US-Notenbank: 15 Jahre Krisenpolitik bald vorbei?
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Die US-Notenbank reduziert ihre Bilanzsumme langsamer als die EZB. Die Art der Reduktion ist allerdings eine andere. Im Gegensatz zur EZB hat die Fed keine Langfristrefinanzierungsgeschäfte mit Banken gemacht. Die EZB stellte Banken für mehrere Jahre Geld zur Verfügung. Das letzte Programm während der Pandemie hatte sogar einen negativen Zinssatz.
Die Bedingungen der Langfristrefinanzierung wurden dahingehend verändert, dass Banken die Gelder vorzeitig zurückzahlen. So wurde über eine Billion EUR an Liquidität abgezogen. Diese Möglichkeit hatte die Fed nicht. Sie ist darauf angewiesen, Anleihen und Hypothekenpapiere auslaufen zu lassen oder sie zu verkaufen.
Die Bilanzsumme schrumpft auf diese Weise langsamer, dafür an der Stelle, die eine große Wirkung hat. Notenbanken hielten zur Steuerung der Geldpolitik schon immer Staatsanleihen. Bei der Fed waren dies vor Beginn der Finanzkrise knapp 10 % der ausstehenden Staatsschulden. Dieser Anteil stieg nach der Finanzkrise auf 14 % und während der Pandemie auf fast 20 %. Inzwischen ist der Anteil wieder auf 15 % gefallen und wird bis Ende 2024 Richtung 11 % fallen. Damit hätte die Fed eine Position wie vor der Finanzkrise und dem Beginn der Krisenpolitik (Grafik 1).
In Europa wird dies noch viel Zeit in Anspruch nehmen, falls es überhaupt jemals so weit kommt. Je nach Land hält die Notenbank 30 % bis 55 % der Staatsschulden. In dieser Betrachtung sind nur die Schulden berücksichtigt, die durch die Quantitative Easing Programme gekauft wurden (Grafik 2). Das derzeitige Tempo der Normalisierung ist langsam. Bleibt es dabei, ist eine Normalisierung vor Beginn der nächsten Krise unwahrscheinlich.
Am wenigsten weit ist die japanische Notenbank. Der Anteil an den Staatsschulden fiel kurzzeitig während der Pandemie. Die Regierung nahm schneller Schulden auf als diese gekauft wurden. Japan war damit das einzige Land, in dem die zusätzlichen Schulden nicht direkt durch die Notenbank finanziert wurden. Dafür hielt die Notenbank jedoch schon zuvor 50 % der Schulden (Grafik 3).
Ein Eingreifen wie in Europa und den USA war nicht notwendig. Die japanische Notenbank hat ein Renditeziel für Anleihen und auch die Pandemie gefährdete dies nicht. Im Gegenteil sogar, die Rendite wurde ganz ohne Intervention gehalten. Aktuell ist das anders. Obwohl die Rendite 10-jähriger Anleihen nun anstatt auf 0,5 % bis auf 1 % steigen darf, muss die Notenbank Anleihen kaufen, damit ein Zinsschock ausbleibt. Die Straffung der Geldpolitik über eine höhere Rendite bedingt derzeit mehr Anleihekäufe.
Die US-Notenbank ist im Normalisierungsprozess weit gekommen und sie ist die einzige Notenbank, bei der das Ziel greifbar ist. Innerhalb von drei Jahren könnte es gelingen, 15 Jahre Krisenpolitik rückgängig zu machen.
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