Kommentar
08:28 Uhr, 25.02.2019

USA: Das ist der echte Notstand!

Um die Mauer zu Mexiko zu bauen, wird der nationale Notstand ausgerufen. Einen echten Notstand gibt es aber ganz woanders.

Politisch war die Mauer nicht durchzubringen. Dann muss es halt anders gehen, um die Geldmittel zu bekommen. Ursprünglich war von 5,7 Mrd. die Rede. Jetzt spricht man schon über 10 Mrd. Das Projekt dürfte eines derjenigen werden, die am Ende ein Fass ohne Boden werden. Im Gesamtkontext der US-Schulden sind aber 10 oder auch 20 Mrd. ein Tropfen auf den heißen Stein. Die Gesamtschulden des Staates liegen bei knapp 22 Billionen Dollar. Die Mauer erhöht die Schulden um 0,09 %. Das fällt nicht auf. Irgendwo muss man aber mit dem Sparen beginnen und das ist dringen notwendig.

Sparen liegt der Politik generell nicht. Das ist ein globales Phänomen. Irgendwann wird die Rechnung dafür aber präsentiert. In Europa war das in der Zeit von 2010 bis 2012 der Fall. Spanien, Italien, Griechenland und Zypern standen vor dem Bankrott. Anleger glaubten nicht mehr daran, dass die Schulden jemals wieder zurückgezahlt werden könnten.

Die EZB griff ein und die Lage beruhigte sich wieder. Es bleibt allerdings kritisch. Als in Italien eine neue Regierung höhere Ausgaben plante, ging das Vertrauen schnell verloren. In den USA ist es noch lange nicht soweit. Anleger und Investoren leihen dem Staat gerne Geld. Ob sie bei ihrer Bereitschaft die Entwicklung der nächsten Jahre vor Augen haben, lässt sich bezweifeln.

Die Finanzkrise hat etwas verändert. Vor der Krise stiegen die Schulden mehr oder minder so schnell wie die Wirtschaftsleistung (Grafik 1). Seither steigen die Schulden schneller. Das wird sich in den kommenden Jahren auch nicht ändern. Die Wirtschaft wird tendenziell langsamer wachsen. Die Schulden steigen unverändert schnell an. Das führt zu einer immer größeren Lücke aus Schulden und Wirtschaftsleistung.


Schon heute liegt die Gesamtverschuldung bei mehr als 100 % der Wirtschaftsleistung. Bis Ende der 20er Jahre werden es 125 % sein. Das setzt voraus, dass es keine Rezession gibt. Das ist unwahrscheinlich. In 10 Jahren sind die USA ein Fall wie Italien.

Für ein Zurück ist es wahrscheinlich schon zu spät. Die Ausgaben für Sozialleistungen sind derzeit unantastbar. Die Regierung kann hier nicht einfach sparen, selbst wenn sie wollte. Schon jetzt verwendet die Regierung 85 % der Einnahmen für Sozialleistungen und Zinszahlungen. In 10 Jahren werden es 100 % sein. Ausgaben für Militär und Infrastruktur können überhaupt nicht mehr finanziert werden.

Es geht schon heute nicht ohne Defizite. Die Lage wird sich allerdings in den kommenden 10 Jahren dramatisch zuspitzen. Die USA haben sich bereits in eine Schuldenfalle manövriert. Langfristig bleiben die Schulden nur tragfähig, wenn die Regierung die Einnahmen um 1 Billion erhöht. Das entspricht der größten Steuererhöhung der Geschichte des Landes. Durchsetzbar ist das wohl kaum.

In den nächsten Jahren wird das Anleger nicht stören. Spätestens der nächste Abschwung wird die desaströse Lage der Staatsfinanzen allerdings offenlegen. Die Notenbank wird wie die 2012 die EZB um ein „whatever it takes“ Moment nicht herumkommen.

Clemens Schmale

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4 Kommentare

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  • Andreas Hoose
    Andreas Hoose

    Krankes Geld - kranke Welt. Mehr gibt es dazu nicht mehr zu sagen.

    Außer: Es gibt da ein nettes Büchlein mit dem gleichen Titel. Zitat:

    Mit milliardenschweren Rettungspaketen versuchen Regierungen und Zentralbanken seit geraumer Zeit gegen die Wirtschaftskrise vorzugehen. Doch diese Maßnahmen wirken nur aufschiebend und werden die Rezession zu einem späteren Zeitpunkt umso schärfen ausfallen lassen, argumentiert der Ökonom und Buchautor Mag. Gregor Hochreiter. Die Wurzel des Übels, so Hochreiter, liege in der beständigen Ausweitung der ungedeckten Geldmenge über den Kreditmarkt. In diesem soeben erschienenen Buch "Krankes Geld - Kranke Welt" beschreibt Hochreiter in für Laien verständlicher Sprache die ökonomischen Hintergründe und Dynamiken der Wirtschaftskrise und wie diese die privaten Ersparnisse und das Gemeinwohl bedrohen. Er zeigt, welche wirtschaftspolitischen Maßnahmen zur Therapie des konjunkturellen Auf und Ab geeignet sind.

    Die Ausgangslage: Seit Jahrzehnten flutet das moderne Bankensystem die Märkte mit inflationären Scheinwerten in immer höheren Dosen. Der permanente Wertverlust des Geldes ist nur eine der Folgen dieser durch und durch kurzsichtigen Politik. Sie verteilt zudem in großem Stile Vermögen um und trägt so zur Destabilisierung des gesellschaftlichen Gefüges bei. Gestützt auf den Ansatz der „Wiener Schule der Ökonomie“ legt Hochreiter dar, wie die Inflationierung zunächst einen Boom hervorruft, doch den Keim der Rezession von Beginn an in sich trägt. Der Boom entpuppt sich nicht als Segen, sondern Erkrankung. Eine Rezession ließe die Wirtschaft wieder gesunden, doch die Rezession mit Zinsensenkungen zu bekämpfen, heißt das Feuer mit Benzin zu löschen.

    https://www.amazon.de/Krankes-...

    Wobei die Diagnose längst bekannt ist - und trotzdem kaum jemanden interessiert.

    Man wurschtelt halt so lange weiter rum, bis es knallt...

    23:13 Uhr, 25.02. 2019
  • lexa
    lexa

    Worauf beziehen sich die Grafiken, Europa oder Welt?

    11:50 Uhr, 25.02. 2019
    1 Antwort anzeigen
  • stef.ger
    stef.ger

    Die Lösung wird sein, dass die Notenbanken die Schulden aufkaufen, den Zins auf Null und die Laufzeit auf 100 Jahre setzen. Dann zahlt ein Staat keine Zinsen mehr. Die Börsen werden jubeln. Die Preise steigen, die Politik noch mehr Geld ausgeben und dann kommt die Hyperinflation.

    08:54 Uhr, 25.02. 2019

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Über den Experten

Clemens Schmale
Clemens Schmale
Finanzmarktanalyst

Clemens Schmale hat seinen persönlichen Handelsstil seit den 1990er Jahren an der Börse entwickelt.

Dieser gründet auf zwei Säulen: ein anderer Analyseansatz und andere Basiswerte. Mit anders ist vor allem die Kombination aus Global Makro, fundamentaler Analyse und Chartanalyse sowie Zukunftstrends gemeint. Während Fundamentaldaten und Makrotrends bestimmen, was konkret gehandelt wird, verlässt sich Schmale beim Timing auf die Chartanalyse. Er handelt alle Anlageklassen, wobei er sich größtenteils auf Werte konzentriert, die nicht „Mainstream“ sind. Diese Märkte sind weniger effizient als andere und ermöglichen so hohes Renditepotenzial. Sie sind damit allerdings auch spekulativer als hochliquide Märkte. Die Haltedauer einzelner Positionen variiert nach Anlageklasse, beträgt jedoch meist mehrere Tage, oft auch Wochen oder Monate.

Rohstoffe, Währungen und Volatilität handelt er aktiv, in Aktien und Anleihen investiert er eher langfristig. Die Basiswerte werden direkt – auch über Futures – oder über CFDs gehandelt, in Ausnahmefällen über Optionen und Zertifikate.

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