Kommentar
08:17 Uhr, 09.04.2015

US-Dollar: Die Welt kann nicht ohne!

Den Dollar hatten viele schon abgeschrieben – in jeglicher Form, ob als Zahlungsmittel oder Reservewährung. Der Abgesang war zu früh.

Erwähnte Instrumente

China und Japan hatten eigentlich schon vor einiger Zeit angekündigt, ihre Devisenreserven zu diversifizieren. Ein Großteil der Reserven sind US Dollar. Diese einseitige Ausrichtung sollte korrigiert werden. Bisher ist davon noch nicht viel zu spüren. Im Gegenteil. Der Dollar gewinnt wieder an Bedeutung als Reservewährung. Von insgesamt 6,1 Billionen USD an Reserven werden 3,82 Billionen in USD gehalten. 1,35 Billionen entfallen auf den Euro. Danach kommt lange erst einmal nichts mehr. Mit großem Abstand folgen das britische Pfund (230 Mrd.) und der Schweizer Franken (240 Mrd.).

Insgesamt sind die Devisenreserven weiterhin wenig diversifiziert und die Konzentration zugunsten des Dollars hat sich wieder verstärkt. Nach einem jahrelangen Abwärtstrend steigt der prozentuale Anteile des Dollar an den Reserven wieder an. Er liegt noch immer unter den Werten der Jahrtausendwende, als der Anteil bei gut 70% lag, hat aber nach 60% Anteil vor wenigen Jahren den Anteil nun wieder auf knapp 63% ausgebaut. Der Euro hatte vor einigen Jahren noch einen Anteil von knapp 28%. Dieser ist inzwischen deutlich auf 22% gesunken.

Ein Grund, weshalb sich Zentralbanken mehr auf andere Währungen konzentrieren wollten, war die Dollarschwäche. Als die US Notenbank mit ihren QE (Quantitative Easing) Programmen begann, war eine Umschichtung zugunsten des Euro zu beobachten. Seit die EZB begonnen hat ihre Geldpolitik immer lockerer zu gestalten zeigt sich eine erneute Umschichtung, diesmal zugunsten des Dollars. Seit Jahren wird zwischen Euro und Dollar umgeschichtet. Es kam aber nie dazu, dass die sich die Notenbanken wirklich breiter aufstellten.

Die einzige Notenbank, die dies vielleicht wirklich getan hat, ist die chinesische. Sie macht allerdings keine genauen Angaben darüber, wie sich ihre Reserven zusammensetzen. Es ist bekannt, dass die Reserven bei ca. 3,5 Billionen liegen und dass China ca. 1,3 Billionen an US Staatsanleihen hält. Vermutlich hat die chinesische Notenbank einen Großteil der weiteren 2,2 Billionen ebenfalls in USD angelegt. Es gibt neben dem Dollar einfach keine Währung, in der sich problemlos hunderte Milliarden unterbringen lassen. Das ist gewiss einer der Vorteile, die der Dollarraum gegenüber anderen Währungsräumen hat. Selbst wenn China z.B. 10% seiner Reserven in Franken anlegen wollte, gäbe es kaum ausreichend Assets, die sie kaufen könnten. 10% von Chinas Reserven sind mehr als die Hälfte der jährlichen Wirtschaftsleistung der Schweiz. Mit dem Geld ließen sich 100% der Staatsschulden aufkaufen.

Der Dollar ist nach wie vor alternativlos. China würde die eigene Währung gerne als Alternative sehen. Die Politik der Fed und der EZB hätten dafür eine gute Gelegenheit gegeben. Diese Gelegenheit wurde bzw. konnte nicht genutzt werden. Die chinesische Währung ist noch zu stark gemanagt. Das hindert sie bisher auch daran in die SDR (Special Drawing Rights) des Internationalen Währungsfonds aufgenommen zu werden. Die SDR sind im Prinzip ein Währungskorb, der sich nach dem Exportvolumen einer Nation ausrichtet. Je größer die Exporte eines Landes, desto größer ist der Anteil an den SDRs. China hat mit Abstand das größte Exportvolumen weltweit. Solange die Währung allerdings nicht absolut frei konvertierbar ist hat der Yuan kaum Chancen auf einen Platz in den SDRs.

Insgesamt scheinen die Bemühungen Chinas, den Yuan zur Weltwährung zu machen, zu stocken. Grafik 2 zeigt die Abwicklung des weltweiten Zahlungsverkehrs nach Währungen. 45% aller Zahlungen werden in Dollar abgewickelt. Der Euro folgt an zweiter Stelle mit gut 30% und das Pfund an dritter mit 8%. Der Yuan (CNY) hat momentan einen Anteil, der so groß ist wie der des Schweizer Franken. Setzt man das ins Verhältnis zur Größe der Wirtschaft, dann ist der Anteil des Yuan verschwindend gering. Die chinesische Wirtschaft ist ungefähr 15 Mal so groß wie die Schweizer Wirtschaft.
Der große Durchbruch des Yuan wird noch auf sich warten lassen. Aktuell haben Investoren bedenken, was die Stabilität der Währung anbelangt. Die sich verlangsamende Wirtschaft nährt Zweifel an der Aufwertungstendenz. Wertet zudem der Dollar weiter auf, an den der Yuan gekoppelt ist, dann könnte sich China gezwungen sehen seine Währung absichtlich zu schwächen. Das hat 2009 und 2014 beim Dollar bzw. Euro dazu geführt, dass Notenbanken ihre Reserven umgeschichtet haben. Anderes wäre auch im Fall Chinas nicht zu erwarten.

Was bleibt ist die einfache Erkenntnis, dass die Welt ohne den Dollar (noch) nicht kann. Der 2009 angestimmte Abgesang war zu früh. Bevor man diesen wieder anstimmen kann, vergehen noch viele Jahre.

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12 Kommentare

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  • dschungelgold
    dschungelgold

    Sie haben natuerlich Recht. In D/Schweiz wird auf hohem Niveau gejammert. Danke fuer den Bericht aus der Schweiz. Da muss ich leider naechste Woche fuer ein paar Tage hin. Die Ungleichheit hat derweil einfach ungeheure Ausmasse angenommen. Ich arbeite gelegentlich in der Entwicklung Kambodschas. Wenn man bedenkt das dieser JUNGKOCH(also Geselle nach D Sicht) ca. 4-5 Jahresgehaelter eines extrem hart arbeitenden Bauarbeiters in Kambodscha im MONAT und dazu noch 4-5 Jahresgehaelter GESCHENKT(13 Monatsgehalt) bekommt ohne jede Leistung, wird einem das ganze Desaster der Falschverteilung global bewusst. Das ist einfach nur noch pervers. ich konnte es schon vor 12 Jahren nicht mehr ertragen mit meinen damals um die 15 000 Euro im Monat. Dabei zaehlte ich ja nicht mal zu den wirklichen Gutverdienern. Das kann so nicht weitergehen. Dieser widerlichen Gier und Ungleichverteilung muss ein Ende gesetzt werden , oder diese Menschen werden kommen, was sie ja bereits tun, und sich nehmen was sie brauchen. Zu Recht, wie ich meine. Ich bin froh , die Seiten gewechselt zu haben. ich kann diese Nimmersatts nur noch verachten und bedauern, die glauben durch Anhaeufung riesiger Vermoegen und Guetern Glueck zu erlangen. Geht mal auf Verschenk und Hilfstour , Leute. Nutzt euren Urlaub dazu, statt in Luxusresorts am Pool rumzuhaengen. Die Dankbarkeit in den Augen der Menschen und die reflektierte Waerme ist durch NICHTS zu bezahlen. it is easy. Just do it. Nicht spenden. SELBER tun vor Ort. Reiseziele gibts genug.

    08:19 Uhr, 10.04. 2015
  • Bradley
    Bradley

    Ich weiß nicht, ob ich der einzige bin der so denkt, aber normalerweise müssten alle, die regelmäßig Portale wie GMT oder andere "aufsuchen", eigentlich zu der Meinung kommen, dass die Börse, wie sie einst die "Gurus" wie Kostolany oder ähnliche Koryphäen beschrieben bzw. gehandelt haben, heute nicht mehr existieren und nur noch die "Computer" das Marktgeschehen bestimmen. Der Dax steht (Stand 21,38 Uhr bei 12.213 Punkten), den Grund für diesen Anstieg kann Ich erkennen, außer natürlich den 62 Milliarden Euro von Draghi monatlich. Ich frage mich jeden Tag auf's Neue, wo sind die Millionen Sparer, die von "A-Z" beschissen werden und dies alles stillschweigend hinnehmen, wo bleibt der Protest?

    21:41 Uhr, 09.04. 2015
    1 Antwort anzeigen
  • Bradley
    Bradley

    Ich nenne mal zum Thema Geldentwertung ein simples Beispiel, ich war vor einigen Tagen in der Schweiz, übernachtet habe ich in einem einfachen, aber auch sehr sauberen Landgasthof in der Mitte zwischen Zürich und Genf, das billigste Essen war ein Schweinegeschnetzeltes mit Rösti und Sahnesoße für 27 Schweizer Franken (der Beilagensalat hätte nochmals mit 8 Franken zu Buche geschlagen) , das Bier kostete 5,50 Franken (0,5 Liter), der billigste Wein kostete die Flasche 50 Franken. Ich kam mit der Wirtin ins Gespräch und Sie sagte mir, dass ein ausgelernter Jungkoch in der Schweiz per Gesetz 4400 Franken (plus 13entes Monatsgehalt) verdienen muss. Eine zwei bis drei Zimmerwohnung ist auch im "ländlichem" Bereich nicht unter 2000 Franken zu bekommen. Dies zum Thema "Fluchtwährung" Schweizer Franken, "nach außen hui, nach innen pfui". In Deutschland befürchte ich, werde wir diese Preise auch in zwei bis drei Jahren bezahlen müssen.

    19:55 Uhr, 09.04. 2015
    1 Antwort anzeigen
  • Cristian Struy
    Cristian Struy

    ja und die Börsenpessimisten träumen davon, dass die INflation wie z.B. in Simbabwe kommt.

    aber dazu gehört schon ein ganz anderes Kaliber an Geldschwemme und Wirtschaftsabschwung.

    19:38 Uhr, 09.04. 2015
    1 Antwort anzeigen
  • Andreas Hoose
    Andreas Hoose

    Die gerade auf Initiative Chinas aus der Taufe gehobene Asian Infrastructure Investment Bank (AIIB) könnte alle Planspiele den US-Dollar betreffend sehr zügig über den Haufen werfen.

    Ziel der Bank ist es, als Gegenentwurf zu IWF und Weltbank Investitionen in die asiatische Infrastruktur, Straßen, Telekommunikationsnetze und andere Bereiche zu leiten. Hintergrund: China fühlt sich von IWF und Weltbank nicht ausreichend vertreten und beklagt eine Dominanz des US-Dollar und der Amerikaner.

    Pikante Randnotiz: Alle Versuche Washingtons, die Initiative zu behindern, sind bislang gescheitert. Unterstützt wird die AIIB mittlerweile unter anderem von Großbritannien, Frankreich, Deutschland, Italien, Russland, der Schweiz, Hongkong und China. Selbst Saudi-Arabien, Erzverbündeter der USA, hat sich der Initiative angeschlossen.

    Das Thema wird von den Mainstream-Medien konsequent ausgeblendet. Das dürfte sich als fatal erweisen, denn es zeichnet sich schon heute ab, dass die Zukunft des US-Dollar als Weltleitwährung maßgeblich von der Initiative beeinflusst werden wird - was auch die Versuche Washingtons erklärt, die AIIB zu boykottieren.

    11:19 Uhr, 09.04. 2015
    1 Antwort anzeigen

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Über den Experten

Clemens Schmale
Clemens Schmale
Finanzmarktanalyst

Clemens Schmale hat seinen persönlichen Handelsstil seit den 1990er Jahren an der Börse entwickelt.

Dieser gründet auf zwei Säulen: ein anderer Analyseansatz und andere Basiswerte. Mit anders ist vor allem die Kombination aus Global Makro, fundamentaler Analyse und Chartanalyse sowie Zukunftstrends gemeint. Während Fundamentaldaten und Makrotrends bestimmen, was konkret gehandelt wird, verlässt sich Schmale beim Timing auf die Chartanalyse. Er handelt alle Anlageklassen, wobei er sich größtenteils auf Werte konzentriert, die nicht „Mainstream“ sind. Diese Märkte sind weniger effizient als andere und ermöglichen so hohes Renditepotenzial. Sie sind damit allerdings auch spekulativer als hochliquide Märkte. Die Haltedauer einzelner Positionen variiert nach Anlageklasse, beträgt jedoch meist mehrere Tage, oft auch Wochen oder Monate.

Rohstoffe, Währungen und Volatilität handelt er aktiv, in Aktien und Anleihen investiert er eher langfristig. Die Basiswerte werden direkt – auch über Futures – oder über CFDs gehandelt, in Ausnahmefällen über Optionen und Zertifikate.

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