Kommentar
20:04 Uhr, 19.08.2014

US-Börsen schon wieder fast am Allzeithoch. Kann das sein?

Man traut seinen Augen kaum. Bei den US Indizes ist von Korrektur keine Spur mehr. Ganz im Gegenteil. Seit 8 Tagen befinden sich die Indizes im Rallymodus. Dem S&P 500 fehlt nicht einmal mehr 1% bis zum Allzeithoch.

Erwähnte Instrumente

Viele Anleger dürfte der rasche Turnaround auf dem falschen Fuß erwischt haben. Wer auf fallende Kurse spekuliert hat, deckt sich spätestens jetzt wieder ein und löst die Shortpositionen auf.

Im Gegensatz zu den europäischen Indizes zeigten sich US Aktien von der Ukraine Krise relativ unbeeindruckt. Ein wenig Erleichterung steckt wohl aber auch in der Rallye. In Europa kann man derzeit von einer reinen Erleichterungsrallye sprechen. Hier hat sich fundamental nichts getan. Die Aussichten deuten weiterhin auf ein sehr schleppendes drittes Quartal hin.

Die US Indizes sind hingegen von guten Daten beflügelt. Vor allem der wichtige Immobiliensektor zeigt Stärke. Es wird wieder kräftig gebaut. Das macht zumindest Anlegern große Freude. Aktien konnten nach den Daten gut zulegen.

SP
Statischer Chart
Live-Chart
Chart in stock3 Terminal öffnen
  • ()
    -

Wie lange hält der Rallymodus nun aber an? Die Erleichterung über die nicht weiter eskalierende Lage in der Ukraine ist inzwischen eingepreist. Ebenso dürften die Glattstellung von Shortpositionen soweit erfolgt sein. Damit fehlt es in den kommenden Tagen ein wenig an Antrieb.

Eventuell bewegt die Fed die Märkte zum Wochenende hin. Bei der Zusammenkunft der Notenbanker in Jackson Hole wird die eine oder andere Rede gehalten werden. Yellen und Draghi werden sich auf jeden Fall äußern. Das kann kurzzeitig zu Irritationen führen. Grundsätzlich sind die Tage in Jackson Hole aber nicht dazu da, konkrete Maßnahmen zu verkünden. Insofern ist wenig Konkretes zu erwarten.

Auf der Nachrichtenseite fehlt vielleicht der Treibstoff für eine Fortsetzung der Rallye. Was man aber nicht unterschätzen darf, ist die Positionierung der Anleger. Aus vielen Anlageklassen, darunter Aktien und Junk Bonds, wurden im Juli Milliarden abgezogen. Das war zu früh. Jetzt kommt das Geld zurück. Im Juli wurden aus Junk Bonds ein Rekordwert von 7,8 Mrd. abgezogen. In den letzten Tagen floss wieder eine Mrd. in Ramschanleihen zurück.

Das dürfte tendenziell noch weitergehen. Um ein ungefähres Gefühl dafür zu bekommen, wo wir momentan stehen, kann man sich die S&P 500 Put/Call Ratio ansehen. Von Tag zu Tag ist sie sehr volatil. Mit einem gleitenden Durchschnitt sieht man allerdings gut den Trend. Die Put/Call Ratio erreichte fast die Werte aus Sommer 2011 und 2012, als die Märkte deutlich stärker korrigierten. Anleger waren anscheinend schon länger nervös und haben sich abgesichert. Nach den Peaks braucht es oft mehrere Wochen, bis die Positionierung wieder zum Durchschnitt zurückkehrt. Anleger bauen ihre Absicherung natürlich nur ab, wenn sie von steigenden Kursen ausgehen. Das scheint der Fall zu sein. Die P/C Ratio beginnt im 20 Tagesschnitt wieder zu sinken. Noch ist die Bewegung zaghaft. Setzt sie sich fort, dann ist das Potential unschwer erkennbar. Gut möglich, dass die US Indizes relativ bald neue Hochs markieren.

US-Börsen-schon-wieder-fast-am-Allzeithoch-Kann-das-sein-Kommentar-Clemens-Schmale-GodmodeTrader.de-2

Das gilt meiner Meinung nach ausschließlich für die US Indizes. In Europa bin ich noch sehr skeptisch.

Passende Produkte

WKN Long/Short KO Hebel Laufzeit Bid Ask
Keine Ergebnisse gefunden
Zur Produktsuche

2 Kommentare

Du willst kommentieren?

Die Kommentarfunktion auf stock3 ist Nutzerinnen und Nutzern mit einem unserer Abonnements vorbehalten.

  • für freie Beiträge: beliebiges Abonnement von stock3
  • für stock3 Plus-Beiträge: stock3 Plus-Abonnement
Zum Store Jetzt einloggen
  • Protheus
    Protheus

    Die Amis machen das klug. Zündeln in fremden Gebieten und lassen andere Länder sich gegenseitig sanktionieren. Wenn ich irgendwann mal etwas hinterfotzigeres als die USA erleben sollte, werde ich eine Walpatenschaft übernehmen. Ich verspreche es.​

    22:10 Uhr, 19.08.2014
  • Jochen Stanzl
    Jochen Stanzl Chefmarktanalyst CMC Markets

    ​US-Aktien bei Korrekturen kaufen, Gold bei Erholungen hedgen bzw. shorten. I cannot repeat it often enough :)

    20:40 Uhr, 19.08.2014

Das könnte Dich auch interessieren

Über den Experten

Clemens Schmale
Clemens Schmale
Finanzmarktanalyst

Clemens Schmale hat seinen persönlichen Handelsstil seit den 1990er Jahren an der Börse entwickelt.

Dieser gründet auf zwei Säulen: ein anderer Analyseansatz und andere Basiswerte. Mit anders ist vor allem die Kombination aus Global Makro, fundamentaler Analyse und Chartanalyse sowie Zukunftstrends gemeint. Während Fundamentaldaten und Makrotrends bestimmen, was konkret gehandelt wird, verlässt sich Schmale beim Timing auf die Chartanalyse. Er handelt alle Anlageklassen, wobei er sich größtenteils auf Werte konzentriert, die nicht „Mainstream“ sind. Diese Märkte sind weniger effizient als andere und ermöglichen so hohes Renditepotenzial. Sie sind damit allerdings auch spekulativer als hochliquide Märkte. Die Haltedauer einzelner Positionen variiert nach Anlageklasse, beträgt jedoch meist mehrere Tage, oft auch Wochen oder Monate.

Rohstoffe, Währungen und Volatilität handelt er aktiv, in Aktien und Anleihen investiert er eher langfristig. Die Basiswerte werden direkt – auch über Futures – oder über CFDs gehandelt, in Ausnahmefällen über Optionen und Zertifikate.

Mehr über Clemens Schmale
  • Makroökonomie
  • Fundamentalanalyse
  • Exotische Basiswerte
Mehr Experten