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14:41 Uhr, 30.06.2017

US-Aktienmarkt: Größere Korrektur droht

An den US-amerikanischen Aktienmärkten droht nach Meinung von Dieter Wermuth, Head of Macroeconomic Research bei Wermuth Asset Management, eine Blase zu platzen.

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  • S&P 500
    ISIN: US78378X1072Kopiert
    Kursstand: 2.419,70 Pkt (Chicago Mercantile Exchange) - Zum Zeitpunkt der Veröffentlichung

Berlin (GodmodeTrader.de) - Die wichtigen Märkte sind zurzeit nicht im Gleichgewicht und daher steht eine Korrektur an, vermutlich sogar eine größere. Der Grund für die Gelassenheit und den weit verbreiteten Optimismus, der sich in den aktuellen Kursen widerspiegelt, ist die Politik der Notenbanken: Sie dürfte expansiv bleiben, wie Dieter Wermuth, Head of Macroeconomic Research bei Wermuth Asset Management, in seiner neuesten Ausgabe des „Investment Outlook“ schreibt.

Das gelte selbst für die amerikanische Fed. Weil die Lohninflation in den Industrieländern nicht anspringen wolle, sei das Risiko gering, dass die Inflation auf der Verbraucherstufe außer Kontrolle geraten könnte. Was mit den Löhnen los sei? „Zum einen sehen wir einen Trend zu einem international integrierten Arbeitsmarkt, auf dem die niedrigen Löhne in Schwellenländern wie China und Indien das Ausmaß der Lohnerhöhungen in den reichen Ländern mitbestimmen. Zum anderen hat sich das Wachstum der Produktivität in der OECD stark abgeschwächt – Löhne hängen aber nicht zuletzt davon ab, wie langsam oder rasch diese zunimmt“, schreibt Wermuth.

Aber auch wenn die EZB und die Fed weiter Gas gäben, könne es zu starken Kursverlusten an den Kapitalmärkten kommen. Was die Auslöser sein könnten? Manchmal komme es zu einer Rezession, weil der Aufschwung in die Jahre gekommen sei und so viel investiert worden sei, dass ab einem bestimmten Punkt die Grenzerträge unter die Finanzierungskosten fielen. Das sei aber nicht zu erkennen. Alle offiziellen Wachstumsprognosen seien zunehmend positiv. Insbesondere China scheine nichts von seiner Dynamik einzubüßen und bleibe die Wachstumslokomotive der Welt. Eine Ölkrise sei ebenfalls nicht in Sicht. Ganz im Gegenteil, da es ein Überangebot an Erdöl gebe, seien dessen Preise tendenziell rückläufig, was wiederum für die Nettoimporteure einen Anstieg der real verfügbaren Einkommen bedeute und ihre Wirtschaft stimuliere, heißt es weiter.

„Übertreibungen, und damit Risiken, gibt es sicher auf den Bondmärkten. Die Renditen liegen nominal und real weit unter ‚normal‘. Warum das so ist? Die Zentralbanken haben einerseits einen großen Teil der Papiere vom Markt genommen und halten die Refinanzierungskosten auf einem historisch niedrigen Niveau. Andererseits parken die Anleger Mittel, die sie durch Gewinnmitnahmen an den Aktienmärkten realisiert haben, gerne auf vermeintlich sicheren Bondmärkten und treiben damit dort die Renditen in den Keller. Solange Löhne und Verbraucherpreise nicht stärker anziehen und die Notenbanken bei ihrer expansiven Linie bleiben, wird es an den Bondmärkten ruhig bleiben“, so Wermuth.

Wermuth halte die amerikanischen Aktienmärkte, die mit Abstand größten der Welt, für das wichtigste Risiko. Das Kurs-Buchwertverhältnis des S&P 500-Index liege bei 3,1, das Kurs-Gewinnverhältnis bei 18,8 und die Dividendenrendite bei mickrigen 2,0 Prozent. Hinzu komme, dass die Kurse ihr Niveau von vor der Finanzkrise inzwischen schon wieder um 60 Prozent überträfen. Hier warte eine Blase darauf zu platzen. Die Aktienmärkte Eurolands, Chinas und Japans seien für sich genommen weniger gefährdet, würden aber zweifellos mit in den Strudel gezogen, wenn es in Amerika zu einem Crash komme, heißt es weiter.

„Was die Wechselkurse angeht, stehen die Zeichen auf Euroaufwertung und Dollarabwertung. Noch hat sich in dieser Hinsicht nicht viel getan. Hoffen wir mit Mario Draghi, dass es dabei für eine Weile bleibt. Der unterbewertete Euro ist genau die richtige Medizin: Er stimuliert die Wirtschaft und erhöht tendenziell die europäische Inflationsrate“, so Wermuth.

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Über den Experten

Tomke Hansmann
Tomke Hansmann
Redakteurin

Nach ihrem Studium und einer anschließenden journalistischen Ausbildung arbeitet Tomke Hansmann seit dem Jahr 2000 im Umfeld Börse, zunächst als Online-Wirtschaftsredakteurin. Nach einem kurzen Abstecher in den Printjournalismus bei einer Medien-/PR-Agentur war sie von 2004 bis 2010 als Devisenanalystin im Research bei einer Wertpapierhandelsbank beschäftigt. Seitdem ist Tomke Hansmann freiberuflich als Wirtschafts- und Börsenjournalistin für Online-Medien tätig. Ihre Schwerpunkte sind Marktberichte und -kommentare sowie News und Analysen (fundamental und charttechnisch) zu Devisen, Rohstoffen und US-Aktien.

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