Kommentar
15:36 Uhr, 02.05.2019

US-Notenbank: Kriegt die Fed langsam Angst?

Von der am Mittwoch zu Ende gegangenen Fed-Sitzung hat niemand viel erwartet. Es ist aber etwas geschehen: eine Zinssenkung.

Die Fed hat doch tatsächlich die Zinsen gesenkt. Das wird medial wahrscheinlich kaum breitgetreten werden. Der Schritt wurde nämlich nicht im eigentlichen Statement erwähnt. Er findet sich im Anhang, der sogenannten Policy Implementation Note. Darin beschreibt die Notenbank, wie sie ihre Geldpolitik praktisch umsetzt.

Vorgestern berichtete ich darüber, dass der Fed die Kontrolle über die Zinsen entgleiten könnte. Die Fed Funds Rate, also der Zinssatz, mit dem sich Banken untereinander Geld leihen, stieg und stieg. Vorgestern stieg dieser Zinssatz auf 2,45 %. Damit war er nur noch 5 Basispunkte, also 0,05 % Prozentpunkte von der oberen Grenze der gewünschten Zinsen entfernt.

Die Bandbreite von 2,25 % bis 2,5 % drohte gesprengt zu werden. Um das zu verhindern, hat die Fed nun die Zinsen gesenkt, allerdings innerhalb der Zielspanne. Auf Überschussreserven zahlt sie nun nicht mehr 2,4 %, sondern nur noch 2,35 %. Damit kann die Fed Funds Rate nun etwas länger steigen, ohne die Obergrenze zu verletzen.

Keiner weiß, wie schnell die Fed Funds Rate weiter steigen wird. Sie wird aber weiterhin steigen. Das liegt an knapper werdenden Überschussreserven, die einigen Banken ausgehen. Um zu verhindern, dass der Zinssatz der Interbankengeschäfte über 2,5 % steigt, kann die Notenbank den Einlagensatz für die Überschussreserven noch auf 2,25 % senken. Dann ist aber Schluss.

Die einzige Möglichkeit, dann noch die Kontrolle zu behalten, ist ein Ende der Bilanznormalisierung bzw. Erhöhung der Reserven der Banken. Sprich: die Fed müsste wieder mehr Wertpapiere kaufen, anstatt welche zu verkaufen.

Aktuell läuft die Bilanzverkleinerung noch. Die kommenden Tage werden zeigen, ob die Fed das bis September durchhält. Dann sollte die Normalisierung enden. Steigt die Fed Funds Rate allerdings weiter, kann schon früher Schluss sein und sogar wieder ein kleines QE Programm aufgelegt werden, damit die Banken ausreichend Reserven haben.

Eine Zinssenkung innerhalb der Bandbreite und dann nur um 5 Basispunkte klingt unspektakulär. Dass sich die Fed genötigt sah, jetzt schon zu reagieren, sagt allerdings viel aus.

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Über den Experten

Clemens Schmale
Clemens Schmale
Finanzmarktanalyst

Clemens Schmale hat seinen persönlichen Handelsstil seit den 1990er Jahren an der Börse entwickelt.

Dieser gründet auf zwei Säulen: ein anderer Analyseansatz und andere Basiswerte. Mit anders ist vor allem die Kombination aus Global Makro, fundamentaler Analyse und Chartanalyse sowie Zukunftstrends gemeint. Während Fundamentaldaten und Makrotrends bestimmen, was konkret gehandelt wird, verlässt sich Schmale beim Timing auf die Chartanalyse. Er handelt alle Anlageklassen, wobei er sich größtenteils auf Werte konzentriert, die nicht „Mainstream“ sind. Diese Märkte sind weniger effizient als andere und ermöglichen so hohes Renditepotenzial. Sie sind damit allerdings auch spekulativer als hochliquide Märkte. Die Haltedauer einzelner Positionen variiert nach Anlageklasse, beträgt jedoch meist mehrere Tage, oft auch Wochen oder Monate.

Rohstoffe, Währungen und Volatilität handelt er aktiv, in Aktien und Anleihen investiert er eher langfristig. Die Basiswerte werden direkt – auch über Futures – oder über CFDs gehandelt, in Ausnahmefällen über Optionen und Zertifikate.

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