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11:10 Uhr, 24.03.2016

USA könnten sich 2016 als Insel der Stabilität erweisen

Der britische Vermögensverwalter LGIM erwartet, dass die US-Wirtschaft gegenüber einer globalen Schwäche widerstandsfähig bleibt – wenn die Fed Vorsicht walten lässt.

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London (GodmodeTrader.de) - Das weltweite Wachstum enttäuscht, doch die USA könnten sich 2016 als Insel der Stabilität erweisen. Dieser Ansicht ist James Carrick, Ökonom bei Legal & General Investment Management. „Die US-Wirtschaft ist relativ geschlossen. Unsere Modelle lassen daher erwarten, dass es vor allem auf inländische Faktoren ankommt. Der niedrige Ölpreis hat bislang nicht für den erwarteten Wachstumsschub gesorgt, und damit rückt die Investitionstätigkeit der Unternehmen in den Fokus“, erklärt er. Diese werde durch zwei Faktoren beeinflusst: Positiv durch die Entwicklung des amerikanischen Arbeitsmarkts und negativ durch die prekäre Lage am Markt für Unternehmensanleihen. „Es liegt nun an der US-Notenbank Fed, Vorsicht bei den geplanten Zinserhöhungen walten zu lassen, um für Stabilität zu sorgen“, so Carrick.

Nur 13 Prozent des amerikanischen Bruttoinlandsproduktes würden durch Exporte erbracht. Umso wichtiger sei der Konsum. „Fallende Ölpreise wie im vergangenen Jahr kommen tendenziell den Konsumenten zugute, doch bislang hat sich diese Erwartung nicht erfüllt“, sagt Carrick. Die amerikanischen Haushalte hätten die Entlastungen offenbar zum Sparen genutzt. Zudem habe die Entwicklung insbesondere die Schiefergasbranche zu Kürzungen gezwungen, die steigende Konsumausgaben bislang aufgefangen haben: „Daher kommt es jetzt vor allem auf die Fähigkeit der Unternehmen an, im Inland für Kaufkraft und Beschäftigung zu sorgen.“

Derzeit rechnet Carrick mit einem Wachstum von zwei Prozent in den USA. „Das entspricht dem Trend der letzten fünf Jahre, und in dieser Zeit hat sich der Arbeitsmarkt stark entwickelt“, sagt er. Daher erwartet er auch im laufenden Jahr weiter fallende Arbeitslosigkeit, die die Banken ermutigen sollte, Kredite für langlebige Konsumgüter und Hypotheken an die amerikanischen Haushalte auszugeben. „Das ist auch ein gutes Zeichen hinsichtlich der Kreditvergabe gegenüber Unternehmen, denn historisch korrelieren diese beiden Größen“, so der Ökonom. Auch die jüngsten Umfragen zu den Konditionen der Kreditvergabe der Banken wiesen in diese Richtung. Dennoch warnt James Carrick davor, diese Zahlen zu optimistisch zu interpretieren, denn Bankkredite hätten seit der Finanzkrise für die Unternehmensfinanzierung an Bedeutung verloren. Daher kann eine Konzentration auf die Banken dazu führen, die Finanzierungsspielräume der Unternehmen zu überschätzen.

Stattdessen gewinne die Lage am Markt für Unternehmensanleihen an Bedeutung. Insbesondere im High-Yield-Segment rechnet der Ökonom 2016 mit einer schwierigen Lage. Niedrige Öl- und Rohstoffpreise dürften für eine Rekordzahl an Ausfällen bei Unternehmen aus diesem Sektor sorgen. „Die Gefahr ist, dass sich Investoren insgesamt abschrecken lassen und sich tendenziell aus der Anlageklasse zurückziehen. Und dabei dürfte auch die Erwartung steigender Leitzinsen eine Rolle spielen“, sagt Carrick. Käme es dazu, könnten auch gesunde Unternehmen Problem bekommen, an Kapital zu kommen, und wären gezwungen, bei Investitionen und Neueinstellungen zu kürzen. Das dürfte sich wiederum auf die Kaufkraft der Konsumenten auswirken. Carrick rät allerdings dazu, auch diese Gefahr nicht zu überschätzen: „Viele Unternehmen haben das Kapital vom Kreditmarkt für Aktienrückkäufe verwendet. Bei diesen Unternehmen dürften sich schlechtere Bedingungen weniger stark auswirken als befürchtet. Darüber hinaus gibt es bislang kaum Anzeichen, dass die Kapitalmärkte für Unternehmen nicht mehr zugänglich sind.“

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Über den Experten

Tomke Hansmann
Tomke Hansmann
Redakteurin

Nach ihrem Studium und einer anschließenden journalistischen Ausbildung arbeitet Tomke Hansmann seit dem Jahr 2000 im Umfeld Börse, zunächst als Online-Wirtschaftsredakteurin. Nach einem kurzen Abstecher in den Printjournalismus bei einer Medien-/PR-Agentur war sie von 2004 bis 2010 als Devisenanalystin im Research bei einer Wertpapierhandelsbank beschäftigt. Seitdem ist Tomke Hansmann freiberuflich als Wirtschafts- und Börsenjournalistin für Online-Medien tätig. Ihre Schwerpunkte sind Marktberichte und -kommentare sowie News und Analysen (fundamental und charttechnisch) zu Devisen, Rohstoffen und US-Aktien.

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