Analyse
23:31 Uhr, 14.08.2015

US-Indizes - Unspektakulär ins Wochenende

Eine nervenauftreibene Woche geht relativ entspannt zu Ende und Griechenland steht ein Geldsegen ins Haus, während eine alte Ära heute ihren lautlosen Abschluss findet.

Erwähnte Instrumente

  • Dow Jones
    ISIN: US2605661048Kopiert
    Kursstand: 17.477,40 Punkte (NYSE) - Zum Zeitpunkt der Veröffentlichung
  • S&P 500
    ISIN: US78378X1072Kopiert
    Kursstand: 2.091,54 Punkte (Chicago Mercantile Exchange) - Zum Zeitpunkt der Veröffentlichung
  • Dow Jones - WKN: 969420 - ISIN: US2605661048 - Kurs: 17.477,40 Punkte (NYSE)
  • S&P 500 - WKN: A0AET0 - ISIN: US78378X1072 - Kurs: 2.091,54 Punkte (Chicago Mercantile Exchange)
  • Nasdaq-100 - WKN: A0AE1X - ISIN: US6311011026 - Kurs: 4.530,74 Punkte (NASDAQ)

Handelsverlauf und Sektorenentwicklung

Die großen US-Indizes konnten heute zwar ihre gestrigen Session-Hochs nicht überbieten, gingen jedoch bei nur mäßigem Newsflow auf Tages- und Wochenbasis mit einem Plus aus dem Handel (Dow Jones +0,40%, S&P 500 +0,39%, NASDAQ 100 +0,25%). Zu unterstreichen ist die positive Entwicklung des Dow Jones Transportation Index, der mit einem Tagessaldo von +0,64% positive Impulse setzte, und am Freitag seinen zweitägigen Aufschwung fortschreiben konnte.

Relative Stärke zeigte auch der Metall- und Minensektor (+1,73%), der Telekomsektor (+1,50%) und die amerikanischen Regionalbanken (+1,26%). Schwächer als der breite Markt entwickelten sich unter anderem Biotechs (-1,48%) und der Unternehmen im Bereich der Ölservices (-1,08%).

Eine Stunde vor dem Handelsbeginn an der Wall Street sorgten die Erzeugerpreise vom Juli (+0,2%, Erwartung +0,10%, m/m) für eine erfreuliche Nachricht, und schickten die Rendite für 10-jährige US-Anleihen im Verlauf der nächsten Stunde auf ein kurzzeitiges Hoch von 2,221%.

Der Kurs des EUR/USD kam in Folge dieser Veröffentlichung unter Druck, und musste 45 Minuten später auch noch die starken Daten zur amerikanischen Industrieproduktion verkraften, welche im Juli zum Vormonat um 0,60% (Konsens +0,30%) anstieg, und das Währungspaar im Tagesverlauf weiter unter Druck brachte.

Eine halbe Stunde nach Eröffnung der US-Börsen gaben die Universität Michigan mit ihrem Konsumklima (92,9 Punkte, Erwartung 93,5) und die Phildelphia-Fed mit ihrer reduzierten Q3-Prognose (+2,7%, zuletzt +3,1%) dann etwas Wasser in den Wein, was für die Zinsen von Treasuries mit einer Laufzeit von 10 Jahren das Signal zum temporären Rückzug darstellte, bevor dann gegen Nachmittag mit freundlichen Aktien-Indizes im Rücken eine Gegenbewegung in Richtung von 2,20% initiiert werden konnte.

Auch Gold wurde im Zuge des unerwartet schwachen Sentiments der Verbraucher auf den Marsch in Richtung Süden geschickt, und verabschiedete sich mit einem Minus von 0,3% ins Wochenende.

Rohöl der Sorte WTI testete im Tagesverlauf zwar den Widerstand bei $43,55, gab aber gegen Abend seine Gewinne wieder ab und fiel im elektronischen Handel dann sogar ebenfalls ins Minus.

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Der Tag an der Wall Street

Die Anzahl der Erdölbohrtürme in den USA legte trotz sinkender Energiepreise um 2 auf 672 zu, und enttäuschte damit Spekulanten die auf eine rasche Kapitulation der amerikanischen Fracking-Industrie hofften. Beachtenswert an der Entwicklung scheint auch die Tatsache, dass 4 neue Horizontal-Anlagen in Betrieb gingen, was weitere Effizienzsteigerungen der US-Ölindustrie signalisiert.

Neben der dramatischen Entwicklung am Ölmarkt ist die Zinswende weiterhin dominierendes Thema. Mohamed El-Erian thematisierte in einem Weblog-Beitrag für die Financial Times den Konflikt der sich aus den guten US-Daten einerseits und der fragilen weltwirtschaftlichen Lage andererseits ergibt. Zwar hätte sich die amerikanische Notenbank in der Vergangenheit bei ihren Entscheidungen nur wenig um globale Belange gekümmert, die relativ internationale Zusammensetzung des aktuellen FOMCs mit Stanley Fischer als Vize stellt dieses Muster jedoch möglicherweise auf den Prüfstand. El-Erian geht allerdings trotz seiner Skepsis von einem Zinsschritt im September aus, und reiht sich damit in den breiten Konsens der Marktbeobachter ein. Die Fed Fund Futures zeigten sich heute weitestgehend unverändert, und lassen derlei Vermutungen im Großen und Ganzen plausibel erscheinen.

Zum Ausklang der Woche trudelte an der Wall Street die Nachricht ein, dass sich die Finanzminister der Europäischen Union nach sechsstündiger Verhandlung darauf verständigen konnten den Bailout für Griechenland anzuschieben. Die erste Tranche des €86 Mrd schweren Deals soll nach Zustimmung des Bundestags und anderer nationalen Parlamente ein Volumen von bis zu €26 Mrd haben. Rund €10 Mrd sollen dabei unmittelbar bereitgestellt werden. Jean-Claude Juncker bezeichnete die Vereinbarung eine klare Botschaft dafür, dass Griechenland unabänderlich Mitglied der Eurozone bleiben wird, nachdem man zusammen in den Abgrund geschaut hätte.

Für etwas Gefühlsduselei sorgte heute der letzte Handelstag einer US-Note mit einem Kupon von über 10%. Das Dinosaurierpapier aus längst vergangenen Zeiten erblickte im August 1985 als 30-jähriger Bond unter Präsident Ronald Reagan das Licht der Welt, während gleichzeitig Fed-Chef Volcker noch damit beschäftigt war mit einem heute unerhörten Leitzins von 8% die überschießende Inflation unter Kontrolle zu bringen.

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Ausblick

Am Montag steht der Empire State Manufacturing Index, der NAHB-Hausmarktindex und die Nettokapitalzuflüsse für Juni im amerikanischen Vordergrund, bevor dann Wal-Mart am Dienstag das inoffizielle Ende der Berichtssaison einläuten wird.

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Über den Experten

Simon Hauser
Simon Hauser
Redakteur

Simon Hauser hält für Guidants News die Stellung in North Carolina und sendet aus sicherer Entfernung zur Wall Street Echtzeitnachrichten in die Welt. Leider spielen die Kennzahlen der Wirtschaftsteilnehmer oft nur eine untergeordnete Rolle und werden dominiert von einem hysterischen Medienzirkus, punktundkommalosem Zentralbank-Blubber, und mysteriösen Algo-Kreaturen. Simon Hauser hat über die Jahre als aktiver Börsenteilnehmer ein krudes Interesse für diese Dinge, welche in einer perfekten Welt eigentlich keine Rolle spielen sollten entwickelt, und versucht (mit wechselndem Erfolg) zu ergründen was die Kurse wirklich treibt.

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