Kommentar
07:51 Uhr, 03.09.2015

USA: Eingriffe auf dem Rohstoffmarkt

Die USA haben keinen Tag gewartet, um China für die Interventionen auf dem Aktienmarkt oder für die Abwertung der Währung zu kritisieren. Aber wie heißt es so schön: bevor man andere kritisiert, sollte man vor der eigenen Türe kehren.

Die Interventionen der USA auf dem Rohstoffmarkt, spezifisch auf dem Markt für Agrarrohstoffe, sind in ihrer Größenordnung nicht einmal ansatzweise mit den Interventionen Chinas vergleichbar. Nichtdestotrotz bleiben sie, was sie sind: Interventionen.

In einigen Märkten sind die Eingriffe durchaus nennenswert. Das US Landwirtschaftsministerium (USDA – US Department of Agriculture) kündigte kürzlich an für den Betrag von 20 Mio. Dollar gefrorenes Orangensaftkonzentrat zu kaufen. Der Dollarbetrag entspricht in etwa 6 Mio. Pfund des Konzentrats und repräsentiert 2% des Marktes.

Das USDA greift regelmäßig in den Agrarmarkt ein, um Preise zu stützen. Diese Stützungskäufe sind indirekte Subventionen und addieren sich zu den ohnehin üppigen Subventionen, die die Branche erhält. Trotzdem wird interveniert, um die Märkt kurzfristig zu stabilisieren und Farmern ein anständiges Einkommen zu sichern.

Beim Kauf von 6 Mio. Pfund des Konzentrats nimmt das USDA einen merklichen Teil aus dem Markt. Derzeit liegen gut 300 Mio. Pfund in den Lagern. Das entspricht in etwa einem Jahresbedarf an dem Konzentrat der US Bevölkerung. Die Aktion hilft nicht den Markt in einen neuen Bullenmarkt zu bewegen. Es hilft aber die Auswirkungen der Überproduktion ein klein wenig zu mildern.

Die Menge, die gekauft werden soll, entspricht dem wöchentlichen Bedarf der USA. Das USDA „konsumiert“ also ungefähr einen ganzen Wochenbedarf. Das lässt die Preise nicht explodieren, aber es hilft sie zu stabilisieren, zumal der Konsum von Orangensaft in den letzten Jahren rückläufig war. Anpassungen auf der Produktionsseite gab es so gut wie keine. Die Farmer produzieren weiter kräftig Orangensaftkonzentrat. Bei gleichbleibender Produktion und sinkender Nachfrage machen niedrigere Preise Sinn. Diese werden nun jedoch durch die Intervention manipuliert, sodass der Anreiz für eine Reduktion der Produktion nicht mehr vorhanden ist.

Das USDA hat eine lange Tradition, was Eingriffe in den Markt anbelangt. Grafik 1 zeigt wie viele Millionen US Dollar jedes Jahr für solche Stützungskäufe aufgewendet wurden. In den Jahren 2004 bis 2008 sank die Summe, da Rohstoffpreise generell ein sehr hohes Niveau erreichten. Während der Finanzkrise brachen die Preise ein, schnellten dann aber bis 2011 wieder nach oben. Seitdem fallen sie und es wird wieder mehr interveniert.

Insgesamt ist das Interventionsvolumen von 50 bis 300 Mio. pro Jahr nicht sehr groß. Im Einzelfall kann es jedoch sehr viel sein. Beim Orangensaftkonzentrat beträgt die Intervention 2% des gesamten Lagerbestandes. Der Betrag könnte in diesem Jahr noch auf 4,5% ansteigen.
Orangensaftkonzentrat ist nicht der einzige Markt, der gesteuert wird. Grafik 2 zeigt die Ausgaben für einzelne Märkte im Jahr 2013. 65 Mio. US Dollar wurden für den Kauf von Truthahn aufgewendet, 50 Mio. für Huhn. Interessant ist auch die Größenordnung, die für Blaubeeren ausgegeben wurde – insgesamt über 30 Mio. USD.

Letztlich kann das USDA eingreifen, wo es einen Eingriff für nötig hält. So eine Intervention wurde anscheinend im Jahr 2013 auch auf dem Erdbeermarkt für notwendig erachtet. Es flossen 2 Mio. USD in den Kauf von Erdbeeren.
Das USDA ist immer noch ein Ministerium und kein Rohstoffhändler. Was also macht das Ministerium mit den teils schnell verderblichen Gütern? Die Güter fließen in die größeren Kaufprogramme ein. Das USDA ist einer der größten Abnehmer von Lebensmitteln in den USA. Sie werden für die Versorgung von Schulen erworben oder an Bedürftige weitergereicht. Die größten Positionen, die zuletzt erworben wurden, sind in Grafik 4 zu sehen. 2014 wurden insgesamt 440 Mio. für den Kauf von Obst ausgegeben. An zweiter Stelle stand Käse mit 316 Mio., gefolgt von Rind (300 Mio.) und Huhn (260 Mio.).

Unter den kleineren Positionen finden sich auch recht ungewöhnliche Produkte wie Tortillas mit 1,3 Mio. USD. Nicht dargestellt sind die Ausgaben für Pancakes. Diese kamen bisher nur ein einziges Mal vor und die Summe lag bei lediglich einer Mio. USD.

Wenn die USA mit dem Finger auf andere Länder zeigen, dann sollten sie konsequenterweise auch so fair sein ihre eigenen Praktiken zu durchleuchten. Durch die Interventionen werden Angebot und Nachfrage verzerrt. Das führt dazu, dass notwendige Anpassungen – z.B. Senkung der Produktion – nicht stattfinden. Preise werden künstlich hochgehalten. Für Konsumenten ist das definitiv schädlich.

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7 Kommentare

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  • dschungelgold
    dschungelgold

    Na wer schon globale Orangensatftpreise manipuliert.......und da wird bei der Goldmanipulation von V T geredet. WAS manipulieren die USA eigentlich NICHT , muesste die Frage heissen.

    08:40 Uhr, 03.09.2015
    1 Antwort anzeigen
  • whynot
    whynot

    Man braucht ja gar nicht erst im Agrarmarkt nach Manipulationen zu suchen - die größte Marktmanipulation der USA ist doch die Reihe an QE, in deren Verlauf mit einem noch nie dagewesenen Einsatz an künstlich geschaffener Liquidität das Zinsniveau manipuliert wurde, was einen weltweiten Abwertungswettlauf in Gange setzte. Die USA haben damit für enorme weltwirtschaftliche Ungleichgewichte gesorgt. Dennoch ein interessanter Artikel.

    08:27 Uhr, 03.09.2015
    1 Antwort anzeigen
  • dschungelgold
    dschungelgold

    Wieder was gelernt. Danke. Das wusste ich nicht.

    08:04 Uhr, 03.09.2015

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Über den Experten

Clemens Schmale
Clemens Schmale
Finanzmarktanalyst

Clemens Schmale hat seinen persönlichen Handelsstil seit den 1990er Jahren an der Börse entwickelt.

Dieser gründet auf zwei Säulen: ein anderer Analyseansatz und andere Basiswerte. Mit anders ist vor allem die Kombination aus Global Makro, fundamentaler Analyse und Chartanalyse sowie Zukunftstrends gemeint. Während Fundamentaldaten und Makrotrends bestimmen, was konkret gehandelt wird, verlässt sich Schmale beim Timing auf die Chartanalyse. Er handelt alle Anlageklassen, wobei er sich größtenteils auf Werte konzentriert, die nicht „Mainstream“ sind. Diese Märkte sind weniger effizient als andere und ermöglichen so hohes Renditepotenzial. Sie sind damit allerdings auch spekulativer als hochliquide Märkte. Die Haltedauer einzelner Positionen variiert nach Anlageklasse, beträgt jedoch meist mehrere Tage, oft auch Wochen oder Monate.

Rohstoffe, Währungen und Volatilität handelt er aktiv, in Aktien und Anleihen investiert er eher langfristig. Die Basiswerte werden direkt – auch über Futures – oder über CFDs gehandelt, in Ausnahmefällen über Optionen und Zertifikate.

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