Kommentar
20:32 Uhr, 23.04.2021

US-Notenbank Fed: Zeitplan für Ende von QE steht

Dass die US-Notenbank ihre Wertpapierkäufe nicht ewig durchführen würde, war klar. Wie schnell sie enden dürften, ist jedoch überraschend.

Der Präsident der Notenbank von St. Louis ließ mit einer sehr konkreten Aussage zum QE-Programm der Fed aufhorchen. Eigentlich will die Notenbank ihre Geldpolitik den jeweiligen wirtschaftlichen Bedingungen anpassen. Sie vermeidet es daher, einen festen Zeitplan zu nennen. Genau das geschah aber in der vergangenen Woche. Sind 75 % bis 80 % der Bevölkerung geimpft, wird über ein Ende von QE nachgedacht. Derzeit haben die USA ein sehr hohes Impftempo. Wird das Tempo der letzten Wochen weiterhin durchgehalten, sind bereits im Juni mehr als 80 % der Bevölkerung zumindest einmal geimpft worden. Einen Monat später gilt das auch für Personen mit einer Zweitimpfung.


Sobald dieser Wert erreicht ist, dürften auch die letzten Einschränkungen aufgehoben werden. Spätestens dann erwarten Ökonomen einen rasanten Boom. Genau das ist es auch, was die Notenbank sehen will. Mit Herdenimmunität kann die Wirtschaft aufblühen. Eine Normalisierung auf dem Arbeitsmarkt – ein wichtiger Gradmesser für die Fed – ist dann absehbar.

Alle Kriterien, die die Fed braucht, um über ein Ende von QE nachzudenken, werden im Sommer erfüllt sein. Man muss damit rechnen, dass eben auch genau das geschieht. Es wäre sehr überraschend, wenn die Fed ab Sommer nicht laut über ein Ende von QE nachdenkt. Was aber bedeutet das für Anleger?

Das Ende von QE ist kein neues Phänomen. Der Aktienmarkt musste das bereits 2013/14 durchmachen. 2013 dachte die Notenbank erstmals über das Ende des bis dahin umfangreichsten QE-Programms nach. Im Zuge dessen stieg die Rendite 10-jähriger Anleihen rasant an (Grafik 2).


Der Aktienmarkt fiel nicht, er stieg weiter, wenn auch volatiler. Probleme begannen für den Aktienmarkt erst später, als QE schon längst beendet war. Das kannten Anleger auch aus dem Jahr 2009 und 2011, als das erste und zweite QE-Programm beendet wurden.

Kurz nach dem Ende der Wertpapierkäufe stieg die Risikoaversion. Der Aktienmarkt korrigierte. Es ist unwahrscheinlich, dass es diesmal vollkommen anders sein wird. Mit dem Ende von QE entzieht die Notenbank dem Markt das, was Anleger als Sicherheitsnetz empfinden.

Diesmal könnte das QE-Ende sogar besonders schmerzhaft sein. Im Gegensatz zu 2011 und 2014 sind die Haushaltsdefizite deutlich höher. Durch die Ausgabe neuer Anleihen entzieht der Staat dem Markt quasi Geld.

Wann aber müssen Anleger mit dem endgültigen Ende der Wertpapierkäufe rechnen? Jerome Powell sieht den Zeitplan des letzten Ausstiegs 2013/14 als realistisch an. Beginnt die Fed im Sommer über das Ende nachzudenken, wird sie die Käufe spätestens Anfang nächsten Jahres drosseln. Bis Ende 2022 ist QE dann vermutlich Geschichte. Da die Probleme für den Aktienmarkt erst nach QE-Ende auftreten, haben Anleger noch eine ganze Weile Rückenwind.

Clemens Schmale


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Über den Experten

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Clemens Schmale
Finanzmarktanalyst

Clemens Schmale hat seinen persönlichen Handelsstil seit den 1990er Jahren an der Börse entwickelt.

Dieser gründet auf zwei Säulen: ein anderer Analyseansatz und andere Basiswerte. Mit anders ist vor allem die Kombination aus Global Makro, fundamentaler Analyse und Chartanalyse sowie Zukunftstrends gemeint. Während Fundamentaldaten und Makrotrends bestimmen, was konkret gehandelt wird, verlässt sich Schmale beim Timing auf die Chartanalyse. Er handelt alle Anlageklassen, wobei er sich größtenteils auf Werte konzentriert, die nicht „Mainstream“ sind. Diese Märkte sind weniger effizient als andere und ermöglichen so hohes Renditepotenzial. Sie sind damit allerdings auch spekulativer als hochliquide Märkte. Die Haltedauer einzelner Positionen variiert nach Anlageklasse, beträgt jedoch meist mehrere Tage, oft auch Wochen oder Monate.

Rohstoffe, Währungen und Volatilität handelt er aktiv, in Aktien und Anleihen investiert er eher langfristig. Die Basiswerte werden direkt – auch über Futures – oder über CFDs gehandelt, in Ausnahmefällen über Optionen und Zertifikate.

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