Kommentar
07:23 Uhr, 31.05.2019

USA: Faule Kredite steigen an - Gefahr für Banken und Wirtschaft?

Das Volumen fauler Kredite nimmt in den USA schlagartig zu. Die Beschreibung, dass sich die USA in einer „Goldilocks Phase“ befinden, kann nicht zutreffen.

Viele Analysten verstehen nicht, wieso der Aktienmarkt nicht weiter steigt. Eigentlich ist alles im Lot. Die Wirtschaft wächst, die Zinsen werden nicht erhöht, die Inflation ist niedrig. Es passt einfach alles. Die Situation wird als Goldilocks beschrieben.

So goldig können die Zeiten aber gar nicht sein. Banken müssen zunehmend mit faulen Krediten kämpfen. Unter den Krediten an Unternehmen gibt es seit zwei Quartalen einen bedenklichen Trend (Grafik 1). Das Volumen fauler Kredite steigt.


Diese Kredite werden seit mindestens 3 Monaten nicht mehr bedient. Sie sind also noch nicht allesamt ausgefallen, sind aber gefährdet. Das geschieht normalerweise nicht, wenn alles goldig ist. Die Wirtschaft hat also ein Problem.

Um Banken muss man sich deswegen keine Sorgen machen. Die Beträge sind insgesamt noch überschaubar. Die längere Historie zeigt, dass es sehr viel schlimmer kommen kann (Grafik 2). Es ist noch nicht lange her, da lag das Volumen fast doppelt so hoch wie jetzt. Das war vor drei Jahren. Damals führte der niedrige Ölpreis zu vermehrten Ausfällen.

Wirklich spannend ist aber der Umstand, dass das Volumen selbst 2008/09 nicht einmal 60 Mrd. erreichte. Man fragt sich, weshalb die ganze Welt in Aufregung war. So schlimm war die Lage eigentlich gar nicht. Das Problem waren allerdings nicht die Kredite an Unternehmen. Unternehmen kamen einigermaßen glimpflich davon. Die Finanzkrise ist in den Daten zu Unternehmenskrediten daher nicht repräsentativ für die Krise.

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Aktuell liegt der Anteil der Problemkredite im Verhältnis zu allen Krediten bei weniger als einem Prozent (Grafik 3). Während der Finanzkrise waren es zeitweise 4 %. Banken können sich also noch gelassen zurücklehnen. Der derzeitige Anteil ist nichts, was einem Bankmanager den Schlaf rauben muss.

Es geht aber auch nicht um die Banken. Es geht um die Wirtschaft. Der steigende Anteil fauler Kredite ist ein Warnsignal. Gerade Anfang 2019 schnellten diese nach oben, obwohl die Wirtschaft mit über 3 % wuchs. Wer da nicht etwas nervös wird, sollte genauer hinschauen.

Unternehmen sind so hoch verschuldet wie nie zuvor (Grafik 4). Es ist also nur eine Frage der Zeit, bis diese Blase platzt. Ob es nun jetzt schon soweit ist, kann niemand mit Sicherheit sagen. Es steht allerdings außer Frage, dass es irgendwann soweit kommen wird.


Die US-Wirtschaft kühlt ab. Allein ein Rückgang des Wachstums kann Unternehmen unter Druck setzen. Man kann nicht ausschließen, dass der Stein demnächst ins Rollen kommt.

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1 Kommentar

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  • new-agens
    new-agens

    Eine solche Verschuldung trotz "Hochkonjunktur" - da sollten die offiziellen Zahlen doch erhebl. euphemistisch ausgelegt sein. Möchte nicht wissen, wie die Stimmung aktuell in den Vorstandsetagen der US-Fracker ist. Wäre ich China und würde ernst machen wollen, würde ich´s über den Ölpreis versuchen und eben nicht so profan über die US-Staatsanleihen (die wären dann für den goldenen Blattschuss). Ab 50 USD (meines bescheidenen Wissens nach) machen die Fracker Miese - schauen wie lange sie (bzw.: die Banken) Preise darunter aushalten. Habe Zahlen zwischen 600 Mrd. und bis zu 3 Bio. USD an Schulden bei den Frackern gelesen.

    11:28 Uhr, 31.05.2019

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Über den Experten

Clemens Schmale
Clemens Schmale
Finanzmarktanalyst

Clemens Schmale hat seinen persönlichen Handelsstil seit den 1990er Jahren an der Börse entwickelt.

Dieser gründet auf zwei Säulen: ein anderer Analyseansatz und andere Basiswerte. Mit anders ist vor allem die Kombination aus Global Makro, fundamentaler Analyse und Chartanalyse sowie Zukunftstrends gemeint. Während Fundamentaldaten und Makrotrends bestimmen, was konkret gehandelt wird, verlässt sich Schmale beim Timing auf die Chartanalyse. Er handelt alle Anlageklassen, wobei er sich größtenteils auf Werte konzentriert, die nicht „Mainstream“ sind. Diese Märkte sind weniger effizient als andere und ermöglichen so hohes Renditepotenzial. Sie sind damit allerdings auch spekulativer als hochliquide Märkte. Die Haltedauer einzelner Positionen variiert nach Anlageklasse, beträgt jedoch meist mehrere Tage, oft auch Wochen oder Monate.

Rohstoffe, Währungen und Volatilität handelt er aktiv, in Aktien und Anleihen investiert er eher langfristig. Die Basiswerte werden direkt – auch über Futures – oder über CFDs gehandelt, in Ausnahmefällen über Optionen und Zertifikate.

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