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15:10 Uhr, 01.12.2014

US-Anleihen: Unbeeindruckt von Euro-Problemen

Die US-Euro-Anleihen-Renditen dürften sich angesichts der kontrastierenden Zinsenwicklung in den USA und der Eurozone nach Meinung von Allessandro Bee, Ökonom bei der Bank J. Safra Sarasin, weiter auseinander entwickeln.

Basel (BoerseGo.de) - Der Anleihenmarkt hat eine turbulente Zeit hinter sich. Das illustriert die Renditeentwicklung der fünfjährigen US-Staatsanleihen. Zu Beginn des Oktobers notierten diese noch bei 1,72 Prozent, rutschten bis Mitte Oktober auf ein Niveau von 1,34 Prozent ab, aber erholten sich dann wieder auf 1,62 Prozent. Solche Schwankungen sahen wir letztmals im September 2013, als die anstehende Schließung der US-Behörden – der sogenannte „Government Shutdown“ - Rezessionsängste in den USA heraufbeschwor und die Anleihenmärkte in Aufruhr versetzte, wie Allessandro Bee, Ökonom bei der Bank J. Safra Sarasin, in seiner aktuellen Finanzmarktkolumne schreibt.

Auch heute dominierten makroökonomische Risiken die Entwicklung im Anleihenmarkt. Dieses Mal betreffe es aber nicht die US-Wirtschaft – diese stehe im Moment auf festen Füssen: Die Arbeitslosigkeit in den USA sei im Oktober auf 5,8 Prozent gesunken und die Konsumentenstimmung sei auf den höchsten Stand seit 2008 gestiegen. Der Anleihenmarkt mache sich allerdings um die Weltwirtschaft Sorgen. Die enttäuschende Entwicklung in Euroland und in den Schwellenländern habe den internationalen Währungsfonds in seinem Herbstgutachten bewogen vor globalen Risiken zu warnen. Solche Risiken könnten über eine Aufwertung des US-Dollars und einer schwächeren Auslandsnachfrage auch in den USA zu einer empfindlichen Konjunktureintrübung führen, so Bee.

Vor diesem Hintergrund interessierten sich die Anleger besonders für die Offenmarktsitzungen der US-Zentralbank Fed. Die letzte Sitzung habe Ende Oktober stattgefunden, die nächste sei für Mitte Dezember geplant. Teile Janet Yellen, die Vorsitzende des Fed, die Wachstumsängste der Marktteilnehmer? Bisher scheine dies – der Presseerklärung der Oktober-Sitzung zufolge – nicht der Fall zu sein. Das Fed habe in ihrem Bericht die robusten Wirtschaftsdaten im Inland hervorgehoben. Während die US-Notenbank im Sommer noch auf eine signifikante Unterauslastung des US-Arbeitsmarktes hingewiesen habe, habe sie im Oktober festgestellt, dass die Unterauslastung abnehme. Unwägbarkeiten wie Euro-Konjunktur, Ebola, Geopolitik hätten in der Presseerklärung kaum Eingang gefunden. Das Fed habe die Risiken bezüglich der Wirtschaftsentwicklung weiterhin als „nahezu ausgewogen“ charakterisiert. Trotz den Turbulenzen an den Anleihenmärkten und der verschiedenen Risiken scheine das Fed an seinem Kurs auf einen ersten Zinsschritt im Jahr 2015 unbeirrt fest zu halten, heißt es weiter.

„Damit blickt die US-Notenbank wesentlich optimistischer in die Zukunft als mancher Anleger. Falls sich die erste Anhebung der Leitzinsen in den nächsten Quartalen tatsächlich konkretisiert, wird das beim einen oder anderen Anleihen-Investor zum Umdenken und in der Folge auch zu steigenden Renditen führen. Das Ende der Nullzinspolitik in den USA kontrastiert mit der Zinsenwicklung in Euroland, wo der Ankauf von Staatsanleihen durch die EZB unausweichlich erscheint. Vor diesem Hintergrund dürften sich die US-Euro-Anleihen-Renditen weiter auseinander entwickeln“, so Bee.

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Über den Experten

Tomke Hansmann
Tomke Hansmann
Redakteurin

Nach ihrem Studium und einer anschließenden journalistischen Ausbildung arbeitet Tomke Hansmann seit dem Jahr 2000 im Umfeld Börse, zunächst als Online-Wirtschaftsredakteurin. Nach einem kurzen Abstecher in den Printjournalismus bei einer Medien-/PR-Agentur war sie von 2004 bis 2010 als Devisenanalystin im Research bei einer Wertpapierhandelsbank beschäftigt. Seitdem ist Tomke Hansmann freiberuflich als Wirtschafts- und Börsenjournalistin für Online-Medien tätig. Ihre Schwerpunkte sind Marktberichte und -kommentare sowie News und Analysen (fundamental und charttechnisch) zu Devisen, Rohstoffen und US-Aktien.

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