Kommentar
11:23 Uhr, 15.05.2019

US-Regierung kriegt Anleihen nicht los!

US-Anleihen gelten als die sichersten der Welt. Trotzdem will sie derzeit niemand haben. Das kann zum Problem werden.

Alles ist relativ, so auch die Nachfrage nach US-Anleihen. Die Nachfrage ist derzeit so niedrig wie seit der Finanzkrise nicht mehr. Gegenüber den Beträgen, die der Staat zum Angebot stellt, liegt die Nachfrage nur noch beim Zweifachen (Grafik 1). Diese Bid to Cover Ratio ist die niedrigste seit 2008.

Je nachdem, wen man fragt, ist das ein Skandal oder ganz normal. Man kann ja nicht sagen, dass Anleger US-Anleihen meiden wie die Pest. Noch ist die Nachfrage höher als das Angebot. Die Nachfrage übersteigt das Angebot sogar um 100 %. Der Staat könnte also theoretisch doppelt so viele Anleihen loswerden wie er tatsächlich platziert.

In der Praxis ist das nicht so einfach. Viele Anleger bieten in den Auktionen wesentlich mehr als sie tatsächlich haben wollen. Sie wollen so garantieren, dass sie zumindest den Betrag zugewiesen bekommen, den sie tatsächlich haben wollen. Die hohe Bid to Cover Ratio erweckt daher den Anschein großer Nachfrage, die es nicht wirklich gibt.

Nun gibt es noch einen Umstand, der zur Sorge ermuntert. Die Notenbank hat ihr QE Programm vor 10 Jahren begonnen. Viele Anleihen, die nun auslaufen, müssen ersetzt werden. Dies geschieht auch über die Auktionen. Zuletzt wurden 30 % der Anleihen der Notenbank zugewiesen (Grafik 2).

In der Praxis heißt das: die Nachfrage, die nicht von der Notenbank kommt, ist noch viel niedriger als es Grafik 1 suggeriert. Rechnet man die Zuteilungen an die Notenbank aus den Daten heraus, ergibt sich Grafik 3. Die Nachfrage übersteigt das Angebot immer noch, doch unter dem Gesichtspunkt, dass mehr geboten wird als Anleger am Ende wirklich wollen, ist die Nachfrage wirklich schwach.

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Keiner kann mit Sicherheit sagen, woran das liegt. Die Renditen für US-Anleihen sind in den letzten Monaten gefallen. Anleger finden die Rendite möglicherweise zu niedrig, um mehr nachzufragen.

Ein anderer Grund ist die Nachfrage aus dem Ausland. Der Anteil der US-Anleihen, der vom Ausland gehalten wird, ist rückläufig. Viele Länder, darunter China, fragen weniger US-Anleihen nach. Das ist natürlich auch ein hausgemachtes Problem. Viele Länder, mit denen sich die USA nun in Konflikt befinden, suchen nach Alternativen.

Es ist nicht das erste Mal, dass die Nachfrage gering ausfällt. Das war auch während der Finanzkrise so. Anleihen gelten zwar als sicher, doch das hilft wenig, wenn Anleger Geld brauchen. Sie müssen Assets liquidieren, wenn der Markt gegen sie läuft. Da bleibt dann wenig Geld, um dem Staat Geld zu leihen.

Aktuell haben wir keine Liquiditätskrise. Trotzdem ist die Nachfrage gering. Gäbe es die Notenbank nicht, müsste die Rendite wohl deutlich steigen, um Anleger anzulocken. Es gibt keinen Grund, weshalb der Markt zusammenbrechen sollte. Angesichts steigender Haushaltsdefizite ist der Trend jedoch bedenklich und könnte den Finanzmarkt irgendwann böse aufschrecken.

Clemens Schmale

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10 Kommentare

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  • hochdietassen
    hochdietassen

    entscheidend ist das drittletzte Wort: ...irgendwann... Wen also juckt das jetzt und heute ?

    20:49 Uhr, 15.05.2019
  • While E. Coyote
    While E. Coyote

    uiuiui was ein Tach :-)

    16:22 Uhr, 15.05.2019
    1 Antwort anzeigen
  • Joe.
    Joe.

    3. Everybody wants U.S. bonds

    The trade war has been a boon for U.S. bonds, which had already seen significant buying for most of 2019.

    Driving the news: U.S. Treasury yields fell to a 6-week low on Monday, as investors pushed yields on the benchmark 10-year notes back towards their lows of the year. And data shows investors are snapping up every kind of U.S.-issued bond they can get.

    Details: Data from Lipper shows U.S. core bond funds took in $32.6 billion in the first quarter, the second-highest inflows in history. That trend has continued in Q2, as net inflows have totaled $16.9 billion to date.

    Reuters' Gertrude Chavez-Dreyfuss notes that data from the U.S. Treasury Department shows foreign buyers made net purchases of U.S. bonds to the tune of $11.3 billion in January and February (the latest available data) and EPFR Global data shows U.S. investment grade and high yield bonds also saw inflows and strong returns in Q1. That's a complete reversal from 2018, which saw $35.6 billion leave bond funds in Q4, the worst quarter ever for bond fund outflows, Lipper's data shows.

    What's happening: The trade war is exacerbating red-hot demand for the safety of the U.S. bond market that was ignited by the Fed's interest rate reversal in January. When central banks raise interest rates, it reduces the value of already-held bonds.

    13:42 Uhr, 15.05.2019
    2 Antworten anzeigen
  • While E. Coyote
    While E. Coyote

    Keiner hat mehr Geld..Herrn Trump wirds freuen wenn die Ausengeländer weniger Geld zum kaufen haben

    13:04 Uhr, 15.05.2019

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Über den Experten

Clemens Schmale
Clemens Schmale
Finanzmarktanalyst

Clemens Schmale hat seinen persönlichen Handelsstil seit den 1990er Jahren an der Börse entwickelt.

Dieser gründet auf zwei Säulen: ein anderer Analyseansatz und andere Basiswerte. Mit anders ist vor allem die Kombination aus Global Makro, fundamentaler Analyse und Chartanalyse sowie Zukunftstrends gemeint. Während Fundamentaldaten und Makrotrends bestimmen, was konkret gehandelt wird, verlässt sich Schmale beim Timing auf die Chartanalyse. Er handelt alle Anlageklassen, wobei er sich größtenteils auf Werte konzentriert, die nicht „Mainstream“ sind. Diese Märkte sind weniger effizient als andere und ermöglichen so hohes Renditepotenzial. Sie sind damit allerdings auch spekulativer als hochliquide Märkte. Die Haltedauer einzelner Positionen variiert nach Anlageklasse, beträgt jedoch meist mehrere Tage, oft auch Wochen oder Monate.

Rohstoffe, Währungen und Volatilität handelt er aktiv, in Aktien und Anleihen investiert er eher langfristig. Die Basiswerte werden direkt – auch über Futures – oder über CFDs gehandelt, in Ausnahmefällen über Optionen und Zertifikate.

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