Kommentar
12:20 Uhr, 13.12.2006

USA: Fed-Statement nur geringfügig verändert<br />

1. Die Fed hat den Leitzins erwartungsgemäß auf dem Niveau von 5,25 % belassen und auch nur geringfügige Änderungen an ihrem Statement vorgenommen. Die derzeitige konjunkturelle Lage und der diesbezügliche Ausblick werden etwas vorsichtiger beschrieben als noch beim vorangegangenen Zinsentscheid am 25. Oktober. So stellt sie nach wie vor fest, dass sich das Wirtschaftswachstum im Verlauf des Jahres verlangsamt hat und nennt als Hauptursache hierfür die Abkühlung auf dem Markt für Wohnimmobilien. Diese bezeichnet die Fed jetzt jedoch als „erheblich“, was darauf hindeutet, dass das FOMC dieser Entwicklung nun eine tendenziell größere Bedeutung beimisst als noch Ende Oktober. Dem steht jedoch gegenüber, dass Fed-Vertreter auch in jüngerer Zeit darauf hingewiesen haben, dass bisher keine Anzeichen dafür vorliegen, dass sich die Schwäche am Immobilienmarkt auf andere Bereiche der Wirtschaft überträgt.

2. Die Fed hält an ihrer Einschätzung fest, dass sie für die nähere Zukunft ein moderates Wachstum erwartet, versieht diese Aussage jedoch mit zwei Einschränkungen: Zum einen ergänzt sie den entsprechenden Satz um die Formulierung „im Durchschnitt der nächsten Quartale“, was die Möglichkeit eines schwächeren Wachstums in einzelnen Quartalen einräumt. Zum anderen verweist sie darauf, dass die Konjunkturindikatoren in jüngerer Zeit ein uneinheitliches Bild vermittelt haben, womit sie sicher in erster Linie auf den zuletzt unerwartet schwachen ISM-Index im verarbeitenden Gewerbe anspielt. Letzterer Aussage sollte jedoch keine zu große Bedeutung beigemessen werden. So sagt die Fed wörtlich, dass sie an ihrer Erwartung eines moderaten Wachstums festhält, obwohl die Indikatoren zuletzt gemischt ausgefallen sind. Zudem haben Kommentare des FOMC zu einzelnen Datenveröffentlichungen in der jüngeren Vergangenheit keine wichtigen Implikationen für die Geldpolitik nach sich gezogen. So bemerkte die Fed beim Zinsentscheid am 31. Januar, kurz nach Veröffentlichung des enttäuschenden Bruttoinlandsprodukts im vierten Quartal 2005, „die jüngsten wirtschaftlichen Daten waren uneinheitlich“, setzte den Zinserhöhungszyklus aber weiter fort. Im Juni nahm das FOMC die Formulierung „Zahlen zur Kerninflation waren in den vergangenen Monaten erhöht“ in sein Statement auf, nachdem der Verbraucherpreisindex ohne Lebensmittel und Energie bereits drei Mal in Folge um 0,3 % gegenüber dem Vormonat angestiegen war, hob die Federal Funds Rate seitdem jedoch nicht weiter an. Signalcharakter für die Geldpolitik besitzen vielmehr diejenigen Teile des Statements, die sich auf den Ausblick für die nähere Zukunft beziehen, und diese haben sich im Vergleich zum Oktober nur geringfügig verändert.

3. Diejenigen Passagen des Statements, die sich auf die Inflationsentwicklung beziehen, hat die Fed vollkommen unverändert gelassen. Sie stellt nach wie vor fest, dass sich die Kerninflationsrate auf einem erhöhten Niveau befindet und dass die hohe Auslastung der Ressourcen einen anhaltenden Inflationsdruck nach sich ziehen könnte. Für die nähere Zukunft geht das FOMC jedoch weiterhin von einem nachlassenden Inflationsdruck aus, basierend auf geringerem Aufwärtsdruck von Seiten der Energiepreise, verankerten Inflationserwartungen und der Wirkung der bereits erfolgten Leitzinserhöhungen. Dennoch verbleiben nach Einschätzung der Fed einige Inflationsrisiken.

4. Wie schon bei den vorangegangenen Meetings hält das FOMC an der Formulierung fest, dass Ausmaß und Zeitpunkt weiterer Zinsschritte von der Entwicklung des Ausblicks für Inflation und Wirtschaftswachstum abhängen. Wir sind nach wie vor der Ansicht, dass die Fed mit dieser Aussage nicht wirklich eine hohe Wahrscheinlichkeit nochmaliger Leitzinserhöhungen andeuten will. Vielmehr beabsichtigt sie mit dieser Formulierung, die an den Finanzmärkten bestehenden Erwartungen baldiger Leitzinssenkungen zu dämpfen. Wir gehen weiterhin davon aus, dass im Mai und im Juni nächsten Jahres eine Senkung der Federal Funds Rate um jeweils 25 Basispunkte erfolgen wird. Danach dürfte die Fed den Leitzins für längere Zeit auf dem annähernd neutralen Niveau von 4,75 % belassen. Wir würden uns in der Prognose einer ersten Lockerung der Geldpolitik im Mai weiter bestärkt fühlen, wenn die Fed bei einem der kommenden beiden Meetings im Januar und im März den Tightening Bias aufgibt, d.h. nicht mehr von der Möglichkeit zusätzlicher Leitzinserhöhungen spricht.

Quelle: DekaBank

Die DekaBank ist im Jahr 1999 aus der Fusion von Deutsche Girozentrale - Deutsche Kommunalbank- und DekaBank GmbH hervorgegangen. Die Gesellschaft ist als Zentralinstitut der deutschen Sparkassenorganisation im Investmentfondsgeschäft aktiv. Mit einem Fondsvolumen von mehr als 135 Mrd. Euro und über fünf Millionen betreuten Depots gehört die DekaBank zu den größten Finanzdienstleistern Deutschlands. Im Publikumsfondsgeschäft hält der DekaBank-Konzern einen Marktanteil von etwa 20 Prozent.

Keine Kommentare

Du willst kommentieren?

Die Kommentarfunktion auf stock3 ist Nutzerinnen und Nutzern mit einem unserer Abonnements vorbehalten.

  • für freie Beiträge: beliebiges Abonnement von stock3
  • für stock3 Plus-Beiträge: stock3 Plus-Abonnement
Zum Store Jetzt einloggen

Das könnte Dich auch interessieren

Über den Experten

Thomas Gansneder
Thomas Gansneder
Redakteur

Thomas Gansneder ist langjähriger Redakteur der BörseGo AG. Der gelernte Bankkaufmann hat sich während seiner Tätigkeit als Anlageberater umfangreiche Kenntnisse über die Finanzmärkte angeeignet. Thomas Gansneder ist seit 1994 an der Börse aktiv und seit 2002 als Finanz-Journalist tätig. In seiner Berichterstattung konzentriert er sich insbesondere auf die europäischen Aktienmärkte. Besonderes Augenmerk legt er seit der Lehman-Pleite im Jahr 2008 auf die Entwicklungen in der Euro-, Finanz- und Schuldenkrise. Thomas Gansneder ist ein Verfechter antizyklischer und langfristiger Anlagestrategien. Er empfiehlt insbesondere Einsteigern, sich strikt an eine festgelegte Anlagestrategie zu halten und nur nach klar definierten Mustern zu investieren. Typische Fehler in der Aktienanlage, die oft mit Entscheidungen aus dem Bauch heraus einhergehen, sollen damit vermieden werden.

Mehr Experten