Kommentar
12:20 Uhr, 01.07.2019

US-Zölle: Deswegen funktionieren sie nicht!

Ich halte die US-Handelspolitik für nicht sonderlich geschickt. Das hat einen einfachen Grund: sie funktioniert nicht.

Bereits vor Inkrafttreten der Zölle war klar, dass sie nicht funktionieren würden. Dafür gibt es eine einfache Erklärung.

Die Wirtschaft funktioniert nach ganz einfachen Gesetzen. Manchmal sind die Zusammenhänge durchaus nicht ganz klar. So müssen etwa die Zinsen heute gesenkt werden, damit es in einem halben Jahr ein Wirkung gibt. Dazwischen kann viel geschehen und dann die genauen Effekte herauszurechnen ist nicht ganz leicht.

Beim internationalen Handel ist das anders. Hier war von Anfang an klar, dass genau das geschehen würde, was das Lehrbuch vorhersagt. Das erste, was bei der Einführung von Zöllen geschieht, ist eine Umlenkung der Warenströme. Das lässt sich besonders gut am neuen Feindbild des US-Präsidenten festmachen.

Der Vietnam wurde von Trump unlängst als kleines China bezeichnet, nur noch viel schlimmer. Das liegt daran, dass der Vietnam immer mehr in die USA exportiert. Diese Exporte kommen nicht irgendwo her, sondern aus China. Die Waren, die die USA vor einem Jahr noch direkt in China erworben haben, finden jetzt den Weg über den Vietnam.

Der Vietnam hat seine Importe von Computern und Elektronik aus China zuletzt fast verdoppelt. Zur großen „Überraschung“ stiegen die Exporte der gleichen Produktkategorien in die USA fast im gleichen Umfang an (siehe Grafik).

Die Waren finden nun einfach den Weg über andere Länder, sofern sie nicht billiger aus anderen Ländern bezogen werden können, die diese auch herstellen. Das geht bei Rohstoffen besser als bei Konsumgütern. Wenn nun einmal keine oder nicht genug Computerfabriken im Vietnam stehen, müssen die Güter immer noch aus China kommen.

Genau das ist lehrbuchmäßig geschehen. Gleichzeitig geschieht noch etwas, was das Lehrbuch vorhersagt: Unternehmen verlagern langsam ihre Produktion und Lieferketten. Dabei geht die Produktion nicht in die USA zurück. Sie wird im übrigen Asien verteilt und teils vor die Haustür nach Mexiko geholt.

Dieser Prozess ist langwieriger, hat nun aber bereits begonnen. Am Ende schwächt das natürlich China, löst aber nicht das Problem der USA. Chinas Schwäche wird langfristig durch eine Abwertung der Währung ausgeglichen. So sagt es zumindest die Lehre. Sofern die Notenbank nicht dagegenhält – und das tut sie derzeit – wären die Zeichen dafür bereits offensichtlicher.

Die USA verhängen nicht nur Zölle, sondern auch Sanktionen. Auch diese eignen sich nur bedingt, um die Ziele zu erreichen. China kann einerseits Produkte aus den USA über andere Ländern importieren, andererseits wird mittelfristig genau das geschehen, was die USA eigentlich verhindern wollen: Technologieführerschaft in China.

Huawei ist nun etwa gezwungen, ein eigenes Betriebssystem für Smartphones zu entwerfen. Eine erste Version gibt es bereits. Damit begrenzen die USA den Einfluss ihrer eigenen Unternehmen, indem sie China dazu zwingen, eigene Software und Produkte zu entwickeln. Die USA ziehen sich selbst ihre größten und stärksten Konkurrenten heran.

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4 Kommentare

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  • lussien
    lussien

    China hat EXTREM viel zu verlieren in diesem Streit, viel mehr als die USA.
    Daher wird sie gezwungen, ihre hochkriminelle Gewöhnheiten zu ändern.
    Früher oder später.

    18:58 Uhr, 01.07. 2019
  • lussien
    lussien

    Ja, ja, Trump macht alles falsch, wie immer!!
    Und Dow mit S&P stehen nicht auf dem Allzeithoch, sondern auf dem Allzeittief! ;)

    Und gegen Vietnam kann Trump natürlich gar Nix machen, Vietnam ist ja eine Weltmacht! Gegen Mexiko konnte er es auch nicht, oder?

    Wissen Sie wie viele Milliarden ihren Weg zurück in die USA gefunden haben??
    Herr Schmale, machen Sie sich nicht lächerlich. Die Smartphones von Huawei mit dem eigenen Betriebssystem, dazu noch OHNE GOOGLE-DIENSTE(!), wird kein Mensch ausser China kaufen, auch dort nur ganz blöde Penner))

    18:56 Uhr, 01.07. 2019
  • mariahellwig
    mariahellwig

    Der Konflikt hat noch andere Aspekte.

    https://www.wiwo.de/politik/ko...

    13:28 Uhr, 01.07. 2019
    1 Antwort anzeigen

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Über den Experten

Clemens Schmale
Clemens Schmale
Finanzmarktanalyst

Clemens Schmale hat seinen persönlichen Handelsstil seit den 1990er Jahren an der Börse entwickelt.

Dieser gründet auf zwei Säulen: ein anderer Analyseansatz und andere Basiswerte. Mit anders ist vor allem die Kombination aus Global Makro, fundamentaler Analyse und Chartanalyse sowie Zukunftstrends gemeint. Während Fundamentaldaten und Makrotrends bestimmen, was konkret gehandelt wird, verlässt sich Schmale beim Timing auf die Chartanalyse. Er handelt alle Anlageklassen, wobei er sich größtenteils auf Werte konzentriert, die nicht „Mainstream“ sind. Diese Märkte sind weniger effizient als andere und ermöglichen so hohes Renditepotenzial. Sie sind damit allerdings auch spekulativer als hochliquide Märkte. Die Haltedauer einzelner Positionen variiert nach Anlageklasse, beträgt jedoch meist mehrere Tage, oft auch Wochen oder Monate.

Rohstoffe, Währungen und Volatilität handelt er aktiv, in Aktien und Anleihen investiert er eher langfristig. Die Basiswerte werden direkt – auch über Futures – oder über CFDs gehandelt, in Ausnahmefällen über Optionen und Zertifikate.

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