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20:50 Uhr, 28.07.2021

US-Notenbank deutet Tapering an

Die US-Notenbank deutet an, dass sie bei einem ihrer kommenden Meetings eine Reduzierung ("Tapering") ihrer milliardenschweren Anleihenkäufe beschließen könnte. Außerdem führt sie eine dauerhafte Repo-Fazilität ein, die Steuerung der Liquidität auf dem US-Finanzmarkt zu verbessern.

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Die US-Notenbank Fed setzt ihre ultralockere Geldpolitik zunächst unverändert fort, hat im Rahmen ihres Zinsentscheids aber zugleich eine mögliche Reduzierung ihrer milliardenschweren Anleihenkäufe in den kommenden Monaten angedeutet. Der Leitzins bleibt in der Spanne von 0,0 bis 0,25 Prozent, wie der Offenmarktausschuss (FOMC) der Fed nach seiner zweitägigen Sitzung am Mittwoch mitteilte.

Seit Dezember hatte die Fed betont, dass die Anleihenkäufe in einem Tempo von mindestens 120 Milliarden Dollar pro Monat fortgesetzt werden sollten, "bis wesentliche weitere Fortschritte bei der Erreichung der maximalen Beschäftigungs- und Preisstabilitätsziele (...) erzielt wurden". Nun heißt es, dass die Wirtschaft seit Dezember "Fortschritte in dieser Richtung gemacht" habe und "der Ausschuss die Fortschritte in den kommenden Sitzungen weiterhin" bewerten werde. Dies könnte eine bevorstehende Reduzierung der Käufe in den kommenden Monaten bzw. Quartalen andeuten.

Auf der Pressekonferenz sagte Fed-Chef Jerome Powell, dass man die "wesentlichen weiteren Fortschritte", die für die Reduzierung der Anleihenkäufe notwendig seien, noch nicht erreicht habe und man noch einen Weg vor sich habe, bis dies erreicht sei. Es sei noch keine Entscheidung über den Zeitpunkt des Beginns eines Taperings getroffen worden. Spekulationen, wonach die Käufe von Hypothekenpapieren reduziert werden könnten, bevor auch die Käufe von Staatsanleihen reduziert werden, dämpfte Powell. Er erwarte, dass die Käufe von MBS-Papieren und Staatsanleihen zum gleichen Zeitpunkt reduziert würden, so Powell. Von einer Zinserhöhung sei man indes noch weit entfernt. Die Inflation dürfte zunächst hoch bleiben, bevor sie sich abschwäche, so Powell. Zuletzt war die Inflationsrate in den USA bereits auf über fünf Prozent gestiegen, während die Fed eigentlich eine Inflationsrate von zwei Prozent anstrebt. Die Fed will aber eine temporär höhere Inflation akzeptieren, nachdem sie in den vergangenen Jahren seit der Finanzkrise insgesamt unter dem Fed-Ziel gelegen hatte. Aktuell sei die Inflation nicht auf eine boomende Wirtschaft und einen boomenden Arbeitsmarkt zurückzuführen, sondern auf beschränkte Kapazitäten auf der Angebotsseite.

In einer weiteren Entscheidung beschloss der Offenmarktausschuss die Einrichtung einer dauerhaften sogenannten Repo-Fazilität ("repurchase agreement operations") ab Oktober. Über die Repo-Fazilität kann die US-Notenbank sogenannte Primary Dealer und andere Banken mit Liquidität auf dem Repo-Markt versorgen. Dadurch soll die Steuerung der Liqudität auf dem US-Finanzmarkt verbessert werden. Notenbankchef Jerome Powell sprach in diesem Zusammenhang auf der Pressekonferenz auch von einem Auffangmechanismus, um die Transmission der Geldpolitik sicherzustellen. Eine separate Repo-Fazilität wird auch für ausländische Notenbanken eingerichtet.

Bereits seit September 2019 hatte die Fed immer wieder über Repo-Geschäfte Geld in den Repo-Markt gepumpt bzw. über sogenannte Reverse-Repo-Geschäfte Liquidität dem Markt entzogen. Zuletzt hatte das Volumen der Reverse-Repo-Geschäfte sogar ein rekordhohes Niveau erreicht. Der Repo-Markt spielt eine zentrale Rolle im US-Finanzsystem. Über ihn können sich beispielsweise kleinere Banken aber auch Spekulanten wie Hedgefonds mit kurzfristiger Liquidität versorgen.

Im Rahmen ihrer neuen ständigen Repo-Fazilität kann die Fed eintägige Repo-Geschäfte mit einem Mindestgebotspreis von 0,25 Prozent im Gesamtvolumen von bis zu 500 Milliarden Dollar pro Tag durchführen. Bei den Reverse-Repo-Geschäften sind Geschäfte mit einem Angebotspreis von 0,05 Prozent im Volumen von bis zu 80 Milliarden Dollar pro Gegenpartei möglich. Beide Volumengrenzen können aber temporär erhöht werden. Als Sicherheiten können Staatsanleihen, Agency-Schuldverschreibungen und Agency-Hypothekenpapiere genutzt werden.

Am 30. Juni hatten die Reverse-Repo-Geschäfte der Fed ein Rekordvolumen von rund 992 Milliarden Dollar erreicht, wie die folgende Grafik zeigt. Dies ist einerseits Ausdruck überschüssiger Liquidität im Repo-Markt und möglicherweise auch eines Mangels an Sicherheiten höchster Bonität (US-Staatsanleihen). Über die Reverse-Repo-Geschäfte entzieht die Fed dem Repo-Markt Liquidität und stellt ihm zugleich Sicherheiten zur Verfügung. Sie tut damit temporär das Gegenteil wie das, was sie mit ihren Anleihenkäufen bewirkt.

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Seit 20.30 Uhr MESZ läuft die Pressekonferenz mit Fed-Chef Jerome Powell, die live bei Youtube verfolgt werden kann.


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2 Kommentare

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  • amateur
    amateur

    Den Senf bekommt man nicht mehr in die Tube reingedrückt...

    22:05 Uhr, 29.07. 2021
  • mkgeld
    mkgeld

    könnte, wollte kann aber nicht. Das Spiel ist nur damit die Aktien und die Rohstoffe nicht durch die Decke gehen. In 10 Jahren wird sich was ändern vorher nicht. Also hinlegen und entspannen.

    21:38 Uhr, 28.07. 2021

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Über den Experten

Oliver Baron
Oliver Baron
Experte für Anlagestrategien

Oliver Baron ist Finanzjournalist und seit 2007 als Experte für stock3 tätig. Er beschäftigt sich intensiv mit Anlagestrategien, der Fundamentalanalyse von Unternehmen und Märkten sowie der langfristigen Geldanlage mit Aktien und ETFs. An der Börse fasziniert Oliver Baron besonders das freie Spiel der Marktkräfte, das dazu führt, dass der Markt niemals vollständig vorhersagbar ist. Der Aktienmarkt ermöglicht es jedem, sich am wirtschaftlichen Erfolg der besten Unternehmen der Welt zu beteiligen und so langfristig Vermögen aufzubauen. In seinen Artikeln geht Oliver Baron u. a. der Frage nach, mit welchen Strategien und Produkten Privatanleger ihren Börsenerfolg langfristig maximieren können.

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