Fundamentale Nachricht
13:58 Uhr, 13.05.2019

US/China-Handelskonflikt: Ist das Kapitel nun geschlossen?

Die letzte Gesprächsrunde zwischen den beiden größten Volkswirtschaften der Welt war in der vergangenen Woche ohne Durchbruch beendet worden. Kann an der Eskalationsstufe nun weiter gedreht werden?

Washington (Godmode-Trader.de) - Die beerdigten Hoffnungen auf ein bevorstehendes Handelsabkommen zwischen den USA und China, nachdem keine der beiden Seiten bereit war, sich in Richtung der anderen zu bewegen, hat die internationalen Börsen schwer belastet. Die letzte Woche war die schwächste seit Jahresbeginn und auch die neue lief am Montag enttäuschend an.

Die USA und China manövrierten sich am Sonntag bei den Handelsverhandlungen in eine Sackgasse, nachdem Washington den Chinesen feste Zusagen für konkrete Reformen in der Industriepolitik abverlangte. Peking erwiderte, es werde keine „bitteren Pillen" schlucken, die seinen Interessen schaden würden.

Die Vereinigten Staaten hatten am Freitag die Zölle auf chinesische Waren im Wert von 200 Milliarden Dollar drastisch erhöht und drohen nun damit, ausnahmslos alle Importe aus China zu belasten. „Wie weit der Handelskonflikt noch eskaliert, ist das, worüber sich der Markt wirklich Sorgen macht, da wir nicht wirklich alle Details darüber haben, was die USA tun werden und wie China reagieren wird", sagte Justin Oneukwusi, Portfoliomanager bei Legal & General Investment Management. „Wichtig wird sein, welche Auswirkungen auf das Wachstum zu tragen sind, das ist es, was der Markt wirklich umtreibt“.

Der Wirtschaftsberater des Weißen Hauses, Larry Kudlow, sagte zu "Fox News Sunday", dass China „sehr strenge" Durchsetzungsbestimmungen akzeptieren müsse, um einen Deal zu erzielen. Der Knackpunkt sei die Zurückhaltung Pekings bei der Umsetzung der vereinbarten Gesetzesänderungen, bestätigte Kudlow. Er ergänzte, dass die US-Zölle zunächst aufrechterhalten werden, die Verhandlungen aber fortgesetzt würden. Es sei gut möglich, dass Trump den chinesischen Präsidenten Xi Jinping Ende Juni auf dem G20-Gipfel in Japan treffen würde. „Das Risiko eines ausgewachsenen Handelskrieges hat sich erheblich erhöht, obwohl beide Seiten offenbar immer noch ein Handelsabkommen wollen und die Gespräche voraussichtlich fortgesetzt werden", zitierte Reuters den UBS-Ökonom Tao Wang.

Chinas Chefunterhändler Liu He hat am Wochenende, nachdem er sich zuvor wochenlang nicht öffentlich geäußert hatte, detailliert Auskunft darüber erteilt, wo er ein Entgegenkommen Washington erwartet, damit ein Abkommen zustande kommen kann. Erstens müssten die USA die Zölle, die sie seit Beginn des Handelskonflikts erhoben haben, im Falle einer Einigung wieder rückgängig machen. Zweitens gebe unterschiedliche Auffassungen darüber, worauf Donald Trump und Xi Jinping sich im Dezember 2018 in Argentinien verständigt hätten. Es geht um die Frage, welche Mengen an US-Agrarprodukten und Flüssiggas China im Falle einer Einigung aufkaufen würde. Nicht zuletzt könne China in Prinzipienfragen keine Konzessionen machen, so Liu He. Damit sind wohl unter anderem die Subventionen und Hilfskredite für Staatsunternehmen gemeint, die ausländische Unternehmen in China benachteiligen.

Worin die „notwendigen Gegenmaßnahmen“ bestehen sollen, die Peking als Antwort auf die Zollerhöhungen der USA angekündigt hat, wollte Liu He übrigens nicht nennen. Womöglich ist Peking in dieser Frage noch unsicher. Gleichwohl stellt China sich auf einen langen Konflikt ein. Liu He sprach am Sonntag von einem Marathonlauf.

US-Präsident Donald Trump bleibt derweil hart. Auf Twitter gab er am Montag China die Schuld an der Eskalation im Handelskonflikt und warnte Peking vor Konsequenzen. Man sei kurz davor gewesen, ein „großartiges" Abkommen abzuschließen, dann sei China aber abgesprungen, schrieb Trump. Ohne einen Deal würden sich Firmen gezwungen sehen, dass Land zu verlassen. „Ich sage Präsident Xi und all meinen Freunden in China offen, dass China sehr schwer getroffen wird, wenn sie kein Abkommen abschließen, weil Unternehmen gezwungen werden, China zu verlassen und in andere Länder zu gehen." Trump warnte die Regierung von Xi Jinping auch davor, Gegenmaßnahmen zu ergreifen.

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Über den Experten

Bernd Lammert
Bernd Lammert
Finanzredakteur

Bernd Lammert arbeitet als Redakteur seit 2010 bei der BörseGo AG. Er ist studierter Wirtschafts- und Medienjurist sowie ausgebildeter Journalist. Das Volontariat absolvierte er noch beim Radio, beruflich fand er dann aber schnell den Weg in andere Medien und arbeitete u. a. beim Börsen-TV in Kulmbach und Frankfurt sowie als Printredakteur bei der Financial Times Deutschland in Berlin. In seinen täglichen Online-Berichten bietet er Nachrichten und Informationen rund um die Finanzmärkte. Darüber hinaus analysiert er wirtschaftsrelevante Entscheidungen der obersten deutschen Gerichte für eine Finanzagentur. Grundsätzlich ist Bernd Lammert der Ansicht, dass aktuelle Kenntnisse über die Märkte sowie deren immanente Risiken einem keine Erfolge schlechthin garantieren, aber die Erfolgschancen deutlich erhöhen können.

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