Kommentar
14:29 Uhr, 30.01.2017

US-Wachstum: Das war wohl nichts

Die erste große Enttäuschung des Jahres 2017 ist da – und sie kommt aus den USA. Das Wirtschaftswachstum ist bestenfalls als enttäuschend zu bezeichnen.

Von einem Endspurt kann man beim US-Wachstum nicht sprechen. Im letzten Quartal des vergangenen Jahres wuchs die Wirtschaft um annualisierte 1,9 %. Das ist fast eine Halbierung im Vergleich zum Tempo des dritten Quartals als die Wirtschaft um 3,5 % wuchs. Noch enttäuschender wird es, wenn man die Jahreszahlen betrachtet.

Im Jahr 2016 wuchs die US-Wirtschaft um 1,6 %. Das ist das niedrigste Wachstum seit 2011. Derzeit handelt es sich bei dem Wert nur um eine Erstschätzung, die noch revidiert werden kann. Wird das Wachstum des letzten Quartals noch nach unten revidiert, wäre 2016 das schlechteste Jahr seit 2009 gewesen. Das ist schon fast ein Schlag ins Gesicht.

Wird das Wachstum noch nach oben revidiert, dann kann 2016 zum zweitschlechtesten Jahr der Nachkrisenzeit werden. Noch einen Platz nach oben zu rücken wird schwierig. Das Wachstum des vierten Quartals 2016 müsste schon recht kräftig revidiert werden. Das ist nicht auszuschließen, aber unwahrscheinlich.

Die Enttäuschung ist vor allem deswegen so groß, weil die Schätzungen von privaten Analysten das Wachstum bei 2,1-2,2 % gesehen hatten. Die Modelle der Notenbank von Atlanta hatte gar ein Wachstum von 2,9 % vorhergesagt. Auch das Modell der New Yorker Fed taxierte das Wachstum zuletzt auf 2,1 %.

Den Markt hat die Enttäuschung heute leicht belastet. Von überzeugten Verkäufen kann aber keine Rede sein. Das Wachstum ist zwar geringer als erwartet, aber es ist auch nun wirklich keine Katastrophe. Es ist zwar schon fast etwas peinlich, dass die USA 2016 wohl langsamer gewachsen sind als die Eurozone, aber mehr gibt die Wirtschaft eben derzeit nicht her.

Ich kann an dieser Stelle immer wieder nur auf eine Tatsache verweisen: die Wirtschaft wächst so schnell wie die Beschäftigung und die Produktivität. Letzteres kommt nicht vom Fleck und nach 7 Jahren Aufschwung wächst die Beschäftigung eben nicht um 2,5 % pro Jahr, sondern nur noch um 1,5 %. In Europa ist das anders. In vielen Ländern ist die Arbeitslosigkeit noch hoch und das Beschäftigungswachstum ist entsprechend dynamischer. In Spanien wächst die Beschäftigung derzeit mit 2,3 % pro Jahr.

Also, alles kein Grund zur Panik. Vielleicht ist es sogar ein Grund zur Freude. Bisher hat sich Trump noch nicht über Twitter geäußert, aber man kann sich vorstellen, dass er die Daten noch kommentieren wird, zumal die Importe Ende 2016 wieder kräftig gestiegen sind. Importe haben das Wachstum im vergangenen Jahr um ca. 0,13 Prozentpunkte gesenkt.

Trotz einer gewissen Enttäuschung geht es der Wirtschaft noch gut und so schnell dürfte sich das auch nicht ändern. Sofern nicht bald großangelegte Ausgabenprogramme aufgelegt werden, bleibt es beim niedrigen, aber zuverlässigen Wachstum. Die Frühindikatoren zeigen nach wie vor nach oben. Grafik 1 zeigt einen dieser Frühindikatoren im Vergleich mit dem Wachstum und der Arbeitslosenrate (invertiert). Alles ist im grünen Bereich. Eine Trendfortsetzung ist wahrscheinlich.

Die Trendfortsetzung gilt nicht nur für die Arbeitslosenrate und das Wachstum, sondern auch für den Aktienmarkt. Grafik 2 zeigt den Indikator im Vergleich zum S&P 500. Normalerweise sinkt der Frühindikator vor den Aktienkursen. Eine größere Korrektur oder ein Bärenmarkt wurden bisher zuverlässig mit einigen Monaten Vorlaufzeit angekündigt. Derzeit gibt es eine solche Ankündigung nicht. Kurzfristig steht neuen Hochs eigentlich nichts im Wege.

Clemens Schmale

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5 Kommentare

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  • 280a
    280a

    Gab es schon mal eine Wirtschaftswachstumsprognose die gestimmt hat?

    21:15 Uhr, 31.01. 2017
  • tourguide
    tourguide

    Hallo Herr Schmalle, würde das jetzt heißen, dass die liebe Frau Jellen lügt das sich die Balken biegen? ;-))

    08:41 Uhr, 31.01. 2017
    1 Antwort anzeigen
  • Traderfox
    Traderfox

    wie ich schon sagte

    Nix läuft davon ,jeder tausender braucht seine Zeit

    20000 im DOW unter Trump das muss erstmal nachhaltig Gestalt annehmen

    16:09 Uhr, 30.01. 2017

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Über den Experten

Clemens Schmale
Clemens Schmale
Finanzmarktanalyst

Clemens Schmale hat seinen persönlichen Handelsstil seit den 1990er Jahren an der Börse entwickelt.

Dieser gründet auf zwei Säulen: ein anderer Analyseansatz und andere Basiswerte. Mit anders ist vor allem die Kombination aus Global Makro, fundamentaler Analyse und Chartanalyse sowie Zukunftstrends gemeint. Während Fundamentaldaten und Makrotrends bestimmen, was konkret gehandelt wird, verlässt sich Schmale beim Timing auf die Chartanalyse. Er handelt alle Anlageklassen, wobei er sich größtenteils auf Werte konzentriert, die nicht „Mainstream“ sind. Diese Märkte sind weniger effizient als andere und ermöglichen so hohes Renditepotenzial. Sie sind damit allerdings auch spekulativer als hochliquide Märkte. Die Haltedauer einzelner Positionen variiert nach Anlageklasse, beträgt jedoch meist mehrere Tage, oft auch Wochen oder Monate.

Rohstoffe, Währungen und Volatilität handelt er aktiv, in Aktien und Anleihen investiert er eher langfristig. Die Basiswerte werden direkt – auch über Futures – oder über CFDs gehandelt, in Ausnahmefällen über Optionen und Zertifikate.

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