Analyse
22:39 Uhr, 12.02.2016

US-Indizes – mit freundlichen Grüßen von Herrn Mazroui

Al Mazroui bringt die Reduktion des Rohölangebots auf den Tisch. William Dudley nimmt Negativzinsen vom Tisch. Banken gewinnen neuen Halt. Inflationserwartungen verlieren ihren Anker.

Erwähnte Instrumente

  • Dow Jones
    ISIN: US2605661048Kopiert
    Kursstand: 15.973,84 Pkt (NYSE) - Zum Zeitpunkt der Veröffentlichung
  • Dow Jones - WKN: 969420 - ISIN: US2605661048 - Kurs: 15.973,84 Pkt (NYSE)

Handelsverlauf und Sektorenentwicklung

Boom! Rohöl der Sorte WTI beschloss den Freitag mit dem höchsten Tagesgewinn seit 2009 und ging mit einem Plus von 12,3 % ins Wochenende. Bemerkenswert an dieser erratischen Rally ist vor allem die Tatsache, dass sie fast jeglicher Grundlage entbehrt und auf eine nur extrem schmale Aussage zurückzuführen ist: Die Vereinigten Arabischen Emirate könnten kooperieren, wenn sich andere Staaten den Bemühungen zur Reduzierung des Outputs anschließen würden, so Suhail Al Mazroui, seines Zeichens Energieminister der UAE. Die Frage ob der Iran, Russland oder die amerikanische Fracking-Industrie überhaupt Interesse an einem Entgegenkommen haben können, wurde großzügigst ausgeblendet.

Nunja, was Öl recht ist, ist den US-Indizes billig und so beendeten die großen Barometer den Tag geschlossen im Plus (Dow Jones +2 %, S&P 500  +1,95 %, NASDAQ 100  +1,44 %). Große Gewinner waren vor allem Banken die im Durchschnitt fast 6 % zulegen konnten. Katalysator für diese Kursexplosion waren sicherlich die guten Commerzbank-Zahlen und die Bestätigung der Anleihenrückkäufe durch die Deutsche Bank. Nicht zuletzt profitieren konnten die Finanztitel zudem auch vom erstmals seit Anfang 2016 nennenswert aufkommenden Verkaufsdruck bei US-Treasuries und der sich endlich wieder steiler stellenden Zinskurve. Die Rendite für 2-jährige Papiere konnte am Freitag um 5 Basispunkte zulegen und 10-jährige Notes verbuchten einen Zinsanstieg von 9 Basispunkten. Zieht man das Donnerstags-Reversal mit in Betracht, ergibt sich sogar ein Zugewinn von rund 20 Punkten.

Der Tag an der Wall Street

Retail Sales übertrafen im Januar mit einem Plus zum Vormonat von 0,2 % (Prognose 0,1 %) die gestellten Erwartungen. Abzüglich Tankstellen lag der Anstieg bei 0,4 %, die sogenannte "control group", welche für die Berechnung des Wirtschaftswachstum maßgeblich ist, legte sogar um 0,6 % (größter Anstieg seit Mai) zu - so sieht ein solider Report aus. In einer ersten Reaktion gab der EUR/USD deshalb dann auch folgerichtig um rund 30 Pip ab.

Die Importpreise gingen im Januar zum Vormonat um 1,10 % zurück und übertrafen damit die Prognose von -1,40 %. Zum Vorjahr ergab sich ein Minus von 6,20 %.

Die Lagerbestände im Großhandel stiegen im Dezember zum Vormonat um 0,10 % und trafen die Einschätzungen- hier gibt es nichts zu sehen, bitte weitergehen.

Das von der University of Michigan quantifizierte Sentiment lag bei 90,7 Punkten (Prognose 92,6). Ausdrücklich hervorzuheben ist der Umstand, dass den Inflationserwartungen für die nächsten fünf Jahre scheinbar endgültig der Anker abhanden gekommen ist. Ein Wert von 2,4 % an dieser Stelle war zuletzt zu Zeiten Paul Volcker zu bestaunen, und es ist zu vermuten dass dieser Zählerstand dem durchschnittliche Blutdruck an der Liberty Street nicht unbedingt zuträglich war.

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Ab 10 Uhr Ortszeit redete William Dudley den Dollar stark, und zeichnete ein Bild der US-Wirtschaft, welches signifikant heller als die düsteren Markterwartungen ausfiel. Laut Meinung des Notenbankers stehen Aufschwünge prinzipiell nicht in der Gefahr den Alterstod zu sterben, sondern verlöschen entweder aufgrund von Inflationsrisiken oder „externen“ Schocks. Auch die US-Haushalte seien in wesentlich besserer Verfassung als noch zu Anfang des Jahrtausends, was von der Sparquote und dem anwachsenden Eigenkapital unterstrichen wird. Den Spekulationen über Negativzinsen nahm Dudley den Wind aus den Segeln: Gegenwärtig sei die Diskussion darüber nicht angebracht.

Alles in Wirklichkeit nur halb so wild? Wenn die Regressionsmodelle der Ökonomen richtig liegen, kann im laufenden Quartal mit einem kräftigen Bounce der US-Wirtschaft gerechnet werden. Der GDP-Tracker der Atlanta-Fed für das erste Quartal stieg heute von 2,5 % auf 2,7 % und Goldman Sachs hob die entsprechende Schätzung von 1,9 % auf 2,1 %.

Ausblick

In der nächsten Woche stehen von US-Seite der Consumer Price Index, die FOMC-Minutes und die Zahlen von Walmart, mit denen die Berichtssaison ausklingen wird, im Mittelpunkt des Interesses.

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23 Kommentare

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  • Simon Hauser
    Simon Hauser Redakteur

    Ich denke das den Verwerfungen zugrunde liegende Problem ist relativ leicht zu erklären. Es ist ein Mangel an Dollar-Liquidität ausgelöst durch die divergierende Politik der Zentralbanken und das Fracking-Phänomen. Noch handelt es sich m.M. "nur" um ein rebalancing der massiven Ungleichgewichte die sich über Jahrzehnte aufgebaut haben, aber es ist überhaupt nicht auszuschließen, dass es in einer Bankenkrise enden wird. Wie sie richtig erwähnt haben gibt es in keinerlei Transparenz und die Probleme die offensichtlich sind werden (noch) ignoriert.

    17:46 Uhr, 13.02.2016
    1 Antwort anzeigen

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Über den Experten

Simon Hauser
Simon Hauser
Redakteur

Simon Hauser hält für Guidants News die Stellung in North Carolina und sendet aus sicherer Entfernung zur Wall Street Echtzeitnachrichten in die Welt. Leider spielen die Kennzahlen der Wirtschaftsteilnehmer oft nur eine untergeordnete Rolle und werden dominiert von einem hysterischen Medienzirkus, punktundkommalosem Zentralbank-Blubber, und mysteriösen Algo-Kreaturen. Simon Hauser hat über die Jahre als aktiver Börsenteilnehmer ein krudes Interesse für diese Dinge, welche in einer perfekten Welt eigentlich keine Rolle spielen sollten entwickelt, und versucht (mit wechselndem Erfolg) zu ergründen was die Kurse wirklich treibt.

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