Kommentar
09:32 Uhr, 19.07.2019

US-Arbeitsmarkt: Wie lange stützt er noch?

Der Arbeitsmarkt bleibt eine unglaublich starke Stütze der US-Wirtschaft. Aber bleibt das so?

Wenn man schon so fragt, ist die Antwort eigentlich klar. Es wird nicht mehr lange so bleiben, dass wir uns auf den US-Arbeitsmarkt verlassen können. Eine Trendwende ist zwar noch nicht offensichtlich, sie deutet sich aber ganz klar an. Eine Trendwende zum Schlechteren ist vor allem deswegen noch nicht zu erkennen, weil der Arbeitsmarkt langsam reagiert. Wenn ein Analyst über die vielen negativen Vorzeichen spricht, dann aber doch wieder alles wegwischt, weil es ja dem Arbeitsmarkt gut geht, sollte man aufhören zu lesen.

Viele verwenden den Arbeitsmarkt derzeit als Argument dafür, dass es nicht schlimm kommen kann. Ferner könnte die Wahrheit gar nicht liegen. Erst im zweiten Quartal 2008 wurde langsam offensichtlich, dass die Arbeitslosenrate wohl steigen würde. Zu diesem Zeitpunkt war das Wirtschaftswachstum bereits von 2,5 % auf 0 % geschmolzen.

Die Arbeitslosenrate ist einfach kein Vorlaufindikator. Bestenfalls läuft sie dem Wirtschaftswachstum nicht hinterher. Dafür gibt es mehrere Gründe. Die Arbeitslosenrate steigt, wenn Arbeitsplätze abgebaut werden, aber immer noch gleich viele Menschen nach Arbeit suchen. Wer nicht nach Arbeit sucht, wird nicht als Arbeitsloser gezählt. So kann es kommen, dass 100.000 Jobs gestrichen werden, die Rate aber stabil bleibt, weil ebenso viele Menschen aufgehört haben, nach einem Job zu suchen.

Ein Teil der Bevölkerung, welcher arbeitslos wird, sucht danach erst gar nicht nach Arbeit. Das verlangsamt die Geschwindigkeit, mit der die Arbeitslosenrate die schlechteren Umstände einwandfrei zeigt. Daher sollte man andere Indikatoren im Blick behalten.

Ein solcher Indikator ist in Grafik 1 abgebildet. Es ist ein Indikator, der sowohl Zahlen als auch die Stimmung misst. Hier wird seit vielen Monaten ein Plateau ausgebildet. Inzwischen droht das Plateau nach unten verlassen zu werden. Es deutet sich ein Trendwechsel am Arbeitsmarkt an.


Will man es noch deutlicher haben, kann man sich nur auf das Sentiment berufen. Die Bevölkerung wird regelmäßig befragt, ob es viele Jobs gibt oder ob diese schwer zu finden sind. Gibt es viele Jobs und sind diese leicht zu finden, boomt der Arbeitsmarkt. Arbeitnehmer haben ein Leichtes, einen neuen Job zu finden.

Hier zeigt sich nun eine Trendwende. Jobs sind nicht mehr so zahlreich und sie sind schwieriger zu ergattern. Es kann sich eine solche Trendwende immer noch als Fehlsignal entpuppen. Garantien gibt es in der Wirtschaft und am Aktienmarkt nicht. Die Wahrscheinlichkeit, dass auch die offizielle Arbeitslosenrate in den kommenden Monaten nach oben dreht, ist jedenfalls deutlich erhöht. Lange kann man sich also nicht mehr auf die soliden Zahlen vom US-Arbeitsmarkt stützen.

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Über den Experten

Clemens Schmale
Clemens Schmale
Finanzmarktanalyst

Clemens Schmale hat seinen persönlichen Handelsstil seit den 1990er Jahren an der Börse entwickelt.

Dieser gründet auf zwei Säulen: ein anderer Analyseansatz und andere Basiswerte. Mit anders ist vor allem die Kombination aus Global Makro, fundamentaler Analyse und Chartanalyse sowie Zukunftstrends gemeint. Während Fundamentaldaten und Makrotrends bestimmen, was konkret gehandelt wird, verlässt sich Schmale beim Timing auf die Chartanalyse. Er handelt alle Anlageklassen, wobei er sich größtenteils auf Werte konzentriert, die nicht „Mainstream“ sind. Diese Märkte sind weniger effizient als andere und ermöglichen so hohes Renditepotenzial. Sie sind damit allerdings auch spekulativer als hochliquide Märkte. Die Haltedauer einzelner Positionen variiert nach Anlageklasse, beträgt jedoch meist mehrere Tage, oft auch Wochen oder Monate.

Rohstoffe, Währungen und Volatilität handelt er aktiv, in Aktien und Anleihen investiert er eher langfristig. Die Basiswerte werden direkt – auch über Futures – oder über CFDs gehandelt, in Ausnahmefällen über Optionen und Zertifikate.

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