Kommentar
15:51 Uhr, 07.09.2020

USA: Das ist der kritischste Punkt in der Krise

Die Krise ist alles andere als vorbei. Die USA erleben derzeit sogar den kritischsten Punkt. Jetzt werden die Weichen für die kommenden Jahre gestellt.

Laut offiziellem Arbeitsmarktbericht wurden in den USA im August fast 1,4 Mio. neue Jobs geschaffen. Das klingt gut, zumal die Arbeitslosenquote auf 8,4 % gesunken ist. So schön die Zahlen sind, so kritisch muss man sie hinterfragen. Die offizielle Arbeitslosenrate liegt zwar nur noch bei 8,4 %, doch es erhalten 18 % der Erwerbsbevölkerung Arbeitslosenhilfe in irgendeiner Form. Es bekommen also 10 % mehr Unterstützung als offiziell arbeitslos sind. Dafür gibt es eine gute Erklärung. Die neu aufgelegten Unterstützungsprogramme werden in der Statistik nicht berücksichtigt. Es ist so, als ob diese Menschen nicht arbeitslos wären. Praktisch haben sie keinen Job und sind arbeitslos. Die Berechnung sieht das aber nicht vor.


Grafik 2 zeigt dazu die Anzahl an Personen, die unter die Statistik fallen (fortgesetzte Anträge) und die, die nicht darunterfallen. Inzwischen fallen mehr als die Hälfte derjenigen, die Unterstützung erhalten, aus den Statistiken heraus. Das lässt die Zahlen schöner aussehen, ändert aber an der Lage nichts.

Hier soll es aber nicht um Statistik gehen, sondern um ein anderes Thema. Nimmt man die Daten so wie sie sind, ergibt sich ein abflachender Trend beim Stellenaufbau (Grafik 3). Die Erholung lässt sich in drei Phasen einteilen. In der ersten Phase gab es fast zwingend einen erheblichen Rebound.

Viele Beschäftigte wurden kurzfristig entlassen, weil Geschäfte geschlossen waren. Als die Tore nach dem Lockdown wieder geöffnet wurden, konnten viele Beschäftigte zurückkehren. Das führte zu der V-förmigen Erholung. Ist dieser Wiedereröffnungsgeffekt einmal vorbei war mit einer Abflachung zu rechnen. Genau das konnte in den letzten zwei Monaten beobachtet werden und es wird sich vermutlich noch einen Monat lang so fortsetzen.

Danach wird es interessant. Phase 3 beginnt. Hier werden die Weichen für die kommenden Jahre gestellt. Derzeit ist noch alles möglich, von einer Trendfortsetzung bis hin zu einem Stellenabbau. Wie es weitergeht, hängt maßgeblich von der Politik ab.

Die Nachholeffekte sind vorbei. Auch viele Unterstützungsprogramme wurden bereits gekürzt oder laufen gerade aus. Die Arbeitslosigkeit ist aber noch zu hoch, um für wachsende Nachfrage zu sorgen. Ohne höhere Nachfrage werden auch keine neuen Jobs geschaffen.

Nicht zuletzt deswegen ermuntert auch die Notenbank die Politik, doch endlich ein neues Hilfspaket zu beschließen. Ohne dieses Hilfspaket droht im schlimmsten Fall der gefürchtete Double Dip, eine erneute Rezession. Will man das und höhere Arbeitslosigkeit verhindern, braucht es neue Konjunkturhilfen. Nur mit diesen kann der positive Trend anhalten. Versagt die Regierung werden die Schäden der Pandemie für die Wirtschaft permanent. Noch gibt es die Chance das zu verhindern. Es muss aber jetzt gehandelt werden. 2021 ist zu spät.

Clemens Schmale


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Über den Experten

Clemens Schmale
Clemens Schmale
Finanzmarktanalyst

Clemens Schmale hat seinen persönlichen Handelsstil seit den 1990er Jahren an der Börse entwickelt.

Dieser gründet auf zwei Säulen: ein anderer Analyseansatz und andere Basiswerte. Mit anders ist vor allem die Kombination aus Global Makro, fundamentaler Analyse und Chartanalyse sowie Zukunftstrends gemeint. Während Fundamentaldaten und Makrotrends bestimmen, was konkret gehandelt wird, verlässt sich Schmale beim Timing auf die Chartanalyse. Er handelt alle Anlageklassen, wobei er sich größtenteils auf Werte konzentriert, die nicht „Mainstream“ sind. Diese Märkte sind weniger effizient als andere und ermöglichen so hohes Renditepotenzial. Sie sind damit allerdings auch spekulativer als hochliquide Märkte. Die Haltedauer einzelner Positionen variiert nach Anlageklasse, beträgt jedoch meist mehrere Tage, oft auch Wochen oder Monate.

Rohstoffe, Währungen und Volatilität handelt er aktiv, in Aktien und Anleihen investiert er eher langfristig. Die Basiswerte werden direkt – auch über Futures – oder über CFDs gehandelt, in Ausnahmefällen über Optionen und Zertifikate.

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