US-Zölle schüren Jobängste in Europa nur bedingt
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Eine neue Erhebung der Europäischen Zentralbank (EZB) zu den Verbrauchererwartungen hat die Auswirkungen der jüngsten US-Handelszölle auf die gefühlte Arbeitsplatzsicherheit in der Eurozone untersucht.
Das überraschende Ergebnis: Die große Mehrheit der Beschäftigten zeigt sich unbesorgt. Rund 85 % der Befragten gaben an, dass sich ihre Erwartungen hinsichtlich eines möglichen Jobverlustes durch die Zölle nicht verändert oder sogar verbessert hätten.
Etwa 15 % der Arbeitnehmer sehen allerdings eine gestiegene Wahrscheinlichkeit, ihren Arbeitsplatz zu verlieren. Davon gaben 3 % sogar an, dass die Gefahr eines Jobverlustes "stark gestiegen" sei.
Exportabhängigkeit als entscheidender Faktor
Die Analyse der EZB verdeutlicht, dass die Sorgen vor allem in jenen Ländern und Sektoren größer sind, die stark vom Export in die Vereinigten Staaten abhängen. Ein Vergleich mit Daten der Europäischen Kommission zeigt einen klaren Zusammenhang: In Ländern wie Irland, wo der Anteil der direkt vom US-Export abhängigen Arbeitsplätze bei 6,7 % liegt, ist die Nettozahl der Arbeitnehmer, die einen Jobverlust befürchten, deutlich höher als beispielsweise in Griechenland mit einem Anteil von nur rund 1 %.
Besonders betroffen fühlen sich Beschäftigte in konjunktursensiblen und handelsintensiven Branchen. Dazu zählen laut der Umfrage vor allem die Industrie, das Baugewerbe und der Handel. Arbeitnehmer in diesen Sektoren nehmen ein höheres Risiko wahr, von den Auswirkungen der Zölle negativ betroffen zu sein. Im Gegensatz dazu zeigen sich Beschäftigte im öffentlichen Sektor oder im Gesundheitswesen, deren Dienstleistungen kaum für den US-Markt bestimmt sind, deutlich weniger beunruhigt.
Geringverdiener und indirekte Folgen
Ein weiteres signifikantes Ergebnis der Studie ist, dass Arbeitnehmer mit geringerem Einkommen, insbesondere im produzierenden Gewerbe, tendenziell größere Ängste hegen. Dies liegt vor allem an ihrer stärkeren Konzentration im verarbeitenden Gewerbe, wo sich Handelsbarrieren direkter auswirken.
Die EZB weist darauf hin, dass eine sinkende Arbeitsplatzsicherheit auch indirekte Folgen für die Gesamtwirtschaft haben kann. Unsichere Arbeitnehmer neigen dazu, vorsichtiger zu konsumieren und mehr zu sparen. "Eine solche Entwicklung könnte die Binnennachfrage dämpfen und die wirtschaftliche Lage auch für jene Unternehmen und Beschäftigten verschlechtern, die nicht direkt von den US-Zöllen betroffen sind", warnen die Experten der Zentralbank.
Fazit: Begrenzte direkte, aber spürbare indirekte Risiken
Die direkten Auswirkungen der US-Zölle auf die Arbeitsplatzsicherheit in der Eurozone scheinen nach Wahrnehmung der meisten Arbeitnehmer begrenzt. Viele Unternehmen finden Wege, die Zölle zu kompensieren, ohne unmittelbar Personal abbauen zu müssen. Dennoch ist die Verunsicherung in exportstarken Sektoren und bei Geringverdienern ein nicht zu unterschätzender Faktor. Die daraus resultierende potenzielle Konsumzurückhaltung stellt ein zusätzliches Risiko für das Vertrauen von Unternehmen und Verbrauchern und damit für die konjunkturelle Entwicklung im Euroraum dar - und daher möglicherweise auch die Preisstabilität, jedenfalls nach Definition der EZB (2 % Inflation = Preisstabilität).
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