USA: Bankenumfrage deutet schwächere Kreditnachfrage der Unternehmen an
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1. Auch nach knapp eineinhalb Jahren Aufschwung ist das Ausmaß der Bankenkrise der wichtigste Bestimmungsfaktor für den Erholungsgrad der US-Volkswirtschaft. Zwar sind insbesondere die Ausrüstungsinvestitionen in den vergangenen Quartalen überaus stark angestiegen. Gemessen an diesem Indikator ist die wirtschaftliche Erholung sogar stärker als im Durchschnitt der vergangenen Aufschwünge. Es blieb aber bislang eine adäquate Entwicklung am Arbeitsmarkt aus. Für diese unterschiedlichen Entwicklungen dürfte unserer Einschätzung nach die Bankenkrise insbesondere im Bereich der kleinen regionalen Banken verantwortlich sein. Gestern Abend wurde von der Fed die Bankenumfrage Senior Loan Officer Opinion Survey (SLOOS) für das vierte Quartal 2010 veröffentlicht. Der SLOOS beinhaltet (unter anderem) Informationen zu den
(1) Banken, die eine veränderte Kreditnachfrage seitens der Unternehmen verbuchten,
(2) Banken, die ihre Kreditvergabe-Konditionen für Unternehmen geändert haben,
(3) Banken, die die Zinsdifferenz (aus Kreditzinsen und Refinanzierungszinsen) verändert haben.
Wichtig bei der Interpretation der Ergebnisse ist, dass der SLOOS bei den knapp 60 größten Geschäftsbanken ermittelt wird. Somit lassen sich hierdurch nur bedingt Schlüsse auf die Krise im Bereich der kleinen Banken ziehen. Zu beachten sind die Ergebnisse des SLOOS für das vierte Quartal dennoch, denn erstmals in diesem Aufschwung haben sich nicht alle drei Teilbereiche im Vergleich zum Vorquartal verbessert, vielmehr überwiegen eindeutig die Verschlechterungen. So sank insbesondere der Saldo hinsichtlich der Kreditnachfrage relativ deutlich und liegt nun wieder im Bereich vor dem Beginn der vergangenen Rezession Mitte 2007. Insbesondere die Nachfrage der kleineren Unternehmen hat sich spürbar verschlechtert. Gemessen an Durchschnittswerten in den beiden vergangenen Konjunkturaufschwüngen ist der Saldo bezüglich der Kreditvergabe-Konditionen weiterhin besser und hat sich für das vierte Quartal nur marginal verschlechtert.
2. Die Ergebnisse der Bankenumfrage der Zentralbank stellen für uns eine Enttäuschung dar. Zwar hatten wir mit einer Verschlechterung der Umfragewerte gerechnet – monatliche Umfragewerte hatten dies angedeutet. Das Ausmaß überrascht dennoch. Während wir bei den kleinen Banken und deren Kreditvergabe einen „Credit Crunch“ vermuten (also dass die Kreditnachfrage der Unternehmen deutlich höher ist als das Kreditangebot), dürfte dies für die großen Banken nicht gelten. Der Rückgang des Saldos hinsichtlich der Kreditnachfrage kommt relativ früh und von einem zu geringen Niveau aus. Die Entwicklungen in den beiden früheren Konjunkturzyklen zeigen, dass sich dieser Umfragewerte auch während eines Aufschwungs verschlechtern kann. Üblicherweise schwächen sich die Investitionsdynamik und damit die Kreditnachfrage zur Mitte eines Aufschwungs ab. Die großen Banken stehen mit ihrer Kreditvergabe in direkter Konkurrenz mit dem Bereich der Unternehmensanleihen. Aufgrund des niedrigen Zinsumfelds ist es durchaus vorstellbar, dass die großen Banken gegenüber diesem Kreditkanal an Konkurrenzfähigkeit verloren haben. Demnach wäre die tatsächliche Nachfrage der (großen) Unternehmen nach Fremdkapital insgesamt weiterhin hoch. Vorstellbar ist dies, dennoch hinterlassen die SLOOS-Ergebnisse gewisse Zweifel hinsichtlich der weiteren Investitionsdynamik der Unternehmen. Eine weitergehende Abschwächung der Kreditnachfrage wäre ein eindeutiges Signal für eine schrumpfende Investitionstätigkeit der Unternehmen. Zum Zeitpunkt des Fed Zinsentscheids in der vergangenen Woche lagen der Zentralbank diese Ergebnisse bereits vor, sodass sich hierdurch der Handlungsdruck noch weiter erhöht haben könnte. Die Ergebnisse des SLOOS zeigen einmal mehr, wie wichtig die Unterscheidung der Bereiche kleine vs. große Banken und kleine vs. große Unternehmen ist. Die kleinen Unternehmen scheinen nicht ausreichend zu investieren und fehlen damit als wichtigster Part beim Beschäftigungsaufbau. Anders die großen Unternehmen, die vermutlich bislang kräftig investiert haben aber wie üblich auch in starken Phasen keinen nennenswerten Beschäftigungsaufbau betreiben. Der letzte Arbeitsmarktbericht könnte somit ein Indiz dafür sein, dass sich die Krise im Bereich der kleinen Banken verringert. So scheint die Anzahl der Bankenpleiten im vierten Quartal geringer zu sein als in den vergangenen fünf Quartalen. Die Bankenumfrage könnte wiederum ein Indiz dafür sein, dass sich die Investitionsdynamik der großen Unternehmen spürbar abschwächt. In der Summe bedeutet dies, dass der Konjunkturaufschwung weiterhin ein zartes Pflänzchen ist und der Hege und Pflege bedarf.
Die Ergebnisse im Einzelnen:
3. Im vierten Quartal 2010 hat sich der Saldo für die Kreditnachfrage von -0,9 auf -14,2 Punkte zum ersten Mal verschlechtert. Ein negativer Wert signalisiert, dass mehr Banken eine gesunkene Kreditnachfrage melden als eine gestiegene. Die Verschlechterung des Saldos betraf sowohl mittlere und größere als auch kleinere Unternehmen und war bei letzteren deutlich stärker ausgeprägt. Insgesamt signalisieren die Ergebnisse, dass die Unternehmensinvestitionen im vierten Quartal 2010 im Vergleich zum Vorjahresquartal recht deutlich an Dynamik verlieren werden.
4. Erstmals wieder kann auch beim Saldo hinsichtlich der Kreditvergabe-Konditionen der Banken gegenüber dem Vorquartal keine Verbesserung festgestellt werden. Gemessen wird hier der Anteil der Banken, die ihre Konditionen verschärft haben, abzüglich des Anteils derjenigen, die ihre Konditionen gelockert haben. Dieser Saldo der Kreditvergabe-Konditionen stieg im vierten Quartal von -9,0 Punkten auf -8,6 Punkte (im Schaubild ist die Zeitreihe invertiert dargestellt). Einer leichten Verschlechterung im Bereich der kleinen Unternehmen stand eine leichte Verbesserung im Bereich der großen Unternehmen gegenüber. Der Saldo der Kreditvergabe- Konditionen signalisiert eine weiterhin relativ hohe Jahresveränderungsrate bei den Gewerbeinvestitionen. Aufgrund der Vorlaufeigenschaft dieses Indikators gegenüber der Investitionstätigkeit der Unternehmen von ca. zwei bis drei Quartalen zeichnet sich hier eine Abflachung der Investitionsdynamik im Laufe des Winterhalbjahres ab.
5. Der Saldo bezüglich der von den Banken verlangten Zinsdifferenz (Differenz aus Kreditzinsen und Refinanzierungskosten) ist von -40,9 im Vorquartal auf -27,4 Punkte angestiegen. Damit signalisiert er zum zweiten Mal in Folge, dass im Saldo die Banken die verlangte Zinsmarge eingeengt haben. Allerdings ist das Ausmaß der Einengung schwächer als im Vorquartal. Ein negativer Saldo bedeutet, dass die Unternehmen für Bankkredite einen geringeren Zinsaufschlag zahlen müssen als bisher. Die Ergebnisse lassen zwar keinen Schluss auf die eigentliche Zinshöhe zu. Aufgrund des grundsätzlich niedrigen Zinsniveaus (Leitzinsen, Staatsanleihen), hat die Zinsbelastung der Unternehmen vermutlich nochmals spürbar nachgelassen. Die Saldoverschlechterung betrafen gleichermaßen sowohl mittlere und größere als auch kleinere Unternehmen.
Quelle: DekaBank
Die DekaBank ist im Jahr 1999 aus der Fusion von Deutsche Girozentrale - Deutsche Kommunalbank- und DekaBank GmbH hervorgegangen. Die Gesellschaft ist als Zentralinstitut der deutschen Sparkassenorganisation im Investmentfondsgeschäft aktiv. Mit einem Fondsvolumen von mehr als 160 Mrd. Euro und über fünf Millionen betreuten Depots gehört die DekaBank zu den größten Finanzdienstleistern Deutschlands. Im Publikumsfondsgeschäft hält der DekaBank-Konzern einen Marktanteil von etwa 20 Prozent.
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