Kommentar
08:40 Uhr, 06.07.2022

US-Aktien wieder attraktiv bewertet: jetzt kaufen?

Der S&P 500 war zuletzt 2014 tiefer bewertet als jetzt. Eigentlich ist das attraktiv, aber ist es auch ein Kaufargument?

Erwähnte Instrumente

  • S&P 500
    ISIN: US78378X1072Kopiert
    Kursstand: 3.831,39 Pkt (S&P) - Zum Zeitpunkt der Veröffentlichung
  • S&P 500 - WKN: A0AET0 - ISIN: US78378X1072 - Kurs: 3.831,39 Pkt (S&P)

Bewertung war lange Zeit ein Problem des US-Marktes. Viele Firmen wurden mit hohen Aufschlägen bewertet, die selbst bei viel Fantasie keinen Sinn machten. Inzwischen ist ein Großteil der Übertreibung abgebaut. So manches Unternehmen ist sogar wieder zu Schnäppchenpreisen zu haben.

Auf Basis der tatsächlichen Gewinne (Kurs-Gewinn-Verhältnis) ist der S&P 500 nun wieder dort, wo er auch 2014 stand. Tiefere Bewertungen sind möglich. Als die Gewinne nach der Finanzkrise wieder stiegen, die Kurse aber noch tief waren, lag das KGV niedriger als heute. Tendenziell aber ist das KGV eher am unteren Rand der letzten Jahrzehnte.

Nicht ganz so attraktiv ist das Forward KGV (KGV auf Basis der in den nächsten 12 Monaten erwarteten Gewinne), doch auch hier gilt, dass es zumindest am unteren Rand der Bandbreite seit 2014 angekommen ist (Grafik 1). Wer als Anleger einen langfristigen Horizont vor Augen hat, für den müssten die Bewertungen interessant sein. Dies gilt insbesondere dann, wenn man den Gewinnprognosen traut.


Grundsätzlich laufen Gewinnentwicklung und Kurse parallel. Gewinne sind das, was den Wert eines Unternehmens ausmachen. Alles andere als ein paralleler Verlauf von Gewinnen und Kursen macht langfristig keinen Sinn. Der parallele Verlauf lässt sich gut erkennen (Grafik 2). Aktienkurse sind allerdings etwas volatiler. Anleger kaufen und verkaufen auf Basis ihrer Erwartungen.

Zeitweise können die Erwartungen von schrumpfenden Gewinnen ausgehen. Die Kurse fallen. Rückblickend stellt sich dann heraus, dass die Erwartung falsch war. So können Kurse fallen, obwohl die Gewinne rückblickend gestiegen sind.

Aktuell wird weiterhin Gewinnwachstum erwartet. Bis Ende 2023 sollen die Gewinne um weitere 15 % steigen. Der Markt ist im Gegensatz dazu gefallen. Entweder gibt es hier das größte Schnäppchen aller Zeiten oder es liegt ein Irrtum bei den Gewinnprognosen vor.

Aller Wahrscheinlichkeit nach liegt der Irrtum bei den Prognosen. Die Prognosen reichen vier bis sechs Quartale in die Zukunft. Verschiebt man die Prognosen ein Jahr in die Zukunft, stellt sich heraus, dass sie mit der Realität nicht in Einklang sind (Grafik 3). Prognosen sollten zwar die Zukunft beschreiben, tun es aber nur sehr schlecht.


Würden Analysten die Zukunft einigermaßen akkurat vorhersagen, sollten die Gewinne in Rezessionen mit den tatsächlich erwirtschafteten Gewinnen sinken. Das ist nicht zu beobachten. Stattdessen werden die Prognosen erst revidiert, wenn die Rezession schon läuft.

Tatsächlich verlaufen die erwarteten Gewinne einfach parallel zu den tatsächlichen, nur auf höherem Niveau (Grafik 4, Forward Gewinne nicht zeitversetzt). Mit etwas Zynismus betrachtet, kann jeder Anleger seine eigene Gewinnprognose erstellen. Das Rezept ist einfach: Man nehme einfach den letzten ausgewiesenen Gewinn und addiere 10-20 %. Vorausschauend ist da wenig, genauso gestaltet es sich aber.


Wie dem auch sei, aufgrund dieser Probleme sollte man die Bewertung nicht unbedingt als Kaufargument auffassen. Stattdessen kommt es zu den besten Kaufgelegenheiten, wenn Analysten die Zahlen nach unten revidieren. Dann steigen das KGV und Forward KGV sprunghaft an. Ein sprunghafter Anstieg des KGVs ist der beste Kaufzeitpunkt.

Clemens Schmale


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Über den Experten

Clemens Schmale
Clemens Schmale
Finanzmarktanalyst

Clemens Schmale hat seinen persönlichen Handelsstil seit den 1990er Jahren an der Börse entwickelt.

Dieser gründet auf zwei Säulen: ein anderer Analyseansatz und andere Basiswerte. Mit anders ist vor allem die Kombination aus Global Makro, fundamentaler Analyse und Chartanalyse sowie Zukunftstrends gemeint. Während Fundamentaldaten und Makrotrends bestimmen, was konkret gehandelt wird, verlässt sich Schmale beim Timing auf die Chartanalyse. Er handelt alle Anlageklassen, wobei er sich größtenteils auf Werte konzentriert, die nicht „Mainstream“ sind. Diese Märkte sind weniger effizient als andere und ermöglichen so hohes Renditepotenzial. Sie sind damit allerdings auch spekulativer als hochliquide Märkte. Die Haltedauer einzelner Positionen variiert nach Anlageklasse, beträgt jedoch meist mehrere Tage, oft auch Wochen oder Monate.

Rohstoffe, Währungen und Volatilität handelt er aktiv, in Aktien und Anleihen investiert er eher langfristig. Die Basiswerte werden direkt – auch über Futures – oder über CFDs gehandelt, in Ausnahmefällen über Optionen und Zertifikate.

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