US-T-Bond-Future - Gratwanderung auf der Zinskurve
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Gratwanderung auf der Zinskurve
Nachdem Anlegerinnen und Anleger seit März 2020 Zeugen einer historischen Zinswende wurden, lautete unser Fazit vor Jahresfrist „genug ist genug“. Das Erreichen unseres plakativen Kursziels von 3 % (Deutschland) und der „magischen 5 %-Marke“ (USA) steuerten charttechnische Argumente bei. Die eingeleitete Zinswende der wichtigsten Notenbanken spielte unseren letztjährigen Vorhersagen ebenfalls in die Karten. Unter dem Strich haben wir also einen Prognosetreffer gelandet. So stehen die Differenzen der aktuellen Renditen im Vergleich zu den Notierungen von Anfang Dezember 2023 von 2,11 % vs. 2,45 % (Deutschland) sowie 4,23 % vs. 4,35 % (USA) für einen absoluten Übergangsjahrgang. Dennoch bleibt die „historische Dimension“ des Zinsanstiegs der letzten Jahre zumindest in Teilen erhalten: Schließlich läuft der US-T-Bond-Future Gefahr, die vierte rote Jahreskerze in Serie auszubilden! Eine solche Dürreperiode musste das US-Rentenbarometer zuletzt Ende der 1970er-/Anfang der 1980er-Jahre hinnehmen. Übergeordnet lautet eine der Kernfragen im neuen Jahr, ob nach dem „auf der Stelle treten“ der vergangenen 12 Monate 2025 wieder eine klare Richtungsentscheidung ansteht.
US-T-Bond-Future (Annually)
Quelle: Refinitiv, tradesignal² / 5-Jahreschart im Anhang
5-Jahreschart US-T-Bond-Future
Quelle: Refinitiv, tradesignal²
Größter Rückschlag aller Zeiten!
„Man kann nicht voraussehen, aber man kann sich vorbereiten.“ Dieses Zitat von Howard Marks möchten wir mit unserem Jahresausblick in die Tat umsetzen. Gerade das Wissen um die neuralgischen Chartmarken, an denen Bewegung in den Markt kommen könnte, stellt einen der wichtigsten Vorteile der Technischen Analyse dar. Die besonderen Herausforderungen der letzten Jahre bringt der Bloomberg Aggregate Bond Index am besten auf den Punkt. Gemessen an den Kursverlusten in einer nie dagewesenen Dimension der Jahre 2021/22, fällt die Erholung der letzten beiden Jahre eher moderat aus und notiert immer noch auf dem Level von 2013/14. Wenn man sich die Tiefe des zwischenzeitlichen Einschnittes vor Augen führt – immerhin fällt der „drawdown“ (- 25 %) mehr als doppelt so hoch aus wie der zweitgrößte Rückschlag der letzten 30 Jahre während der Finanzmarktkrise im Jahr 2008 (-10 %) – dann ist die fehlende Dynamik der anschließenden Erholung eine Enttäuschung (siehe Chart). Beide Entwicklungen rufen uns ein bekanntes Zitat von Erich Kästner ins Gedächtnis: „Gestern standen wir am Abgrund. Heute sind wir bereits einen gewaltigen Schritt weiter.“ Nach Jahren in der Abwärtsspirale drängt sich die Frage auf, ob das Rentenbarometer am Boden des Abgrundes angekommen ist.
Bloomberg Aggregate Bond Index® (Monthly)
Quelle: Bloomberg, HSBC² / 5-Jahreschart im Anhang
Wo 2025 die Überraschungen herkommen könnten
Bei der Suche nach charttechnischen Antworten auf diese Frage begeben wir uns zunächst in die Welt der Sentimentanalyse. Während das „lower for longer“-Regime der letzten Dekade nahtlos in das Gegenteil umschlug, scheint sich jetzt die überwältigende Mehrheit der Investorinnen und Investoren mittlerweile mit einer Tradingrange zwischen 2% und 3 % in Deutschland bzw. 3% und 5 % in den USA angefreundet zu haben. Das wirkliche Überraschungspotenzial aus Sicht der Behavioral Finance beginnt also jenseits der genannten Grenzen – ein erster Hinweis, wo die „wunden Punkte“ des Marktes 2025 liegen könnten. Im „HSBC Daily Trading“ gehen wir unterjährig regelmäßig auf die Sentimenterhebung der American Association of Individual Investors (AAII) ein. Die Vereinigung der US-Privatanleger führt zusätzlich ein Mal pro Monat eine Umfrage zur Vermögensallokation durch. Mit gut 15 % verharrt hier die Bondquote auf einem sehr niedrigen Niveau. Trotz des Zinsanstiegs der letzten Jahre fällt der Rentenanteil sogar geringer aus als zum Startpunkt der steigenden US-Renditen im März 2020 (siehe Chart)! Mit anderen Worten: Der Zinsanstieg geht bisher vollständig an der Vermögensallokation vorbei.
AAII Asset Allocation Survey Bondquote (Monthly)
Quelle: AAII, HSBC² / 5-Jahreschart im Anhang
Aktien/Bond-Ratio: Eine völlig neue Größenordnung!
Dazu passt der folgende Chart, den wir ebenso gut auf der Aktienseite hätten veröffentlichen können. Der Kursverlauf zeigt den S&P 500® in Relation zum US-T-Note-Future. Seit dem Frühjahr 2020 ist das Ratio in eine ganz andere Dimension vorgestoßen. Mittlerweile hat der Verhältnischart nicht nur den entsprechenden Trendkanal, sondern auch den Regressionskanal seit Beginn des Jahrtausends nach oben verlassen! Läuft das Sentiment also gerade heiß? In jedem Fall dürften die Herzen von antizyklischen Investorinnen und Investoren hier höherschlagen. Charttechnisch liefert der RSI – bezogen auf das Aktien-Bond-Verhältnis – einen wichtigen Hinweis in diese Richtung, denn der Oszillator notiert bereits das ganze Jahr 2024 tief im überkauften Bereich. Dennoch würden wir als Signalgeber gerne eine Rückkehr in den eingezeichneten Regressionskanal bzw. einen Rückfall in den Aufwärtstrendkanal seit März 2020 sehen (siehe Chart). Den bisher recht abstrakten Zinsausblick möchten wir im Folgenden konkretisieren. Mit den wichtigsten Signalmarken und einem möglichen Fahrplan wollen wir Howard Marks explizit Rechnung tragen. Schließlich verursacht die Verletzung wichtiger Chartlevel oftmals „Stress“ und Positionsschieflagen, was dann regelmäßig größere Marktschwankungen begünstigt.
Ratio-Chart S&P500/US-T-Note-Future (Monthly)
Quelle: Refinitiv, tradesignal² / 5-Jahreschart im Anhang
Charttechnik, nichts als pure Charttechnik
Da das Glück diejenigen bevorzugt, die darauf vorbereitet sind (Louis Pasteur), wollen wir Sie vor unerwarteten Überraschungen schützen. Getreu dem Motto des US-Philosophen Ralph Waldo Emerson: „Die Jahre lehren viel, was die Tage niemals wissen“, starten wir unsere charttechnische Bestandsaufnahme mit einer sehr hohen Zeitebene und rücken als erstes den Jahreschart der 10-jährigen Rendite USA in den Mittelpunkt. Zunächst zeugt der dynamische Zinsanstieg von März 2020 bei 0,32 % auf in der Spitze 5,02 % – inklusive des Bruchs des Abwärtstrends seit Anfang der 1980er-Jahre (ab Januar bei 2,51 %) – von der historischen Tragweite des erfolgten Zinsanstiegs. Es ist alles andere als alltäglich, dass 40 Jahre alte Trends zu den Akten gelegt werden. Schließlich kannten zwei ganze Investorengenerationen bis 2022 nichts Anderes als fallende Renditen. Selten wer der Begriff „game changer“ berechtigter als nach dem Bruch des Abwärtstrends seit 1981, welcher die Statik des Spiels nachhaltig verändert. Nach dieser strategischen Einordnung nehmen wir im zweiten Schritt die „Feinjustierung“ vor. Mit einer marginalen Differenz zwischen Eröffnungs- und Schlusskurs, aber auch im Vergleich zum 2022er-Schlusskurs, bildet die Kerze von 2023 einen idealtypischen „doji“ (siehe Chart).
10-jährige Rendite USA (Annually)
Quelle: Refinitiv, tradesignal² / 5-Jahreschart im Anhang
5-Jahreschart 10-jährige Rendite USA
Quelle: Refinitiv, tradesignal²
„doji“ plus Innenstab: Entscheidende Eckpfeiler
Ein derart kleiner Kerzenkörper dokumentiert eine gewisse Suche nach Orientierung. Die Begrenzungen des „doji“-Musters können diese liefern: So steckt das Tief (3,25 %) und das Hoch (5,02 %) – gleichbedeutend mit dem höchsten Stand seit 2007 – wichtige Leitplanken ab. Schließlich harmoniert das Low bestens mit den Zinshochs von 2018 bei 3,26 %, während sich auf der Oberseite das Jahreshoch mit den Hochs der ersten Dekade des Jahrtausends bei gut 5 % sowie dem Tief des Jahres 1993 bei 5,15 % deckt. Per Saldo gibt der Jahreschart somit wichtige Eckpfeiler vor, zumal die Kursentwicklung der vergangenen 12 Monate innerhalb der diskutierten Grenzen verblieb. In der Konsequenz entsteht ein „inside year“ (siehe Chart). Die Tradingrange zwischen 3 % und 5 % definiert also das ganz große Spielfeld der nächsten Jahre, wohingegen der jüngste Innenstab (Grenzen bei 3,60 % bzw. 4,74 %) das kleinere Pendant abstecken – auch und vor allem für 2025. Fibonacci-Projektionen schätzen wir als Analysewerkzeug. Im konkreten Fall bestätigen sowohl die 138,2%-Projektion des letzten Zinsrutsches von 2018 bis 2020 (4,39 %) als auch dem 161,8%-Pendant (5,08 %) die diskutierten Schlüsselmarken. Selbst das zuerst genannte Level fällt mit dem 2022er-Hoch (4,34 %) zusammen.
10-jährige Rendite USA (Annually)
Quelle: Refinitiv, tradesignal² / 5-Jahreschart im Anhang
Strategische Absicherung
Die Verknüpfung unterschiedlicher Zeitebenen stellt einen echten Mehrwert der Technischen Analyse dar. Deshalb werden wir im Folgenden weitere Übereinstimmungen anhand von kürzeren Zeitebenen aufzeigen. Den Auftakt macht der 6-Monats-Chart der 10-jährigen Rendite USA. Drei der letzten vier Halbjahreskerzen weisen kleine Kerzenkörper auf. Gleichzeitig untermauern sie die Relevanz der Schlüsselzone zwischen 3 % und 5 %. In der Tradition der letzten Jahre können Anlegerinnen und Anleger also von der „magischen 5 %-Marke“ bzw. „der strategischen Absicherung bei 3 %“ sprechen. An dieser Stelle ist eine Assoziation mit der Politik naheliegend: Winston Churchill sagte einmal: „Demokratie ist die Notwendigkeit, sich gelegentlich den Ansichten anderer Leute zu beugen!“ 3 % und 5 % sind im Sinne dieses Zitats die charttechnischen Triggermarken, bei deren Verletzung man sich „den Ansichten anderer Leute beugen“ müsste. Der Monatschart fördert zwei weitere spannende Details zu Tage: Zum einen notiert die 10-jährige Rendite USA auf dem Niveau von Herbst 2022, zum anderen bildet die Kursentwicklung der letzten 12 Monate in diesem Zeitfenster eine klassische Flaggenkonsolidierung (siehe Chart).
10-jährige Rendite USA (Semi-annually)
Quelle: Refinitiv, tradesignal² / 5-Jahreschart im Anhang
Flagge als Katalysator
Dank dieses Kursmusters lassen sich die technischen Leitplanken weiter einengen. So definiert der kurzfristige Abwärtstrend (akt. bei 4,45 %) gleichzeitig die obere Flaggenbegrenzung. Ein „bullisher“ Ausbruch aus diesem Konsolidierungsmuster würde im ersten Schritt das bereits bekannte Widerstandsbündel aus diversen Hoch- und Tiefpunkten seit 1993 und dem Fibonacci-Level bei 5,08 % in den Mittelpunkt rücken. Rein rechnerisch hält die beschriebene Flaggenkonsolidierung sogar ein Anschlusspotenzial von rund 1,75 % bereit – mehr als ausreichend um perspektivisch den ultimativen Deckel bei 5 % zu lüften. Vor diesem Hintergrund stellt die Flagge einen Katalysator in Sachen „steigende Renditen“, aber auch einen beachtenswerten Risikochart für die Aktienseite dar. Oberhalb der „magischen 5 %-Marke“ würde sich ein charttechnisch relativ großer Raum öffnen. Die Hoch- und Tiefpunkte von 1986 bis 2000 bei rund 7 % markieren dann die nächsten nennenswerten Widerstände. Auf der Unterseite stechen indes die Unterstützungen bei knapp 3,80 % ins Auge. D. h. auch hier trägt der Monatschart zur Einengung der angeführten Barrieren bei. Per Saldo handelt es sich beim Monatschart der 10-jährige Rendite USA um einen absoluten Schlüsselchart 2025. (Fortsetzung folgt am Freitag)
10-jährige Rendite USA (Monthly)
Quelle: Refinitiv, tradesignal² / 5-Jahreschart im Anhang
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