Kommentar
09:45 Uhr, 15.05.2019

USA: Die Rezessionswahrscheinlichkeit steigt! Warnsignal für Aktien?

Das Thema der Stunde ist der Handelskonflikt. Doch auch ohne das Aufflackern des Konflikts steuern die USA auf eine Rezession zu.

Die regionale Notenbank von New York berechnet jeden Monat die Rezessionswahrscheinlichkeit auf Basis der Zinsentwicklung. Der letzte Datenpunkt stammt von Ende April. Zu diesem Zeitpunkt war der wahrhaftig weltbewegende Tweet noch nicht geschrieben. Die Ankündigung neuer Zölle durch Trump gab es noch nicht. Trotzdem stiegt die Rezessionswahrscheinlichkeit an.

Sie liegt nun bei 27,5 %. Diese Wahrscheinlichkeit zeigt, wie hoch das Risiko einer Rezession in 12 Monaten ist. Wir haben also nicht jetzt das Risiko einer Rezession, sondern vielmehr ein erhöhtes Risiko, dass in einem Jahr die wirtschaftliche Lage ganz anders aussieht.

Die Wahrscheinlichkeit war schon lange nicht mehr so hoch wie jetzt. Zuletzt war sie im März 2007 so hoch. Das war genau ein Jahr vor Beginn der Großen Rezession in den USA. 27,5 % klingt noch relativ harmlos, doch die Historie zeigt, dass man sie ernst nehmen muss.

Die Wahrscheinlichkeit erreichte zur Zeit der Finanzkrise gerade einmal ein Hoch bei 41,7 %. Bei der Rezession Anfang der 90er Jahre waren es sogar nur 33,2 %. 27,5 % klingen da plötzlich nicht mehr so harmlos.


Das größte Problem an der Sache ist aber, dass das Risiko weitläufig ignoriert wird. Das gilt für alle Akteure: Anleger, Politik und Notenbank. Die Notenbank erhöht die Zinsen zwar vorläufig nicht, doch um wirklich sicherzugehen, müsste sie die Zinsen senken.

Anleger machten sich Ende 2018 Sorgen. Diese Sorgen waren 6-12 Monate verfrüht. Die Politik für ihren Teil reagierte auf den Aktienmarkt. Anstatt Anfang 2019 neue Zölle einzuführen, verschob sie das Datum drei Monate nach hinten. Dann legte der Markt wieder deutlich zu und der Arbeitsmarkt brummte weiter.

Das ermunterte eine härtere Haltung gegenüber China. Das sendete zwar einen kurzen Schock in den Markt, doch Anleger sind schon wieder dabei, diesen abzuhaken. Am Ende läuft alles darauf hinaus, dass jeder die Rezession kommen sehen könnte, doch nicht reagiert.

Die Daten sind öffentlich zugänglich und eigentlich allen bekannt. Jeder kann sehen, dass wir uns auf einen Abschwung zubewegen. Der Rand des Kliffs ist schon erkennbar. Trotzdem wird Gas gegeben. Dann noch rechtzeitig zu bremsen (Handelskonflikt beilegen, Zinsen senken) wird schwierig. Das Zeitfenster, um eine Rezession im kommenden Jahr abzuwenden, schließt sich schnell.

Für Anleger bedeutet das auf Sicht von Tagen und Wochen wenig. Das favorisierte Szenario, welches ich im Oktober 2018 entworfen habe (neue Allzeithochs) gilt immer noch. Neue Hochs wurden bereits erreicht. Nun ist nur noch die Frage, ob der Markt diese um bis zu 10 % überschießen kann, bevor es deutlich nach unten geht.

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1 Kommentar

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  • Ski-Ghost
    Ski-Ghost

    @Clemanes Schmale

    Was meinen Sie mit 10% überschießen ? Dass der Markt noch um 10 % steigt, also auf 28.000 im DowJones ? Oder wie ist das zu verstehen ?

    13:22 Uhr, 15.05.2019

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Über den Experten

Clemens Schmale
Clemens Schmale
Finanzmarktanalyst

Clemens Schmale hat seinen persönlichen Handelsstil seit den 1990er Jahren an der Börse entwickelt.

Dieser gründet auf zwei Säulen: ein anderer Analyseansatz und andere Basiswerte. Mit anders ist vor allem die Kombination aus Global Makro, fundamentaler Analyse und Chartanalyse sowie Zukunftstrends gemeint. Während Fundamentaldaten und Makrotrends bestimmen, was konkret gehandelt wird, verlässt sich Schmale beim Timing auf die Chartanalyse. Er handelt alle Anlageklassen, wobei er sich größtenteils auf Werte konzentriert, die nicht „Mainstream“ sind. Diese Märkte sind weniger effizient als andere und ermöglichen so hohes Renditepotenzial. Sie sind damit allerdings auch spekulativer als hochliquide Märkte. Die Haltedauer einzelner Positionen variiert nach Anlageklasse, beträgt jedoch meist mehrere Tage, oft auch Wochen oder Monate.

Rohstoffe, Währungen und Volatilität handelt er aktiv, in Aktien und Anleihen investiert er eher langfristig. Die Basiswerte werden direkt – auch über Futures – oder über CFDs gehandelt, in Ausnahmefällen über Optionen und Zertifikate.

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