Kommentar
21:00 Uhr, 30.08.2019

USA: Die Konsumenten werden die Wirtschaft nicht retten

Viele Analysten und Top-Manager sehen in den USA keine Rezession aufziehen. Das Argument: der Konsum läuft und wird eine Rezession verhindern. Wohl kaum.

Viele in den USA sind zuversichtlich, dass das Land einer Rezession entgehen kann. Das verarbeitende Gewerbe befindet sich zwar bereits in einer Rezession, aber das muss für die Gesamtwirtschaft nichts heißen. Denn: der Konsum macht über zwei Drittel der Wirtschaft aus. Solange es dort läuft, ist alles in Ordnung.

Das Wachstum der Konsumausgaben war in den letzten Monaten tatsächlich stark. Nach Meinung vieler Experten wird das auch so bleiben. Ein Grund ist die gesunde Bilanz der Privathaushalte. Die Verschuldung lag einmal bei 100 % der Wirtschaftsleistung (Grafik 1). Seit der Finanzkrise hat sich viel getan und die Schulden wurden fast um ein Viertel reduziert.


Viele klopfen den Amerikaners bei dieser Entschuldung auf die Schultern und vermuten, dass selbst bei einem Abschwung genug Spielraum für weiteren Konsum besteht. Genau hier hakt es. Zwischen 2000 und 2007 stiegen die Schulden. Dazwischen gab es eine Rezession. Selbst Konsum auf Pump hielt die Wirtschaft nicht über Wasser.

Man fragt sich auch, wie viel Spielraum tatsächlich besteht. Die Verschuldung ist zwar niedriger als 2007, aber das allein bedeutet nicht, dass sie nachhaltig ist. Seit Jahren stagniert die Verschuldung trotz hohem Wirtschaftswachstums. Im internationalen Vergleich ist die Verschuldung sogar recht hoch (Grafik 2).

Es gibt also keinen Grund davon auszugehen, dass jetzt wieder auf Pump konsumiert werden kann, nur weil die Lage weniger schlimm ist als vor 10 Jahren. Weniger schlimm ist immer noch nicht gut. Zu allem Überfluss trübt sich auch die Stimmung ein.

Konsumiert wird dann, wenn die Stimmung gut ist. Wer sich über die Zukunft keine Sorgen macht, gibt Geld aus. Wer hingegen finanzielle Einbußen oder Arbeitslosigkeit befürchtet, der spart lieber. Bisher war die Stimmung unter US-Verbrauchern gut. Das ändert sich gerade.

Die Erwartungen bewegen sich schon seit Jahren kaum noch und befinden sich derzeit an der unteren Grenze der Range der letzten paar Jahre (Grafik 3). Besonders bedenklich ist aber die Trendwende bei der Wahrnehmung der Lage. Die Stimmung ist deutlich zurückgekommen und wieder dort angelangt, wo sie vor der Wahl von Trump war.


Es fällt einem wirklich schwer, hier keine Trendwende zu erkennen. Eine solche Trendwende sagte in der Vergangenheit langsameres Wachstum der Konsumausgaben zuverlässig voraus. Die Stimmung trübt sich also ein und auf höhere Schulden, um den Konsum zu finanzieren, würde ich mich nicht verlassen.

Eine Rezession ist nicht sicher. Wer allerdings argumentiert, dass der US-Konsument diese verhindern wird, ist auf dem Holzweg. Ein Blick auf die Fakten genügt.

Clemens Schmale

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4 Kommentare

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  • 1 Antwort anzeigen
  • WillyB
    WillyB

    Danke für die Zahlen und die Grafik. Ich hoffe - nein, ich bin sicher - Mr. Powell sieht sie auch. Das wird eines seiner Argumente sein, warum die FED den Leitzins senkt. Er betont ja stets, dass er auf Grund der Daten und nicht wegen der Politik oder des Handelsstreits agiert. Die Boerse steigt nicht wegen des Konsumentenvertrauens, sie steigt wegen der Liquidität.

    21:51 Uhr, 30.08.2019
  • While E. Coyote
    While E. Coyote

    des schaut ja ganz mies aus :-(

    21:14 Uhr, 30.08.2019

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Über den Experten

Clemens Schmale
Clemens Schmale
Finanzmarktanalyst

Clemens Schmale hat seinen persönlichen Handelsstil seit den 1990er Jahren an der Börse entwickelt.

Dieser gründet auf zwei Säulen: ein anderer Analyseansatz und andere Basiswerte. Mit anders ist vor allem die Kombination aus Global Makro, fundamentaler Analyse und Chartanalyse sowie Zukunftstrends gemeint. Während Fundamentaldaten und Makrotrends bestimmen, was konkret gehandelt wird, verlässt sich Schmale beim Timing auf die Chartanalyse. Er handelt alle Anlageklassen, wobei er sich größtenteils auf Werte konzentriert, die nicht „Mainstream“ sind. Diese Märkte sind weniger effizient als andere und ermöglichen so hohes Renditepotenzial. Sie sind damit allerdings auch spekulativer als hochliquide Märkte. Die Haltedauer einzelner Positionen variiert nach Anlageklasse, beträgt jedoch meist mehrere Tage, oft auch Wochen oder Monate.

Rohstoffe, Währungen und Volatilität handelt er aktiv, in Aktien und Anleihen investiert er eher langfristig. Die Basiswerte werden direkt – auch über Futures – oder über CFDs gehandelt, in Ausnahmefällen über Optionen und Zertifikate.

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