Kommentar
11:48 Uhr, 20.04.2010

US-Quartalszahlen bestimmen Kursentwicklung

In der vergangenen Woche konnte sich der positive Trend an den internationalen Aktienmärkten anfänglich noch behaupten. Gute Quartalsberichte stützten daher die Börsen in den USA und Europa. Eine Klage gegen Goldman Sachs ließ jedoch die Kursgewinne zum Wochenende dahin schmelzen.

USA: Finanzwerte unter deutlichem Druck

Die amerikanischen Aktienmärkte erlebten eine wechselhafte Handelswoche. Stark gestiegene Einzelhandelsumsätze und die Konjunkturfrühindikatoren Philly Fed und Empire State ließen die Notierungen anfangs noch steigen und führten im US-Leitindex zu einem neuen Jahreshöchststand. Unterstrichen wurde die gute Stimmung von sehr erfreulichen Quartalsberichten von Intel, der Bank of America oder JP Morgen. Intel hatte die Anleger mit hohem Umsatz und einem guten Ausblick überzeugen können. Somit waren die Papiere des Chipherstellers mit einem Kursaufschlag von fast 6,1 Prozent der Wochengewinner im Dow Jones Industrial Average. Von den bisher berichtenden Unternehmen konnten 81 Prozent die Erwartungen der Marktteilnehmer übertreffen. Gute Zahlen müssen jedoch kein Kursplus bedeuten, wie die Zahlen der Internet-Suchmaschine Google zeigten. Die Erwartungshaltung der Anleger war einfach zu groß und so verlor die Aktie auf dem Parkett nachbörslich an Wert. Zu Wochenmitte wendete sich jedoch das Blatt und der Leitindex musste den Großteil seiner Kursgewinne wieder abgeben, nachdem das Konsumentenvertrauen der Uni Michigan unerwartet deutlich von 73,6 auf 69,5 Punkte gefallen war. Analysten hatten zuvor sogar mit einem Anstieg gegenüber dem Vormonat gerechnet. Zudem wuchs die Industrieproduktion im März nur um 0,1 anstatt der erwarteten 0,8 Prozent. Das Hauptaugenmerk wurde jedoch auf eine Klage gegen die Investmentbank Goldman Sachs gelegt. Die US-Börsenaufsicht (SEC) wirft dem Finanzdienstleister vor, bei der Vermarktung von Hypothekenpapieren die Anleger in die Irre geführt zu haben. Dabei bot die Bank 2007 verbriefte Hypothekenanleihen in Milliardenhöhe an, während sie gleichzeitig auf eigene Rechnung auf einen Zusammenbruch des US-Häusermarkts wettete. Wichtige Informationen über das Produkt sollen den Anlegern verschwiegen worden sein. Hätten die Investoren gewusst, dass der im Produkt enthaltene Hedge-Fond eine gegenteilige Position eingegangen war, wären sie vermutlich nicht für ein solches Engagement bereit gewesen. Während die Anleger so einen Verlust von rund einer Milliarde US-Dollar hinnehmen mussten, konnte der Fondsmanager diesen Betrag für sich einstreichen. Nach Bekanntwerden der Vorwürfe fielen die Papiere von Goldman Sachs zeitweise um 15 Prozent. Aber auch weitere Banken wie JP Morgan oder die Bank of America wurden in Sippenhaft genommen und verloren am letzten Handelstag rund fünf Prozent an Wert. Der Der Dow Jones Industrial Average beendete die Handelswoche bei 11.018 Punkten, was einem Wochenplus von 0,2 Prozent entspricht. Mit einem Zuwachs von 1,1 Prozent konnte sich der Technologieindex Nasdaq etwas besser behaupten.

Deutschland: Dax zum Wochenende ausgebremst

Der deutsche Leitindex konnte vor allem zu Wochenbeginn von den guten Konjunkturdaten und den Quartalsberichten aus den Vereinigten Staaten profitieren. Der Dax übersprang dabei zwischenzeitlich sogar die Marke von 6300 Punkten. Kurssteigernd wirkte sich zudem die hohe Nachfrage von Automobilen der Marken BMW und VW aus. Dem Münchner Premiumhersteller BMW glückte dabei ein Anstieg der Neuzulassungen von 14,1 Prozent im Zeitraum von Januar bis März diesen Jahres. Volkswagen konnte vor allem in China punkten. Die Wolfburger Autobauer verzeichneten dort ein sattes Plus von 60,9 Prozent. Das schleppende Deutschlandgeschäft konnte so mehr als ausgeglichen werden. Auch Daimler verzeichnete gegen Ende des ersten Quartals Zuwächse. Automobilwerte waren somit die Wochengewinner im Leitindex mit einem Kurszuwachs zwischen 1,4 bis 3,1 Prozent. Der Betrugsvorwurf gegen Goldman Sachs erfasste zu Wochenschluss jedoch auch den deutschen Aktienmarkt. Unter den Finanzwerten geriet vor allem die Deutsche Bank unter Druck, nachdem Gerüchte aufkamen, dass die US-Börsenaufsicht auch das größte deutsche Kreditinstitut ins Visier nehmen könnte. Die Aktie verbilligte sich daraufhin um 7,3 Prozent und war der größte Verlierer am letzten Handelstag. Auch Siemens verlor deutlich, nachdem sich Bestechungsvorwürfe aus der Vergangenheit erhärteten. Letztendlich tendierte der Dax auf Wochensicht um 1,1 Prozent leichter.

Vulkanausbruch für Fluggesellschaften teuer

Papiere der Fluggesellschaften brachen am Freitag ebenfalls ein, nachdem die Aschewolke eines isländischen Vulkans den Flugverkehr über halb Europa zum Erliegen brachte. Lufthansaaktien verloren daraufhin fast fünf Prozent. Der Schaden für die Fluggesellschaften ist noch nicht absehbar, da der Ausbruch andauert und unklar ist, inwieweit die ausgefallenen Flüge nachgeholt werden und die Gesellschaften gegen ein solches Szenario versichert sind. Schäden für die Gesamtwirtschaft werden erst bei länger andauernden Flugausfällen durch Lieferengpässe befürchtet. Gewinner sind jedenfalls die Bahn und Autovermietungen. Durch die enorme Nachfrage verbuchte allein die Aktie des Mietwagenanbieters Sixt Aufschläge von über 10 Prozent.

Ausblick

Die Kursentwicklung der kommenden Tage wird aller Voraussicht nach ganz wesentlich von den US-Quartalszahlen bestimmt werden. Knapp 100 der im S&P500 gelisteten Unternehmen legen bis Freitag ihre Ergebnisse vor. Die Erwartungshaltungen sind hoch gesteckt, sodass eventuelle Enttäuschungen nicht auszuschließen sind. Darüber hinaus werden auch erste Zahlen europäischer Firmen präsentiert.

Quelle: Union Investment

Gegründet im Jahr 1956, zählt Union Investment heute zu den größten deutschen Investmentgesellschaften. Rund 161,9 Mrd. Euro verwaltete die Gesellschaft per 30. September 2009, davon 99,5 Milliarden Euro in Publikumsfonds. Die Produktpalette für private Anleger umfasst Aktien-, Renten- Geldmarkt- und Offene Immobilienfonds sowie gemischte Wertpapier- und Immobilienfonds und Dachfonds. Anleger erhalten diese Produkte bei allen Volksbanken, Raiffeisenbanken, Sparda-Banken und PSD-Banken. Rund 4,6 Millionen Anleger nutzen überdies die Depotdienstleistungen der Union Investment.

Keine Kommentare

Du willst kommentieren?

Die Kommentarfunktion auf stock3 ist Nutzerinnen und Nutzern mit einem unserer Abonnements vorbehalten.

  • für freie Beiträge: beliebiges Abonnement von stock3
  • für stock3 Plus-Beiträge: stock3 Plus-Abonnement
Zum Store Jetzt einloggen