016 eingeführt worden sei, nachdem bekannt gegeben worden sei, dass ZTE Geräte mit integrierter amerikanischer Technologie an den Iran verkauft habe. Es sei versucht worden, diese Transaktionen zu verschleiern. Das Verbot sei später im Jahr 2017 wieder aufgehoben worden, nachdem das Unternehmen zugestimmt habe, eine Geldstrafe zu zahlen und einige Prüfungs- und Compliance-Anforderungen umzusetzen. Das Sieben-Jahres-Verbot sei kürzlich wieder aktiviert worden, da es den Anschein gehabt habe, dass ZTE den Mitarbeitern, die illegale Verkäufe tätigten, ihren vollen Bonus gezahlt und keine Rüge an diese Angestellten erteilt hätten. Diesbezüglich sei den US-Behörden nicht die Wahrheit erzählt worden. Daher seien die nun gegenüber ZTE auferlegten Beschränkungen kein erstes Anzeichen dafür, was dem gesamten Technologiesektor in China blühen könnte, heißt es weiter.

„Im Hinblick auf die Auswirkungen auf ZTE sind wir der Meinung, dass die Diskussion um ein ‚Schockzustand‘ im Unternehmen übertrieben und die Wahrscheinlichkeit eines Konkurses nahe null ist. Wir glauben, dass das Geschäft von ZTE aufgrund des Verbots nur weniger als ein Jahr beeinträchtigt sein könnte. Rund 30 bis 40 Prozent der Einkäufe von ZTE, die sich auf integrierte Schaltkreise beziehen, stammen Schätzungen zufolge aus den USA. Basierend auf unserer Analyse können in den drei Geschäftsbereichen von ZTE die meisten Chips innerhalb der Region bezogen werden – hauptsächlich in China selbst – für die Bereiche Mobilfunk und Festnetz“, so Woo.

Im Segment der drahtlosen Telekommunikationsgeräte stammten die Basisbandprozessoren für drahtlose Basisstationen meist aus US-amerikanischen Unternehmen, und es werde schwieriger sein, alternative Anbieter außerhalb der USA zu finden. Selbst im schlimmsten Fall denke er aber, dass diese Basisbandprozessoren auf die ASIC-Technologie (Application Specific IC) umschalten könnten. Die Entwicklung würde für einige taiwanesische Zulieferer etwa ein Jahr in Anspruch nehmen, heißt es weiter.

„Zusammenfassend glauben wir, dass die Krise um ZTE unternehmensspezifisch ist und dass die Auswirkungen auf das Geschäft von ZTE nicht fatal ausfallen werden. Es wird wahrscheinlich dazu führen, dass sich Unternehmen in China längerfristig technologisch unabhängiger oder diversifizierter ausrichten werden. Tatsächlich hat die Regierung in China die Technologieanbieter sofort aufgefordert, die bereits aggressiven Forschungs- und Entwicklungspläne für den Halbleitersektor zu beschleunigen, um die Abhängigkeit von ausländischen Lieferungen zu reduzieren. Letztlich rechnen wir damit, dass sich die US-Sanktionen gegen ZTE positiv auf Chinas Mikrochip-Ambitionen auswirken werden“, so Woo.

Passende Produkte

WKN Long/Short KO Hebel Laufzeit Bid Ask
Keine Ergebnisse gefunden
Zur Produktsuche

Keine Kommentare

Du willst kommentieren?

Die Kommentarfunktion auf stock3 ist Nutzerinnen und Nutzern mit einem unserer Abonnements vorbehalten.

  • für freie Beiträge: beliebiges Abonnement von stock3
  • für stock3 Plus-Beiträge: stock3 Plus-Abonnement
Zum Store Jetzt einloggen

Das könnte Dich auch interessieren

Über den Experten

Tomke Hansmann
Tomke Hansmann
Redakteurin

Nach ihrem Studium und einer anschließenden journalistischen Ausbildung arbeitet Tomke Hansmann seit dem Jahr 2000 im Umfeld Börse, zunächst als Online-Wirtschaftsredakteurin. Nach einem kurzen Abstecher in den Printjournalismus bei einer Medien-/PR-Agentur war sie von 2004 bis 2010 als Devisenanalystin im Research bei einer Wertpapierhandelsbank beschäftigt. Seitdem ist Tomke Hansmann freiberuflich als Wirtschafts- und Börsenjournalistin für Online-Medien tätig. Ihre Schwerpunkte sind Marktberichte und -kommentare sowie News und Analysen (fundamental und charttechnisch) zu Devisen, Rohstoffen und US-Aktien.

Mehr Experten