Wissensartikel
08:41 Uhr, 13.02.2019

Warum Timing an der Börse so schwierig ist

Billig kaufen, teuer verkaufen – so einfach ist das eigentlich. In der Praxis ist das natürlich alles andere als leicht.

Timing ist an der Börse alles. Die wenigsten haben allerdings ein gutes Timing. Dafür gibt es auch gute Gründe. Das Kursgeschehen führt gerne in die Irre und es ist undurchsichtig, was Anleger in einem bestimmten Moment einpreisen und was nicht.

Man kann aber etwas Licht ins Dunkel bringen, wenn man versteht, wie gewisse Dinge funktionieren. Als Beispiel dafür dient der Ölmarkt. Hier gab es zuletzt hohe Volatilität, nicht nur beim Ölpreis, sondern auch bei den Aktien.

Generell folgen die Aktienkurse dem Ölpreis. Grafik 1 zeigt dazu den Aktienkurs von Hi-Crush Partners, die Fracking-Sand fördern und liefern. Es ist ein Unternehmen, welches besonders stark vom Ölpreis abhängig ist. Ist der Preis niedrig, sind viele Schieferölunternehmen nicht profitabel und setzen den Rotstift an. Sie bohren und fördern weniger. Das wirkt sofort auf die Menge an Sand, die bei Hi-Crush gekauft wird.


Nun kann man als Anleger ja einfach die Aktie kaufen, wenn der Ölpreis niedrig ist. Das habe ich bei Hi-Crush Ende Dezember so gemacht. Ich wusste natürlich nicht, dass das mit dem Tief der Ölpreiskorrektur zusammenfällt. Es war bis zu einem gewissen Grad Glück.

Die erste Schwierigkeit ist also das Tief bei dem Wert zu erkennen, der die Kurse indirekt mitbestimmt. Das kann der Ölpreis sein, aber genauso gut alles andere, etwa das Zinsniveau, welches für Banken ausschlaggebend ist.

Selbst wenn man erkennt, dass das, was die Kurse bestimmt, ein Tief erreicht hat, ist die Story noch lange nicht zu Ende. Es dauert nämlich eine Zeit lang, bis sich ein fundamental positiver Trend (z.B. höherer Ölpreis) bei den Unternehmen widerspiegelt. Grafik 2 zeigt den Ölpreis zusammen mit Umsatz und Gewinn von Hi-Crush.


Der Ölpreis erreichte Anfang 2016 sein Tief. Der Umsatz des Unternehmens fiel bis Sommer 2016 und der erste Gewinn wurde ein Jahr später erzielt. Es dauerte 18 Monate vom Tief des Ölpreises, bis die Fundamentaldaten Entwarnung gaben. Wer nur auf den Gewinn der Firma geschaut hätte, wäre beim Timing hoffnungslos verloren gewesen.

Bei Ölunternehmen wie Hi-Crush im Fracking-Sektor laufen die Fundamentaldaten parallel zur Bohr- und Förderaktivität (Grafik 3). Es ist aber nicht zielführend auf diese Fundamentaldaten zu achten. Das ist viel zu langsam. Trotzdem warten Anleger darauf, dass sich die Situation bei Umsatz und Gewinn verbessert, bevor sie die Aktie kaufen.


Sie kaufen damit Monate zu spät. Wer zum richtigen Zeitpunkt kauft, wird trotzdem verunsichert, wenn die nächsten Quartalszahlen kommen. Diese werden nämlich grauenhaft sein. Das muss man mental erst einmal durchstehen.

Wer gutes Timing haben will, sollte nicht auf die Quartalsgewinne als Indikator setzen. Man muss wissen, was den Kurs bestimmt. Dafür muss man ein bisschen nachdenken. Es ist nicht immer so offensichtlich wie im Ölsektor.

Wenn man gefunden hat, was den Kurs bestimmt, muss man darauf gefasst sein, dass die Trendwende nicht geradlinig verläuft. Die Fundamentaldaten eines Unternehmens trüben sich nämlich noch mehrere Monate ein, bevor es bergauf geht.

Was den Ölmarkt anbelangt, bin ich bis vor kurzem von einer nachhaltigen Trendwende ausgegangen. Inzwischen habe ich daran so meine Zweifel. Ich ziehe mich aus dem Markt zurück.

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Clemens Schmale
Clemens Schmale
Finanzmarktanalyst

Clemens Schmale hat seinen persönlichen Handelsstil seit den 1990er Jahren an der Börse entwickelt.

Dieser gründet auf zwei Säulen: ein anderer Analyseansatz und andere Basiswerte. Mit anders ist vor allem die Kombination aus Global Makro, fundamentaler Analyse und Chartanalyse sowie Zukunftstrends gemeint. Während Fundamentaldaten und Makrotrends bestimmen, was konkret gehandelt wird, verlässt sich Schmale beim Timing auf die Chartanalyse. Er handelt alle Anlageklassen, wobei er sich größtenteils auf Werte konzentriert, die nicht „Mainstream“ sind. Diese Märkte sind weniger effizient als andere und ermöglichen so hohes Renditepotenzial. Sie sind damit allerdings auch spekulativer als hochliquide Märkte. Die Haltedauer einzelner Positionen variiert nach Anlageklasse, beträgt jedoch meist mehrere Tage, oft auch Wochen oder Monate.

Rohstoffe, Währungen und Volatilität handelt er aktiv, in Aktien und Anleihen investiert er eher langfristig. Die Basiswerte werden direkt – auch über Futures – oder über CFDs gehandelt, in Ausnahmefällen über Optionen und Zertifikate.

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