Kommentar
07:46 Uhr, 05.12.2019

US-Wirtschaft wirklich so stark? Zweifel kommen auf

Die Notenbank wird nicht müde zu betonen, dass es der US-Wirtschaft gut geht. Wieso aber geht es dann Unternehmen so schlecht, die auf den Binnenmarkt fokussiert sind?

Die US-Notenbank hebt vor allem den Arbeitsmarkt regelmäßig hervor. Der Arbeitsmarkt läuft trotz aller Unsicherheiten immer noch rund. Solange das der Fall ist, muss man sich eigentlich keine Sorgen machen. Je mehr Beschäftigte es gibt, desto mehr Menschen haben Geld für den Konsum zur Verfügung.

Konsum ist das, was die US-Wirtschaft trägt. 70 % der Wirtschaftsleistung kommen aus dem Konsum. Das war in den letzten zwei Quartalen besonders deutlich. Im abgelaufenen Quartal wuchs die Wirtschaft um 2,1 %. Davon stammten 1,97 % aus dem Konsum. Ein Quartal zuvor wuchs die Wirtschaft um 2 %. Es stammten sogar 3 % aus dem Konsum.

Dass der Konsum mehr beitrug als die Wirtschaft insgesamt gewachsen ist, lässt sich einfach erklären. Andere Bereiche schrumpften. Investitionen trugen -1,16 % zum Wachstum bei und der Export fast -0,7 %. Hätte die Regierung die Ausgaben nicht kräftig erhöht, wäre das Wachstum deutlich niedriger ausgefallen.

Das Wachstum wird aktuell ausschließlich durch den Konsum und Mehrausgaben des Staates getragen. Umso wichtiger ist es, dass der Arbeitsmarkt weiter robust bleibt. Wenn alle anderen Bereiche schwächeln, muss der Konsum stark bleiben.

Bisher gab es keinen Zweifel daran, dass das so bleiben würde. Der Arbeitsmarkt läuft ja rund. Es werden immer noch 2 Mio. neue Arbeitsplätze pro Jahr geschaffen (Grafik 1). Zu diesem Wachstum tragen vor allem mittlere Unternehmen bei.


Auffällig ist, dass kleine Unternehmen keine Arbeitsplätze mehr schaffen (Grafik 2). Das Jobwachstum ist praktisch zum Erliegen gekommen. Noch vor einem Jahr wurden 400.000 Stellen pro Jahr neu geschaffen. Im letzten Monat waren es gegenüber dem Vorjahr nur noch 26.000.

Setzt sich der Abwärtstrend fort, werden im Dezember oder Januar 2020 erstmals Stellen gestrichen. Das wirft Fragen auf. Kleinere Unternehmen sind vor allem auf den Binnenmarkt fokussiert. Nur wenige Firmen mit ein bis zwei Dutzend Mitarbeiter sind vom Export und damit von der globalen Wirtschaft abhängig.

Wenn nun gerade diese Unternehmen keine Jobs mehr schaffen, ist lokal etwas in Schieflage. Was genau das ist, weiß momentan noch niemand so recht. Man muss die Ursachen aber auch nicht kennen, um zu wissen, dass das nicht gut und kein Signal der Stärke ist. Etwas stimmt mit dem Binnenmarkt nicht.

Ob das die ersten Zeichen eines Abschwungs auf dem Arbeitsmarkt sind, bleibt abzuwarten. Zur Zeit der Finanzkrise waren kleine Unternehmen die letzten, die Jobs strichen. Jetzt sind es die ersten. Die Story von wirtschaftlicher Stärke und dem Teflon-Konsum bekommt gehörig Risse.

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Über den Experten

Clemens Schmale
Clemens Schmale
Finanzmarktanalyst

Clemens Schmale hat seinen persönlichen Handelsstil seit den 1990er Jahren an der Börse entwickelt.

Dieser gründet auf zwei Säulen: ein anderer Analyseansatz und andere Basiswerte. Mit anders ist vor allem die Kombination aus Global Makro, fundamentaler Analyse und Chartanalyse sowie Zukunftstrends gemeint. Während Fundamentaldaten und Makrotrends bestimmen, was konkret gehandelt wird, verlässt sich Schmale beim Timing auf die Chartanalyse. Er handelt alle Anlageklassen, wobei er sich größtenteils auf Werte konzentriert, die nicht „Mainstream“ sind. Diese Märkte sind weniger effizient als andere und ermöglichen so hohes Renditepotenzial. Sie sind damit allerdings auch spekulativer als hochliquide Märkte. Die Haltedauer einzelner Positionen variiert nach Anlageklasse, beträgt jedoch meist mehrere Tage, oft auch Wochen oder Monate.

Rohstoffe, Währungen und Volatilität handelt er aktiv, in Aktien und Anleihen investiert er eher langfristig. Die Basiswerte werden direkt – auch über Futures – oder über CFDs gehandelt, in Ausnahmefällen über Optionen und Zertifikate.

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