Kommentar
14:40 Uhr, 11.07.2019

USA geraten ins Hintertreffen

Während sich die USA isolieren, treiben andere die Globalisierung voran. Die USA verlieren so ihre Sonderstellung.

Die USA machen ziemlich deutlich, was sie vom Rest der Welt halten und was sie von ihr verlangen. Entweder werden die USA bevorteilt oder es gibt keine Kooperation bzw. Zölle. Normalerweise dauert es viele Jahre bis sich global eine Neuordnung ergibt. Durch das brüske Auftreten der USA hat sich der Prozess allerdings beschleunigt. Die USA machten einen Rückzug von der bereits unterschriebenen TPP (Trans-Pacific Partnership). Es wäre das bisher größte Handelsabkommen aller Zeiten geworden. Nun findet die Party ohne die USA statt. Das Abkommen ist inzwischen in Kraft getreten.

Ähnlich ging es mit dem Abkommen mit der EU. Auch hier machten die USA einen Rückzieher. Mit beiden Abkommen wären die USA im Zentrum der zwei größten Wirtschaftsräume der Welt gewesen. Den entsprechenden Einfluss kann man gar nicht überschätzen. Es hätte die Vormachtstellung der USA einzementiert.

Stattdessen versuchen die USA nun bilaterale Abkommen zu schließen – bisher erfolglos. Selbst das neu verhandelte Abkommen mit Kanada und Mexiko ist eine Farce. Verbesserungen für die USA sucht man mit dem Mikroskop.

Der Rest der Welt wartet nicht auf die USA. Andere Bündnisse werden weiter verhandelt und unterschrieben. Die EU hat, auch wegen der Alleingänge der USA, ihre Anstrengungen mindestens verdoppelt und in Rekordtempo mehrere Handelsabkommen zum Abschluss gebracht.

Vom G20 Gipfel vor anderthalb Wochen wurde ein Handelsabkommen mit Mercosur (Argentinien, Brasilien, Paraguay, Uruguay) mitgebracht. Ein Abkommen mit Japan ist seit Jahresbeginn in Kraft. Mit dem Vietnam wird es in diesem Jahr in Kraft treten. Zusammen mit den bestehenden Partnerschaften und Abkommen, kommt der Handel mit den neuen Vereinbarungen auf über 1,2 Billionen pro Jahr.


Die USA waren lange Zeit die unangefochtene Nummer 1. Sie sind immer noch der größte einzelne Handelspartner. Die EU schmiedet allerdings immer mehr Handelsabkommen, sodass die Bedeutung der USA kleiner wird. Die Abhängigkeit wird sukzessive verringert.

Die USA hatten China einige voraus. Durch den Freihandel hätten sie China isolieren können. Die USA haben sich dagegen entschieden. Nun kann China vorpreschen. Sollte es Handelsabkommen anstreben, dürfte es die USA endgültig ersetzen. Bisher führt China allerdings wie neuerdings die USA bilaterale Gespräche.

Wie dem auch sei, die Welt wartet nicht auf die USA. Im Gegenteil sogar, die Welt entwickelt sich nun noch schneller, zum Nachteil der USA. Diese wird immer mehr abgehängt. Es ist unwahrscheinlich, dass die USA das, was sie in den letzten Jahren an Boden verloren haben, jemals wieder aufholen können.

Von den EU Staaten kann man nur hoffen, dass wenige Einzelinteressen den jetzigen Vorsprung nicht zunichte machen. So manche Interessensgruppe in einzelnen Ländern stellt sich quer. Anstatt den Ängsten, z.B. der Landwirte, mit fortgesetzter Abschottung zu begegnen, sollte die Politik lieber Wettbewerbsfähigkeit fördern. An verkrusteter Nostalgie festhalten ist genau das, was die USA gerade ins Abseits manövriert. Diesen Fehler dürfen die EU Länder nicht nachmachen. Nur dann bleibt ein Vorsprung.

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Über den Experten

Clemens Schmale
Clemens Schmale
Finanzmarktanalyst

Clemens Schmale hat seinen persönlichen Handelsstil seit den 1990er Jahren an der Börse entwickelt.

Dieser gründet auf zwei Säulen: ein anderer Analyseansatz und andere Basiswerte. Mit anders ist vor allem die Kombination aus Global Makro, fundamentaler Analyse und Chartanalyse sowie Zukunftstrends gemeint. Während Fundamentaldaten und Makrotrends bestimmen, was konkret gehandelt wird, verlässt sich Schmale beim Timing auf die Chartanalyse. Er handelt alle Anlageklassen, wobei er sich größtenteils auf Werte konzentriert, die nicht „Mainstream“ sind. Diese Märkte sind weniger effizient als andere und ermöglichen so hohes Renditepotenzial. Sie sind damit allerdings auch spekulativer als hochliquide Märkte. Die Haltedauer einzelner Positionen variiert nach Anlageklasse, beträgt jedoch meist mehrere Tage, oft auch Wochen oder Monate.

Rohstoffe, Währungen und Volatilität handelt er aktiv, in Aktien und Anleihen investiert er eher langfristig. Die Basiswerte werden direkt – auch über Futures – oder über CFDs gehandelt, in Ausnahmefällen über Optionen und Zertifikate.

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