USA provozieren zweite Rezession
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Der US-Aktienmarkt kommt seit Wochen nicht mehr vorwärts. In Europa geht es schon längere Zeit seitwärts. Dann kam die Angst vor einem zweiten Lockdown. Ein zweiter (partieller) Lockdown muss den Aktienmarkt nicht zwangsweise gleich tief ins Minus drücken. Es kommt ganz darauf an, wie hoch der Anteil der Wirtschaft ist, der nach unten gefahren wird. In den USA ist kein zweiter landesweiter Lockdown absehbar. Das Problem der US-Wirtschaft ist ein anderes als in Europa. In Europa ist ein effektiver Lockdown eine Gefahr für die Wirtschaft und damit auch für den Aktienmarkt. In den USA ist es die hohe Arbeitslosigkeit. In Europa gibt es weitreichende Kurzarbeiterregelungen. Viele Länder verlängern die Regeln mit angepassten Bedingungen. Die Löhne werden weiterhin bezahlt, allerdings in geringerem Umfang und es muss ein Mindestbeschäftigungsgrad vorliegen. So handhabt es etwa Großbritannien in Zukunft. Für die Beschäftigten gibt es Schöneres; es ist aber besser, als den Job zu verlieren. In den USA wurde die Krise anders gehandhabt. Beschäftigte wurden entlassen und erhielten höhere Arbeitslosenunterstützung. Diese Unterstützung wurde im August gekürzt und lief im September aus...
Seither gehen die Konsumausgaben derjenigen zurück, die Hilfe in Anspruch genommen haben (Grafik 1). Noch sind die Ausgaben höher als vor der Krise. Das Geld, das der Staat auszahlte, floss recht zuverlässig in den Konsum. Das liegt daran, dass die meisten, die Unterstützung bekamen, im Niedriglohnsektor tätig waren. Sie hatten einfach keine Rücklagen. Was an Geld hereinkommt, fließt auch wieder raus.
Seit Anfang September sind die Ausgaben im zweistelligen Bereich gesunken. Das gilt für die Bezieher von Unterstützungsleistungen. Dieser Effekt wird teilweise ausgeglichen, weil wieder mehr Menschen Arbeit finden. Der Stellenaufbau verliert jedoch an Dynamik. Ohne ein weiteres Konjunkturprogramm könnte der Konsum im Oktober wieder zurückgehen.
Da die US-Wirtschaft zu 70 % vom Konsum abhängt, kommt das praktisch einer zweiten Rezession gleich. Ohne neue Hilfen dürften die Einkommen nämlich bis Jahresende unter das Vorkrisenniveau sinken. Während einer Rezession steigen die Einkommen meist, weil die Steuern gesenkt werden und mehr Unterstützungsleistungen ausgezahlt werden.
Das war auch diesmal so. Nun fällt die Unterstützung immer weiter weg und die Einkommen sinken (Grafik 2).
Man muss sehr viel Fantasie haben, um da keine Rezession zu erwarten. In Washington herrscht jedoch weiter Stillstand. Die Demokraten wollen über 2 Billionen ausgeben, die Republikaner deutlich weniger. Ein Kompromiss ist noch nicht gefunden. Jeder weitere Tag bringt die US-Wirtschaft näher an eine zweite Rezession. Ohne schnelle Maßnahmen müssen auch Anleger bangen und tiefere Kurse befürchten.
Clemens Schmale
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