Kommentar
17:30 Uhr, 06.04.2020

US-Arbeitsmarkt: Das ergibt keinen Sinn

Der Arbeitsmarktbericht zeigt die Auswirkungen nur bedingt. Das wissen wir. An anderer Stelle macht der Bericht aber überhaupt keinen Sinn.

An den Umständen gemessen war der Arbeitsmarktbericht gar nicht so schlimm. Innerhalb von zwei Wochen meldeten sich 10 Mio. Amerikaner arbeitslos. Da ist der offizielle Wegfall von lediglich 700.000 Stellen ein Klacks. Wir wissen aber, dass der Arbeitsmarktbericht auf den ersten zwei Wochen des jeweiligen Monats basiert. Die große Krise ist also noch nicht abgebildet. Das ist kein Geheimnis. Wir wissen, dass der Arbeitsmarkt im freien Fall ist. Selbst bei den offiziellen Daten, die den großen Entlassungswahn noch nicht beinhalten, wird das deutlich. Die Veränderungen sind schon jetzt dynamischer als zur Zeit der Finanzkrise.


Die Statistiken weisen dabei mehrere Datensätze aus. Einer davon ist die Anzahl an Arbeitslosen. Diese Zahl stieg von 5.787.000 auf 7.140.000. Das ist ein Anstieg von 1.353.000. An dieser Stelle beginnt man sich den Kopf zu kratzen. Es sind also 701.000 Jobs verschwunden, aber es gibt 1,35 Mio. mehr Arbeitslose. Die Rechnung geht nicht auf.

Tatsächlich sank die Zahl an Beschäftigten (egal in welchem Verhältnis) innerhalb eines Monats um fast 3 Mio. (Grafik 2). Gleichzeitig sank aber auch die Zahl an Personen, die Teil des Arbeitsmarktes sind. Die Erwerbsbevölkerung schrumpfte um 1,6 Mio. Die Differenz von diesen beiden sind die knapp 1,4 Mio., die nun arbeitslos sind.

Trotzdem fielen offiziell nur 701.000 Stellen weg. Das ist merkwürdig, lässt sich aber erklären. Es handelt sich hierbei um Angestellte. Selbstständige oder Arbeitsverhältnisse, die einfach anders klassifiziert werden, werden in der Zahl, die durch alle Medien ging, nicht erfasst.

Dass es nicht noch mehr Arbeitslose gibt, liegt auch an einem wundersamen Rückgang der Erwerbsbevölkerung. Der Rückgang war selbst während der Finanzkrise nicht so stark ausgeprägt. Ist der Arbeitsmarkt schlecht, verabschieden sich einige. Sie suchen gar nicht erst nach einem Job.

Die potentielle Erwerbsbevölkerung kann also durchaus zurückgehen. Dass es allerdings zu einem so starken Rückgang kommt, ist schon etwas merkwürdig. Zumal der Anstieg der Arbeitslosenzahl dadurch statistisch begrenzt wird.

Nehmen wir aber einmal an, dass das alles so seine Richtigkeit hat und alles nur günstiger Zufall ist, dann ist die Lage jedenfalls deutlich dramatischer als gedacht. Bevor die Krise richtig loslegte verloren 3 Mio. Menschen ihren Arbeitsplatz. Mehr als die Hälfte davon wird aus statistischen Gründen nicht berücksichtigt. Es ändert aber nichts an der Tatsache, dass sehr viel mehr Menschen keinen Job mehr haben.

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1 Kommentar

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  • Gänseblümchen
    Gänseblümchen

    Es ändert aber nichts an der Tatsache, dass sehr viel mehr Menschen keinen Job mehr haben.

    deswegen haben die sich ja bei Zeiten bewaffnet - die haben das schon im Griff

    17:35 Uhr, 06.04.2020

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Über den Experten

Clemens Schmale
Clemens Schmale
Finanzmarktanalyst

Clemens Schmale hat seinen persönlichen Handelsstil seit den 1990er Jahren an der Börse entwickelt.

Dieser gründet auf zwei Säulen: ein anderer Analyseansatz und andere Basiswerte. Mit anders ist vor allem die Kombination aus Global Makro, fundamentaler Analyse und Chartanalyse sowie Zukunftstrends gemeint. Während Fundamentaldaten und Makrotrends bestimmen, was konkret gehandelt wird, verlässt sich Schmale beim Timing auf die Chartanalyse. Er handelt alle Anlageklassen, wobei er sich größtenteils auf Werte konzentriert, die nicht „Mainstream“ sind. Diese Märkte sind weniger effizient als andere und ermöglichen so hohes Renditepotenzial. Sie sind damit allerdings auch spekulativer als hochliquide Märkte. Die Haltedauer einzelner Positionen variiert nach Anlageklasse, beträgt jedoch meist mehrere Tage, oft auch Wochen oder Monate.

Rohstoffe, Währungen und Volatilität handelt er aktiv, in Aktien und Anleihen investiert er eher langfristig. Die Basiswerte werden direkt – auch über Futures – oder über CFDs gehandelt, in Ausnahmefällen über Optionen und Zertifikate.

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