Kommentar
12:27 Uhr, 28.02.2019

US-Konjunktur: Ein Sargnagel mehr

Wer den Eindruck hat, dass ich bei der US-Konjunktur zuletzt die negativen Seiten hervorgehoben habe, hat absolut Recht. Das tue ich mit gutem Grund.

Es gibt viele Daten, die auf eine massive Abschwächung des Wachstums hindeuten. Nun gibt es noch einen Datensatz mehr: die Hauspreise. In den USA als Ganzes schiebt sich der Hauspreisindex immer noch nach oben. Das gilt allerdings längst nicht mehr für alle Regionen.

Vor allem in den begehrten Zentren ist ein Rollover zu erkennen. San Diego und San Francisco laufen dem Gesamtmarkt voraus. Seattle ist meist ein Nachzügler, zeigte sich zuletzt aber schwach (Grafik 1).


Die Abkühlung des Marktes ist ein Phänomen der letzten 6 Monate (Grafik 2). Noch im Frühjahr 2018 stiegen die Hauspreise fast zweistellig. Heute fallen sie. Das ist vor allem für den Konsum relevant. Die Hauspreise laufen dem Konsumwachstum um 12-18 Monate voraus.

Nicht jeder Hausbesitzer ist ein hochaktiver Anleger, der täglich darauf achtet, ob das Haus an Wert gewonnen hat oder nicht. Es dauert eine ganze Weile, bis sich niedrigere Hauspreise wirklich bemerkbar machen. Ist die Katze erst einmal aus dem Sack, wird reagiert.

Das lässt sich vor allem dadurch erklären, dass Immobilien einer der wichtigsten Bestandteile des Vermögens sind. Zwar haben amerikanische Haushalte ein Nettovermögen von mehr als 100 Billionen Dollar und Immobilien machen davon nur 20 % aus, doch ein Großteil des Vermögens ist nicht verfügbar.

Das Finanzvermögen liegt bei knapp 90 Billionen. Mehr als die Hälfte davon entfällt allerdings auf Lebensversicherungen und Rentenansprüche. Es ist kein direkt verfügbares Vermögen. Auch Immobilien lassen sich nicht sofort verkaufen, wenn man Geld braucht. Man kann aber die Hypothek aufstocken, wenn es sein muss. Das geht natürlich nur, wenn das Haus auch etwas wert ist.

Das war eines der großen Probleme der letzten Krise. Die Hauspreise stiegen, sodass die Hypotheken aufgestockt werden konnten. Das Geld floss in den Konsum. Haushalte haben dazugelernt und stocken ihre Hypotheken nur zaghaft auf. Das Problem ist heute nicht annähernd so groß wie damals.

Nichtsdestotrotz, fallende Hauspreise sind keine guten Neuigkeiten. Eine Katastrophe sind sie auch nicht. Der Trend könnte schlimmer sein und er erstreckt sich bisher nur auf ausgewählte Regionen. Ein Signal für höheres Wachstum ist es allerdings nicht, sondern vielmehr ein weiteres Signal dafür, dass sich die Konjunktur abkühlt.

Anleger ignorieren das derzeit galant. Sie haben schon den nächsten Aufschwung eingepreist. Wehe, wenn der dann nicht kommt.

Clemens Schmale

Exklusive Inhalte. Wertiger Zeitvorteil. Push-Benachrichtigungen. Einen ganzen Tag im Monat alle Premium-Services nutzen. Nur 9 Euro pro Monat. Jetzt Godmode PRO testen!

Eröffne jetzt Dein kostenloses Depot bei justTRADE und profitiere von vielen Vorteilen:

  • 25 € Startguthaben bei Depot-Eröffnung
  • ab 0 € Orderprovision für die Derivate-Emittenten (zzgl. Handelsplatzspread)
  • 4 € pro Trade im Schnitt sparen mit der Auswahl an 3 Börsen & dank Quote-Request-Order

Nur für kurze Zeit: Erhalte 3 Monate stock3 Plus oder stock3 Tech gratis on top!

Jetzt Depot eröffnen!

5 Kommentare

Du willst kommentieren?

Die Kommentarfunktion auf stock3 ist Nutzerinnen und Nutzern mit einem unserer Abonnements vorbehalten.

  • für freie Beiträge: beliebiges Abonnement von stock3
  • für stock3 Plus-Beiträge: stock3 Plus-Abonnement
Zum Store Jetzt einloggen
  • wizardmw
    wizardmw

    Und am bittersten ist, welche Resourcen aufgewendet werden, um die Superreichen noch superreicher zu machen. Was hätten wir mit den zig Billionen alles für die Menschen tun können. Aber es dreht sich alles nur noch um die Finanzmärkte......Aber wie sagte Buffett schon: Den Kampf zwischen arm und reich gewinnen wir....

    13:49 Uhr, 28.02. 2019
    1 Antwort anzeigen
  • wizardmw
    wizardmw

    Spielt das überhaupt eine Rolle?? Zinssenkungen , QE und der FED-Put nehmen doch wieder alle Risiken ab. Wir haben doch sowieso keinen freien Markt mehr. Die Börsen müssen oben bleiben, koste es was es wolle. Und was es uns eines Tages kosten wird, darüber möchte ich ehrlich gesagt nicht mehr nachdenken. Der Zug ist lange abgefahren....

    13:45 Uhr, 28.02. 2019
  • hochdietassen
    hochdietassen

    ...bei zwölf bis 18 Monaten Vorlaufzeit auf ds Konsumverhalten ist DJ30000 vorher noch locker drin...jede Wette!

    12:48 Uhr, 28.02. 2019
  • Jigsaw
    Jigsaw

    Woher soll der auch kommen? Ok. noch mal paar Trilliarden Schulden und dann kriegen wir das hin aber irgendwann ist Schluss mit schuldenfinanzierter Kirmes.

    Dekadenz lässt grüssen ist aber Usus in unserer Smartphonegrünen Glücksgesellschaft

    12:45 Uhr, 28.02. 2019

Das könnte Dich auch interessieren

Über den Experten

Clemens Schmale
Clemens Schmale
Finanzmarktanalyst

Clemens Schmale hat seinen persönlichen Handelsstil seit den 1990er Jahren an der Börse entwickelt.

Dieser gründet auf zwei Säulen: ein anderer Analyseansatz und andere Basiswerte. Mit anders ist vor allem die Kombination aus Global Makro, fundamentaler Analyse und Chartanalyse sowie Zukunftstrends gemeint. Während Fundamentaldaten und Makrotrends bestimmen, was konkret gehandelt wird, verlässt sich Schmale beim Timing auf die Chartanalyse. Er handelt alle Anlageklassen, wobei er sich größtenteils auf Werte konzentriert, die nicht „Mainstream“ sind. Diese Märkte sind weniger effizient als andere und ermöglichen so hohes Renditepotenzial. Sie sind damit allerdings auch spekulativer als hochliquide Märkte. Die Haltedauer einzelner Positionen variiert nach Anlageklasse, beträgt jedoch meist mehrere Tage, oft auch Wochen oder Monate.

Rohstoffe, Währungen und Volatilität handelt er aktiv, in Aktien und Anleihen investiert er eher langfristig. Die Basiswerte werden direkt – auch über Futures – oder über CFDs gehandelt, in Ausnahmefällen über Optionen und Zertifikate.

Mehr über Clemens Schmale
  • Makroökonomie
  • Fundamentalanalyse
  • Exotische Basiswerte
Mehr Experten