Fundamentale Nachricht
16:56 Uhr, 03.05.2019

US-Energieminister setzt EU die Pistole auf die Brust

Die USA verlangen, dass die EU mehr US-Flüssiggas abnimmt. Koste es, was es wolle. Auch vor Drohungen schreckt der zuständige Energieminister nicht zurück.

Brüssel (Godmode-Trader.de) - Eine Drohung, die klarer nicht hätte sein können: US-Energieminister Rick Perry antwortete am Donnerstag während des europäisch-amerikanischen LNG-Geschäftsforums in Brüssel auf die Frage, warum die Europäer eigentlich teures amerikanisches Flüssiggas statt billigem russischen Gas kaufen sollten, unmissverständlich: „Wem es nur darum geht, das billigste Produkte zu kaufen, egal wie zuverlässig es auch ist, der kauft vielleicht eher keinen BMW oder Mercedes-Benz oder eines der anderen hübschen Autos, die die EU produziert. Beim russischen Gas ist es ganz genauso“, sagte Perry.

Will heißen: Die EU soll gefälligst das US-Gas kaufen, oder es stehen Sonderzölle gegen europäische, sprich deutsche Autos im Raum. Die Entscheidung über die Zölle dürfte ohnehin noch in diesem Monat fallen.

Die Importe von Flüssiggas aus den USA nach Europa sind schon jetzt deutlich gestiegen. Die EU-Kommission sprach am Donnerstag von einem Anstieg um 272 Prozent seit Juli 2018 im Vergleich zum selben Zeitraum davor. Die Summe für neun Monate lag demnach bei 10,4 Mrd. Kubikmetern. EU-Kommissionspräsident Jean-Claude Juncker hatte mit US-Präsident Donald Trump im Juli 2018 vereinbart, unter anderem mehr US-Gas abzunehmen.

Gemessen am gesamten EU-Gasverbrauch von mehr als 400 Mrd. Kubikmetern pro Jahr beträgt der Importanteil aus den USA aber lediglich 13,4 Prozent. Bis zum Jahr 2023 könne sich die LNG-Einfuhr auf 8 Mrd. Kubikmeter verdoppeln, stellte EU-Energiekommissar Arias Miguel Cañete nun in Aussicht. Das meiste Flüssiggas der EU kommt ohnehin nach wie vor aus Qatar (rund 40 Prozent).

LNG selbst macht weniger als die Hälfte des Verbrauchs aus. Ansonsten kommt das Gas über Leitungen. Allein Russland hat im vergangenen Jahr 190 Mrd. Kubikmeter Erdgas durch verschiedene Leitungen wie die Ostseepipeline Nord Stream 1 in die EU eingespült.

Der US-Botschafter in Deutschland, Richard Grenell, hat derweil erneut Sanktionsdrohungen gegen deutsche Unternehmen ausgesprochen, sollten diese sich an der Ostsee-Gaspipeline Nord Stream 2 beteiligen. „Aus amerikanischer Sicht fördert die Pipeline nicht nur Gas, sondern ein erhöhtes Sanktionsrisiko", sagte er dem Nachrichtenmagazin "Focus". Er warnte, dass sich europäische Länder durch die Pipeline abhängig von Russland machten. Zu den deutschen Unternehmen, die sich an Nord Stream 2 beteiligen, gehören unter anderen Uniper sowie der Öl- und Gasproduzent Wintershall Dea.

8 Kommentare

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  • istdochlogo
    istdochlogo

    wer ist ein demokratischer Staat, wer ist ein demokratisches Europa, was verlangen wir Bürger selber von uns, es ist vor allem eine politpsychologische Abhängigkeit welche man vernimmt, wäre die Politik in Europa etc. gestaltender, würden sich die Menschen nicht thematisch abhängig empfinden

    19:31 Uhr, 04.05.2019
  • benz49
    benz49

    Im normalen Sprachgebrauch nennt man das Erpressung. Es gibt nichts, was man den Amis nicht zutrauen könnte. Nun heißt es nicht mehr "america first" sondern "america, america about everything"

    08:12 Uhr, 04.05.2019
    1 Antwort anzeigen
  • Pitjupp
    Pitjupp

    Und wenn die Amis verlangen, dass wir für die Freiheit Sch… fressen, tun wir das!

    23:29 Uhr, 03.05.2019
  • 280a
    280a

    Wird Zeit das der Raketenmann mal ein Andenken nach Amerika schickt ;-)

    21:23 Uhr, 03.05.2019
  • German2
    German2

    abscheulich

    17:26 Uhr, 03.05.2019
  • Borec
    Borec

    es lebe der Hegemon! das dümmliche Europa liess es soweit kommen, dass der schlimmste Schurkenstaat die Welt regiert.

    17:01 Uhr, 03.05.2019

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Über den Experten

Bernd Lammert
Bernd Lammert
Finanzredakteur

Bernd Lammert arbeitet als Redakteur seit 2010 bei der BörseGo AG. Er ist studierter Wirtschafts- und Medienjurist sowie ausgebildeter Journalist. Das Volontariat absolvierte er noch beim Radio, beruflich fand er dann aber schnell den Weg in andere Medien und arbeitete u. a. beim Börsen-TV in Kulmbach und Frankfurt sowie als Printredakteur bei der Financial Times Deutschland in Berlin. In seinen täglichen Online-Berichten bietet er Nachrichten und Informationen rund um die Finanzmärkte. Darüber hinaus analysiert er wirtschaftsrelevante Entscheidungen der obersten deutschen Gerichte für eine Finanzagentur. Grundsätzlich ist Bernd Lammert der Ansicht, dass aktuelle Kenntnisse über die Märkte sowie deren immanente Risiken einem keine Erfolge schlechthin garantieren, aber die Erfolgschancen deutlich erhöhen können.

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