Kommentar
15:28 Uhr, 18.08.2020

US-Dollar: Freie Fahrt für freien Fall

Mitten in der Krise konnte der Dollar zulegen. Seit Wochen fällt der Dollar Index nun aber wie ein Stein und die Bewegung ist noch nicht am Ende.

Im Wahlkampf um das Präsidentenamt im Jahr 2016 sprach Donald Trump immer davon, dass er einen starken Dollar will. Als er dann im Amt war, stellte sich das Gegenteil heraus. Er wollte einen schwachen Dollar, damit die Exporte angekurbelt werden. Trotz regelmäßigen Drucks auf die Notenbank ließ sich diese nicht beirren. Der Dollar wollte einfach nicht schwächer werden. Trump bekam das, was er im Wahlkampf versprach. Zum möglichen Ende seiner Amtszeit wendet sich das Blatt. Der Dollar wird schwächer. Der Dollar Index stellt den Wert des Dollars gegenüber einem Währungskorb dar. Der Euro ist mit fast 60 % am stärksten gewichtet. Viele halten den Euro für eine schwache Währung. Das kann man auch von so manch anderer Währung im Währungskorb sagen, z.B. dem britischen Pfund oder der schwedischen Krone. Der Dollar kommt nun aber selbst gegen diese „Schrottwährungen“ nicht mehr an. Das sagt viel über den Zustand der USA aus. Währungen spiegeln die Wirtschaft wider und es ist ein relatives Spiel. Die Zinsen in Europa konnten praktisch nicht mehr gesenkt werden. Die USA hingegen konnten die Zinsen in der Krise noch drücken. Die Zinsdifferenz ist kleiner geworden. Der Dollar ist weniger attraktiv.

Zinsen sind nur ein Teil der Gleichung. Die Staatsfinanzen sind ein anderer. Auch Europa gibt mehr Geld aus als sonst. Im Vergleich zu den USA sind die Defizite allerdings geringer. Relativ gesehen sind die Defizite in Europa gut. Hohe Defizite helfen dem Dollar nicht (Grafik 1). Noch nie ist das Haushaltsdefizit so schnell und so stark gestiegen. Für den Dollar bedeutet das nichts Gutes.


Das Umfeld spricht dafür, dass der Dollar weiterhin schwach bleibt. Auf unbestimmte Zeit wird das Defizit sehr hoch bleiben und vor allem wird es höher bleiben als im Rest der Welt. Auch die Zinsen werden in den kommenden Jahren nicht steigen. Die Zinsdifferenz hat sich permanent zugunsten anderer Währungen verändert.

Die Chancen stehen gut, dass der Dollar erst am Anfang eines Abwärtstrends steht. Bevor Anleger aber gleich mit Hebel auf einen fallenden Dollar setzen, ist noch ein anderer Aspekt wichtig. Anleger sind an den Terminbörsen bereits klar positioniert (Grafik 2). Die Nettoposition ist bereits negativ.


Anleger können nicht nur auf einen fallenden Dollar Index spekulieren, sondern auch auf bestimmte Währungspaare, z.B. Euro/Dollar. Hier ist die Positionierung zugunsten des Euro historisch hoch. Kurzfristig scheint der Trend ausgereizt. Mittelfristig, nach einer kleinen Erholung des Dollars, dürfte es weiter bergab gehen.

Clemens Schmale


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Über den Experten

Clemens Schmale
Clemens Schmale
Finanzmarktanalyst

Clemens Schmale hat seinen persönlichen Handelsstil seit den 1990er Jahren an der Börse entwickelt.

Dieser gründet auf zwei Säulen: ein anderer Analyseansatz und andere Basiswerte. Mit anders ist vor allem die Kombination aus Global Makro, fundamentaler Analyse und Chartanalyse sowie Zukunftstrends gemeint. Während Fundamentaldaten und Makrotrends bestimmen, was konkret gehandelt wird, verlässt sich Schmale beim Timing auf die Chartanalyse. Er handelt alle Anlageklassen, wobei er sich größtenteils auf Werte konzentriert, die nicht „Mainstream“ sind. Diese Märkte sind weniger effizient als andere und ermöglichen so hohes Renditepotenzial. Sie sind damit allerdings auch spekulativer als hochliquide Märkte. Die Haltedauer einzelner Positionen variiert nach Anlageklasse, beträgt jedoch meist mehrere Tage, oft auch Wochen oder Monate.

Rohstoffe, Währungen und Volatilität handelt er aktiv, in Aktien und Anleihen investiert er eher langfristig. Die Basiswerte werden direkt – auch über Futures – oder über CFDs gehandelt, in Ausnahmefällen über Optionen und Zertifikate.

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