Kommentar
08:37 Uhr, 04.08.2015

USA verderben die Laune

Die europäischen Märkte starteten sehr gut in die Woche und ignorierten damit die wieder aufgenommene Talfahrt der Börse in China. Alles lief prima bis die USA mit ihren Wirtschaftsdaten kam

In Europa gibt es Grund zur Freude. In den meisten Ländern zeigen die Daten eine anhaltende Erholung. Das wurde gestern durch zahlreiche Einkaufsmanagerindizes bestätigt. Vor allem Italien überraschte mit einem relativ hohen Indexwert. Insgesamt deuten die Indizes eine weitere Expansion des verarbeitenden Gewerbes an. Ausschlaggebend dafür ist ein Wert von 50 oder mehr, wobei diese Grenze nicht in Stein gemeißelt ist. Ein Indexwert von unter 50 bedeutet nicht automatisch, dass das Gewerbe schrumpft.

In Europa sind Indexwerte von 51 oder 52 schon eine kleine Sensation. In den USA ist das anders. Dort wurde ebenfalls der Einkaufsmanagerindex für das verarbeitende Gewerbe veröffentlicht. Dieser lag bei 52,7 Punkten. Frankreich und auch Deutschland würden sich über solche Werte freuen, doch Anleger bewegt das in den USA eher auf den Verkaufsknopf zu drücken.

Der Reflex, Aktien zu verkaufen, hatte zwei Gründe. Zum einen lag der ISM Index deutlich unter den Erwartungen von 53,6 Punkten. Zum anderen wirft der erneute Rückgang des Index Fragen über die wirtschaftliche Erholung auf. Nach einem schwachen ersten Quartal ging es im zweiten Quartal wieder aufwärts, allerdings weniger als erwartet. Das Wirtschaftswachstum lag annualisiert bei 2,3%. Wenn jetzt der ISM Index noch eine Abkühlung im Gewerbe vermuten lässt, dann sind das keine guten Vorzeichen für das dritte Quartal.

Der ISM Index setzt sich aus mehreren Teilindizes zusammen und einige von diesen werfen noch ganz andere dunkle Schatten voraus. Ein Teilindex, der den Zustand der Beschäftigung wiedergibt, sank um 2,8 Punkte auf 52,7. Das ist insofern brisant, als dass am Freitag die offiziellen Arbeitsmarktdaten für Juli veröffentlicht werden. Man muss eine Abschwächung des Stellenaufbaus befürchten.

Ein anderer Teilindex, der die Preisentwicklung wiedergibt, sank um 4,5 Punkte auf 42,5. Man darf also keinen Inflationsanstieg erwarten. Ganz im Gegenteil sogar, die USA stehen kurz davor sinkende Preise auszuweisen.
All das trübt die Stimmung. Trotzdem muss man die Kirche im Dorf lassen. Das verarbeitende Gewerbe ist inzwischen ein schlechter Gradmesser für die US Wirtschaft. Der Sektor repräsentiert nur einen kleinen Teil der Gesamtwirtschaft. Es ist auch nicht das erste Mal, dass der ISM die falschen Signale sendet. In diesem Jahr kam es häufig bei den Arbeitsmarktzahlen trotz schlechter ISM Werte zu positiven Überraschungen.

Für Kauflaune sorgen die Zahlen dennoch nicht und ein gewisser Zusammenhang zwischen ISM und dem Aktienmarkt lässt sich nicht ignorieren. Grafik 2 zeigt den ISM Index und die Jahresperformance des Dow Jones. Die Jahresperformance wird immer vom aktuellen Monat zum Vorjahresmonat gemessen, also z.B. Juli 2015 gegenüber Juli 2014. Der ISM Index und die Jahresperformance des Dow Jones gehen für gewöhnlich Hand in Hand. Eine Abschwächung im Gewerbe wäre möglicherweise das letzte Argument, welches der Markt noch braucht, um zu korrigieren. Bereits jetzt ist der US Markt im Vergleich zum Vorjahr nur noch knapp im Plus. Die Wahrscheinlichkeit, dass das Plus wegschmilzt und Ende August das erste Mal seit 2012 wieder ein Minus auf Jahressicht ausgewiesen wird, ist sehr hoch.

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Über den Experten

Clemens Schmale
Clemens Schmale
Finanzmarktanalyst

Clemens Schmale hat seinen persönlichen Handelsstil seit den 1990er Jahren an der Börse entwickelt.

Dieser gründet auf zwei Säulen: ein anderer Analyseansatz und andere Basiswerte. Mit anders ist vor allem die Kombination aus Global Makro, fundamentaler Analyse und Chartanalyse sowie Zukunftstrends gemeint. Während Fundamentaldaten und Makrotrends bestimmen, was konkret gehandelt wird, verlässt sich Schmale beim Timing auf die Chartanalyse. Er handelt alle Anlageklassen, wobei er sich größtenteils auf Werte konzentriert, die nicht „Mainstream“ sind. Diese Märkte sind weniger effizient als andere und ermöglichen so hohes Renditepotenzial. Sie sind damit allerdings auch spekulativer als hochliquide Märkte. Die Haltedauer einzelner Positionen variiert nach Anlageklasse, beträgt jedoch meist mehrere Tage, oft auch Wochen oder Monate.

Rohstoffe, Währungen und Volatilität handelt er aktiv, in Aktien und Anleihen investiert er eher langfristig. Die Basiswerte werden direkt – auch über Futures – oder über CFDs gehandelt, in Ausnahmefällen über Optionen und Zertifikate.

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