US Indizes - schwache Daten belasten

• Dow Jones - WKN: 969420 - ISIN: US2605661048 - Kurs: 20.896,61 Pkt (NYSE)
• S&P 500 - WKN: A0AET0 - ISIN: US78378X1072 - Kurs: 2.390,90 Pkt (Chicago Mercantile Exchange)
• Nasdaq-100 - WKN: A0AE1X - ISIN: US6311011026 - Kurs: 5.686,81 Pkt (NASDAQ)
• WTI Öl - WKN: 792451 - ISIN: XC0007924514 - Kurs: 47,875 $/Barrel (Commerzbank CFD)
• Brent Crude Öl - WKN: 967740 - ISIN: XC0009677409 - Kurs: 50,845 $/Barrel (Commerzbank CFD)

Handelsverlauf und Sektorenentwicklung

Die mit Spannung erwarteten, aber leider leicht enttäuschenden Inflationsdaten veranlassten die Anleger dazu ihre Risikobereitschaft auf niedrigem Level zu belassen. S&P 500  und Dow Jones beendeten den Tag knapp im Minus, während der Nasdaq 100  0,22 Prozentpunkte hinzugewinnen konnte.

Relative Unterperformance legten heute der Industrie- (XLI-0,55 %), Finanz- (XLF -0,42 %) und Energiesektor (-0,34 %) an den Tag, während die sicheren Häfen aka Versorger (XLU +0,49 %) und Technologietitel (XLK +0,25 %) sich überdurchschnittlich entwickelten.

General Electric (-3,15 %) wurde von einem Downgrade durch die Deutsche Bank beschädigt, während Apple (+1,4 %) von Kurszielanpassungen durch GS/BofA profitieren konnte. Im Retail-Sektor (XRT -1,82 %) wurde heute nahtlos an das Blutbad vom Donnerstag angeschlossen: Nordstrom (-10,84 %) und JC Penney (-13,99 %) brachen nach Zahlen drastisch weg, während Macy's (-3,04 %) sowie Kohl's (-1,80 %) ihren Kollaps weiter zementierten. Der katastrophalen Kursentwicklung zufolge haben Investoren per dieser Woche den traditionellen US-Einzelhandel scheinbar offiziell für klinisch tot erklärt - der Dank geht an Amazon (+1,45 % - neues Rekordhoch!).

Anleihen wurden nach den CPI-Daten fleißig gekauft und verloren am kurzen Ende (2 Jahre) vier Renditepunkte, am langen sogar ganze sechs Punkte. Fed Fund Futures wurden entsprechend gekauft (Juli-Kontrakt +2 bps), der Dollar verlor zum Yen folgerichtig 0,4 % und zum Euro 0,6 %.

Der Tag an der Wall Street

Die Retail Sales stiegen im April zum Vormonat um 0,4 % an und verfehlten damit die Erwartungen von 0,6 %. Ein Trostpflaster war allerdings die Aufwärtsrevidierung der März-Zahlen von -0,2 % auf +0,1 % - der Das-Glas-Ist-Halb-Voll-Beobachter freut sich darüber, dass der Konsument im zweiten Quartal wieder etwas mehr zum GDP beitragen wird.

Die Verbraucherpreise blieben im April mit einem Plus von 2,2 % zum Vorjahr etwas unter den Erwartungen von 2,3 % und dem Vormonatswert von 2,4 %. Die Optimisten verweisen auf das damit gesunkene Risiko von aggressiven Rate-Hikes durch die Fed, während die Schwarzseher auf den trotz Zinsanhebungen munter steigenden Financial Conditions Index zeigen, der telegrafiert, dass die Fed sich möglicherweise schon jetzt deutlich "hinter der Kurve" befindet, wie der Amerikaner sagt.

Die Verbraucherstimmung nach Lesart der Universität Michigan liegt laut vorläufiger Schätzung im Mai bei 97,7 Punkte, und damit 0,7 Zähler höher als im April. In einer Randnotiz sei vermerkt, dass die mittelfristigen Inflationserwartungen der US-Amerikaner auf Sicht von 5-10 Jahren auf ein neues Rekordtief von 2,3 % gefallen sind - wer das verstehen will benutze bitte die Kommentarfunktion unter diesem Artikel.

Die einschlägigen GDP-Modelle justierten ihre Q2-Prognose nach dem Schwung an neuen Daten tendenziell nach oben (GDPNow unverändert bei 3,6 %, Nowcast +0,1 % auf 1,9 %, Goldman +0,2 % auf 3,1 %, BofA 3 %), und Barcalys warf ein, dass man auch nach den neuesten Preisdaten weiterhin von einem Juni-Hike ausgeht.

Patrick Timothy Harker von der Philly Fed hält zwei weitere Zinsschritte für angemessen, während sein Kollege Charles Evans überrascht wäre, wenn es zu mehr als zwei Anpassungen kommen würde. Sollte die Inflation nicht so recht wollen täte es notfalls auch nur eine weitere Anhebung.

Der Vollständigkeit halber noch eine kleine Auswahl der täglichen Verbalinterventionen zum Thema Erdöl: Der Ölminister des Irak wollte wissen, dass die OPEC eine Verlängerung der Cuts um weitere sechs Monate favorisiert und informierte Kreise äußerten sich wenig später in die gleiche Richtung und signalisierten, dass das Kartell auch Turkmenistan und Ägypten mit ins Boot holen will. Venezuela hat sich angeblich nicht nur für eine Verlängerung, sondern auch für verstärkte Kürzungen ausgesprochen, steht damit innerhalb der OPEC allerdings isoliert da.

In den USA wird derweil weiter munter angebohrt: Laut Informationen von Baker Hughes stieg die Zahl der aktiven Bohrer um neun auf 712.

Rückblick

Die deutlichsten Unterperformer waren in der vergangenen Woche der Materialsektor (-1,63 %) und Finanzaktien (XLF -1,17 %), während Technologie-Titel (XLK +1,07 %) sich außer Rand und Band zeigten, und ihre Jahresperformance damit auf fast 15 % ausbauten. Story der Woche war sicherlich der massive Einbruch im Retail-Sektor (XRT -2,90 %), aber auch die Verluste bei Regionalbanken von 2,12 % deuten an, dass etwas im Busch ist.

Ein Blick auf den Value vs Growth-Chart macht deutlich, dass der Trump-Trade weiterhin bei den Akten liegt (sogar immer tiefer unter den Stapel wandert!), und dass sich die Reflationshoffnungen einfach nicht manifestieren wollen. Über das Wochenende bietet sich an zu reflektieren, wie dieser Chart zusammen mit der Tatsache einzuordnen ist, dass die chinesische Börse sich quasi in freiem Fall befindet und in wenigen Wochen ein Zinsschritt ansteht. Aktienmarkt quo vadis?

Ausblick

Am Montag steht die chinesische Industrieproduktion und der New Yorker Empire State Manufacturing Index auf dem Plan.