Kommentar
12:20 Uhr, 06.02.2019

US-Jobwunder: Wirklich?

Dass das Jobwunder weniger großartig ist, als viele vermuten, liegt an zwei Dingen. Einerseits bricht hinter den Kulissen die Dynamik weg, andererseits gibt es auch einen technischen Grund dafür. Bereits im Dezember hat die Wirtschaft über 300.000 Stellen geschaffen. Das war zumindest vor einem Monat zu lesen.

Die Erstveröffentlichung ist aber eben nur das, eine Erstveröffentlichung. Der Dezemberwert wurde um fast 100.000 Stellen nach unten korrigiert. Das Jobwachstum von 304.000 Stellen im Januar kann also noch ganz anders ausfallen, zumal im Januar effektiv keine Jobs entstehen, sondern wegfallen.

Es wurden nur über 300.000 Stellen geschaffen, weil es die Saisonbereinigung möglich macht. Die Fehlerquote bei dieser Januarschätzung ist also enorm groß. Auch jenseits der statistischen Feinheiten gibt es einen bedenklichen Trend.

Die Erstanträge auf Arbeitslosenhilfe sind Ende Januar rasant gestiegen. Mitten im Januar erreichten sie noch ein neues Tief. Betrachtet man die Monatsendwerte zeigt sich allerdings seit mehreren Monaten ein Trendwechsel (Grafik 1). Steigen die Erstanträge, fällt für gewöhnlich auch das Jobwachstum. Derzeit gibt es eine gehörige Divergenz.

Es sollte daher nicht verwundern, wenn das Jobwachstum in den kommenden Monaten deutlich an Dynamik verliert. Man kann den Anstieg der Erstanträge auch nicht auf den Shutdown schieben. Dieser war bereits vorbei als die neuesten Daten veröffentlicht wurden.

Die Daten sind volatil und können von Woche zu Woche kräftig ausschlagen. Es ist daher noch zu früh, um eine Trendwende auf dem Arbeitsmarkt auszurufen. Seit September ist der Trend zu weniger Erstanträgen gestoppt (Grafik 2). Es bildet sich ein Boden. So etwas geschieht häufig mehrere Quartale vor Beginn einer Rezession.

Nicht jeder Trendwechsel führt zu einer Rezession. Das zeigt etwa die Zeit von 1992 bis 1996. Das Jobwunder scheint sich so langsam aber dem Ende zu neigen. Dazu passt auch, dass die Arbeitslosenrate nicht mehr fällt. Sie erreichte mit 3,7 % im September 2018 ein Tief. Heute steht sie wieder bei 4 %.

Per se ist das nicht schlecht. Es bedeutet, dass wieder mehr Menschen auf den Arbeitsmarkt drängen, die zuvor an der Seitenlinie standen. Das war auch in früheren Jahren immer wieder der Fall. Im Nachhinein stellte eine solche Entwicklung aber immer wieder einen Trendwechsel dar.

Die Arbeitslosenrate steigt, weil mehr Menschen auf den Arbeitsmarkt strömen. Das ist zwar eine gute Nachricht, doch de facto war genau diese Entwicklung in der Vergangenheit das Zeichen für einen nachhaltigen Trendwechsel.

Die guten Januarzahlen kann man sicherlich feiern. Sie sind aber kein Grund für Entwarnung. Anstatt Entwarnung zu geben, kann man mit bösem Willen sogar das Gegenteil behaupten. Mich würde es nicht wundern, wenn die Daten der kommenden Monate ernüchternd sind. Der Arbeitsmarkt hinkt der Realwirtschaft allerdings hinterher. Schlechtere Arbeitsmarktdaten sind kein Grund, Aktien zu verkaufen. Das sollte man sich als Anleger immer wieder vor Augen halten.

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1 Kommentar

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  • Jaroos
    Jaroos

    "Der Arbeitsmarkt hinkt der Realwirtschaft allerdings hinterher. Schlechtere Arbeitsmarktdaten sind kein Grund, Aktien zu verkaufen. Das sollte man sich als Anleger immer wieder vor Augen halten."

    Das lese ich immer wieder, aber haben gute Arbeitsmarktdaten nicht einen Einfluß auf die zukünftige Kaufkraft? Oder ist der Unterschied so marginal, dass es zu vernachlässigen ist?

    12:29 Uhr, 06.02. 2019

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Über den Experten

Clemens Schmale
Clemens Schmale
Finanzmarktanalyst

Clemens Schmale hat seinen persönlichen Handelsstil seit den 1990er Jahren an der Börse entwickelt.

Dieser gründet auf zwei Säulen: ein anderer Analyseansatz und andere Basiswerte. Mit anders ist vor allem die Kombination aus Global Makro, fundamentaler Analyse und Chartanalyse sowie Zukunftstrends gemeint. Während Fundamentaldaten und Makrotrends bestimmen, was konkret gehandelt wird, verlässt sich Schmale beim Timing auf die Chartanalyse. Er handelt alle Anlageklassen, wobei er sich größtenteils auf Werte konzentriert, die nicht „Mainstream“ sind. Diese Märkte sind weniger effizient als andere und ermöglichen so hohes Renditepotenzial. Sie sind damit allerdings auch spekulativer als hochliquide Märkte. Die Haltedauer einzelner Positionen variiert nach Anlageklasse, beträgt jedoch meist mehrere Tage, oft auch Wochen oder Monate.

Rohstoffe, Währungen und Volatilität handelt er aktiv, in Aktien und Anleihen investiert er eher langfristig. Die Basiswerte werden direkt – auch über Futures – oder über CFDs gehandelt, in Ausnahmefällen über Optionen und Zertifikate.

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