US-Indizes - dramatische Warnung vom Bond-King
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Erwähnte Instrumente
- Dow Jones - WKN: 969420 - ISIN: US2605661048 - Kurs: 15.988,08 Pkt (NYSE)
Handelsverlauf und Sektorenentwicklung
Aktien haben heute weltweit bewiesen, dass sie selbst nach ihrem desaströsen Jahresauftakt ihr Abwärts-Potential noch lange nicht ausgeschöpft haben, und gingen so dermaßen tiefrot ins Wochenende (Dow -2,39 %, S&P 500 -2,16 %, NASDAQ 100 -3,09 %), dass sich Bill Gross von Janus Capital genötigt sah eine etwas verklausulierte aber ernst-ulkige Warnung an Investoren zu telegrafieren, die frei übersetzt in etwa lautete: „Nicht aufs Klo gehen. Aktien haben nur Klopapierqualität.“
Während das Heer der Kommentatoren heute aufgeregt damit beschäftigt war den Übeltäter hinter dem Sell-Off ausfindig zu machen (China? Öl? USA? Europa?) traf der um extravagante Formulierungen selten verlegene Gross damit vielleicht sogar den Nagel auf den Kopf: Die durch Papier erzeugte Super-Rally der letzten Jahre wird jetzt schlicht und einfach rückabgewickelt.
Zurück zu den Fakten: Im Future-Handel sorgten zunächst Spekulationen über einen zügigen Markteintritt des Iran für Nervosität und Abgabedruck, bevor dann schwache US-Daten den heute sehr aktiven Verkaufsprogrammen genug Munition gaben, um ihre Portfolios an das neue Vola-Umfeld anzupassen.
Sektortechnisch zeigte sich der Energiekomplex heute dank dem Preisverfall bei Rohöl (erstmals seit 2003 > $30) verständlicherweise schwach, und beendete den Tag 2,9 % im Minus, während die Rendite für US-Anleihen kurzzeitig sogar unter die 2 %-Marke rutschte und zuletzt einen Wert von 2,04 % anzeigte.
Der Tag an der Wall Street
Die Erzeugerpreise sanken im Dezember zum Vormonat um 0,2 % (-1,00 % y/y) und lagen damit im Rahmen der Erwartungen. Dreiviertel des Rückgangs im Bereich „Goods“ kann dabei auf die Energiekomponente geschoben werden, die um 3,4 % nachgab, während es bei den „Services“ vor allem die Kategorien Bekleidung, Schuhe und Schmuck waren, die stark um 3,4 % einbrachen. Trading- und Brokerage-Services legten dagegen um flotte 30 % zu.
Einzelhandelsumsätze gaben im Dezember im Monatsvergleich um 0,1 % ab (im Rahmen der Prognosen) und beendeten damit das schwächste Jahr seit 2009. Perplex macht diese Entwicklung hauptsächlich vor dem Hintergrund der ultra-niedrigen Benzinpreise: Warum will der US-Konsument partout nicht shoppen gehen, obwohl er doch angeblich so viel Cash auf der Hand hat? Wovor hat er Angst, wenn die Wirtschaft durch Yellen und Co. doch so weise gelenkt scheint?
Der Empire State Index wollte die negative Stimmung heute dann auch nicht vermasseln und zeigte mit -19,37 Punkten im Januar den schnellsten Rückgang seit 2009 an.
Die von der Universität Michigan erhobene Sentimentqualität konnte zum Vormonat um 0,8 % auf 93,3 Zähler zulegen, allerdings sei vermerkt, dass der Blick unter die Haube des Reports offenbart, dass die Inflationserwartungen über die nächsten 12 Monate von 2,6 % auf 2,4 % nachgaben, und auch langfristigen Erwartungen (2,7 %) trotz leichter Verbesserung nicht mehr wie gewohnt verankert sind.
Die Industrieproduktion von Amerika brach im Dezember zum Vorjahr um 1,8 % - und damit so dramatisch wie seit März 2008 nicht mehr – ein, und auch der Monatsvergleich enttäuschte mit einem Rückgang von 0,4 % die durchaus nicht anspruchsvollen Erwartungen von -0,2 %.
Business Inventories reduzierten sich im November um 0,2 % und das Inventories/Sales-Verhältnis stieg von 1,32 im Vorjahr auf nunmehr 1,38.
Aufgrund der schlechten Daten sahen sich mehrere Banken dazu gezwungen ihre Zahlen für das US-Wachstum im letzte Vierteljahr zurückzunehmen: Die Atlanta-Fed reduzierte ihre Schätzung für das vierte Quartal von 0,8 % auf 0,6 %, Barclays veranschlagt jetzt nur noch 0,3 % und BNP nahm die Prognose für den entsprechenden Zeitraum sogar von 0,5 % auf 0 % zurück. Goldman zeigt sich hingegen relativ optimistisch und streicht die Erwartungen lediglich um 0,3 Punkte auf 1,1 % zusammen.
JPMorgan rechnet nun erst im Juni mit dem nächsten Zinsschritt. Zuvor veranschlagte die Bank den März als Zeitpunkt für diese Maßnahme.
Von wegen böse anglo-amerikanischen Ratingagenturen: S&P machte sich heute zum Wasserträger von Brüssel und strafte Polen für seine falsche (sprich nicht im Sinne der EU) getroffene Wahlentscheidung per Rückstufung von "A-" auf "BBB+" ab. Die Begründung? Institutionelle Risiken aufgrund einer fahrlässigen Politik der konservativen Regierung, welche das Checks & Balances-Gefüge angeblich „signifikant“ unterminiert. Bleibt zu hoffen, dass S&P in Zukunft die gleichen Maßstäbe auch auf die im Vergleich zu Polen demokratisch nur sehr schwach legitimierte Eurozone anwendet..
Thema Fed-Talk: Die heute rhetorisch aktiven Zentralbankvertreter (Dudley, Williams) bemühten sich Gelassenheit bezüglich des Marktumfeldes zu demonstrieren und gingen entweder gar nicht erst darauf ein, oder spielten die Situation herunter. Ja, man gibt sich selbstbewusst und verweigert den Anlegern anscheinend jeden noch so kleinen verbalen "Put". Auf der anderen Seite stellt sich die Frage: Wie wollte man diesen überhaupt begründen ohne für weitere Unruhe zu sorgen?
Die Federal Reserve veröffentlichte heute ihre unter Verschluss gehaltenen Sitzungs-Transkripte von 2010 , was dem einen oder anderen Leser sicher interessante Einblicke in die internen Diskussionskultur der Notenbank ermöglicht.
Laut Baker Hughes nahm die Zahl der Erdöl-Rigs in den USA zur Vorwoche lediglich um eine Anlage ab.
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