Kommentar
17:10 Uhr, 20.12.2024

Die USA müssen vieles richten

Die USA sind der Welt in vielen Bereichen voraus. Das ist nicht immer positiv. In einem Bereich gibt es sogar jahrzehntelange Versäumnisse aufzuholen.

Es gibt einen guten Grund, weshalb die USA in vielen Bereichen führend sind. Man denke nur an Technologieunternehmen. Die USA haben viel Innovationskraft, was nicht zuletzt an guten Universitäten liegt. Die USA können auf eine große Bevölkerung für Innovation und Konsum zurückgreifen. Lange Zeit galten die USA auch als Land, in das die besten Köpfe der Welt einwandern wollten. Zu guter Letzt hilft auch die Sprache, die in den meisten Ländern der Welt verstanden wird.

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Den USA gelingt etwas, was vielen anderen weit entwickelten Ländern nicht gelingt. Sie haben ein hohes Wachstum. Das gilt nicht nur für die Gesamtwirtschaft, sondern auch für das Pro-Kopf-Einkommen. In den 70er- und 80er-Jahren lagen die USA nicht an der Spitze. Es dauerte sogar bis 2015, bis die USA diesen Platz wieder innehatten. Bis 2015 wuchs das reale Pro-Kopf-Einkommen in Österreich und Deutschland ähnlich schnell (Grafik 1).

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Geht es nach dem Realeinkommen, müssten die USA und die Bevölkerung sehr zufrieden sein. Das Einkommen gilt als Gradmesser für den Lebensstandard. Das war zumindest lange Zeit der Fall. Inzwischen haben Ökonomen erkannt, dass der Lebensstandard nicht nur eine Frage des Einkommens ist.

Es hilft wenig, wenn man viel Geld zur Verfügung hat, sich aber wegen der Kriminalität nicht auf die Straße wagen kann. Geld hilft ebenso wenig, wenn die Luftverschmutzung so hoch ist, dass ein Spaziergang ohne Maske zum Gesundheitsrisiko wird. Viele Faktoren beeinflussen das Wohlbefinden. Geld ist nur ein Faktor.

Der UN Human Development Index (HDI) versucht mehrere Faktoren zusammenzufassen. Der HDI steigt in den USA langsamer als in anderen Ländern. Der HDI wird erst seit 1990 berechnet. Seit Beginn der Berechnung steigt der HDI in den USA unterdurchschnittlich schnell (Grafik 2).

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Es kommt noch schlimmer. Jedes Jahr, in dem der Index langsamer steigt als im Rest der Welt, wird die Divergenz zur positiven Entwicklung in anderen Ländern größer. Die kumulierte Divergenz ist inzwischen sehr groß geworden. In anderen Ländern wie etwa Frankreich und Deutschland, ist dieser Trend ebenfalls zu beobachten. Er setzte jedoch deutlich später ein (Grafik 3).

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Man kann den Lebensstandard noch weiter fassen als der HDI. Das macht der Genuine Development Index. Dieser wird, ob Zufall oder nicht, seit einigen Jahren nicht mehr systematisch erfasst und für die USA berechnet. Dieser Index steigt seit den 80er-Jahren nicht mehr an. So mag das Pro-Kopf-Einkommen zwar steigen, doch der weit gefasste Lebensstandard stagniert seit 40 Jahren.

Das ist in vielen Ländern zu beobachten. Die USA gehen der globalen Entwicklung allerdings voraus. Man kann es der Bevölkerung nicht verübeln, wenn sie unzufrieden ist. Diese Unzufriedenheit führt zur Polarisierung. Extreme Positionen gewinnen an Zuspruch. Will man einen Zusammenbruch der Demokratie verhindern, muss die Stagnation beendet werden. Weder in den USA noch in anderen Ländern hat die Politik einen Plan dafür. Das führt unweigerlich zu einem Systemumbruch. Der Zeitpunkt ist unklar. Wer jedoch in vielen Jahren und nicht wenigen Quartalen denkt, ist mit einer Versicherung durch Gold oder auch Bitcoin nicht schlecht beraten.

1 Kommentar

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  • Thomas79
    Thomas79

    Danke für diesen Artikel, der einen sehr wichtigen Bereich ausleuchtet! Das erklärt auch einiges von der Unzufriedenheit in den USA.

    18:46 Uhr, 20.12.