US-Fed: Zinswende weiter vertagt
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Frankfurt (BoerseGo.de) – Die US-Notenbank Fed überraschte mit ihrer Entscheidung, doch noch nicht mit der Verlangsamung ihrer Anleihen-Ankäufe (Tapering) zu beginnen. „Zwar ist die Weltwirtschaft insgesamt auf dem Weg zur Erholung, allerdings möchte die Fed zum jetzigen Zeitpunkt offenbar kein Risiko eingehen“, sagt Michael Mewes, Leiter des Anleiheteams von J.P. Morgan Asset Management in Frankfurt. Dies gelte insbesondere mit Blick auf die zinssensitiven Sektoren der US-Wirtschaft. Also werde die Fed weiterhin für rund 85 Milliarden US-Dollar pro Monat Wertpapiere vom Markt kaufen, davon Staatsanleihen für 45 Milliarden US-Dollar sowie Mortgage Backed Securities (MBS) für 40 Milliarden US-Dollar, heißt es weiter.
Fed-Chef Ben Bernanke begründete die Fortsetzung des Engagements am Markt mit Anzeichen für eine Abkühlung in der Wohnungswirtschaft, die auf die deutlich gestiegenen Hypothekenzinsen zurückzuführen sei. So kletterten die Zinsen für Hypothekenkredite seit seiner Ankündigung im Mai, den expansiven Kurs zurückzufahren, um 1,2 Prozent. Das Zinsniveau für hypothekengesicherte Kredite sollte sich nach dem gestrigen Beschluss wieder von fast 5 Prozent auf circa 4,5 Prozent einpendeln. „Die US-Notenbank schaut im Augenblick sehr genau auf die Daten aus der Wirtschaft. Mit ihrer Entscheidung hat die Fed den Zeitpunkt ihres schrittweisen Rückzugs verzögert, allerdings wird die US-Notenbank perspektivisch ihr Engagement reduzieren“, erläutert Anleihe-Experte Mewes.
Seiner Ansicht nach sollten die Renditen über sämtliche Laufzeiten hinweg daher mittelfristig nur leicht steigen. Kurzfristig gelte es für die Notenbank jedoch, den Immobiliensektor weiterhin durch einen niedrigen Zins zu fördern. Anleger sollten jedoch bedenken, dass der Offenmarktausschuss der US-Notenbank dieses Jahr noch zwei Mal tagt (30. Oktober und 18. Dezember). „Sollte die US-Wirtschaft weiterhin auf dem Wachstumspfad bleiben, könnte die Fed mit ihrem schrittweisen Rückzug noch in diesem Jahr beginnen, ansonsten wird es wohl eher 2014“, sagt Anleiheexperte Mewes.
Aktien reagierten auf die Entscheidung der US-Notenbank mit steigenden Kursen. Auf der Anleiheseite wurde mehr als eine Zinserhöhung aus dem Markt herausgepreist und auch das 3 Prozent-Renditeniveau, welches US-Staatsanleihen am 5. September noch touchierten, ist mit aktuell 2,7 Prozent erst einmal in weite Ferne gerückt. Von der Entscheidung der US-Notenbank sollten zudem tendenziell Anleihen aus den Emerging Markets profitieren. „Unter Bewertungsaspekten erscheinen Papiere aus den Schwellenländern, insbesondere in Lokalwährung, auf einem Renditeniveau von rund 6,5 Prozent attraktiv“, sagt Mewes und ergänzt: „Diese stehen zwar höheren Inflationsraten gegenüber, allerdings sehen wir hier strukturell keinen Anstieg und die Vorteile höheren globalen Wachstums sollten zudem helfen, die zuletzt gebeutelten Währungen zu stabilisieren“.
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