Kommentar
09:31 Uhr, 13.08.2009

Unterstützung bei 1.4100 nicht nachhaltig gebrochen - Rezession in D beendet!

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Der Euro eröffnet heute morgen (06.50) bei 1.4220, nachdem gestern zunächst im europäischen Handel Tiefstkurse bei 1.4087 und im weiteren Verlauf im US-Handel Höchstkurse bei 1.4246 markiert wurden. Das Unterstützungsniveau bei 1.4100 konnte im Rahmen von "Stop Loss Hunting" nur kurzfristig und damit nicht nachhaltig unterboten werden. USD-JPY startet heute morgen bei 95.95. In der Folge stellt sich EUR-JPY auf 136.45, während EUR-CHF bei 1.5300 oszilliert.

Gestern stand die US-Offenmarktausschußsitzung im Mittelpunkt des Interesses. Von daher beginnen wir heute mit dem Thema Zentralbanksitzungen.

Bevor wir uns den USA zuwenden, ist ein Blick nach London zweckmäßig. Mervyn King, Gouverneur der Bank of England, hatte im Vorwege im "Quarterly Inflation Report" deutlich gemacht, daß die Bank of England an den niedrigen Schlüsselzinsen länger als vom Markt bisher erwartet festhalten wird. Die Bank of England revidierte ihre Konjunkturerwartungen per 2009 auf Basis des schwachen 1. Halbjahres 2009 nach unten, thematisierte die aktuelle Stabilisierung und erhöhte die Prognose per 2010. Mithin paßt der Ansatz des Monetary Policy Committee der Bank of England zu der Ausrichtung des Offenmarktausschusses der Fed.

Den Erwartungen entsprechend hat der Offenmarktausschuß das Zielniveau für die Fed Funds zwischen 0,00% - 0,25% belassen. Der Ausschuß verdeutlichte, daß dieses Zinsniveau für eine dauerhafte Periode verankert bleiben wird. Gleichzeitig wurde betont, daß die Maßnahmen des "Quantitative Easing" sukzessive in Richtung Oktober diesen Jahres verringert würden.

Hinsichtlich der Wirtschaft wurden Stabilisierungstendenzen thematisiert unter Verweis auf Konsumausgaben als auch ein ausgewogeneres Verhältnis zwischen Absatz und Lagerbeständen. Problematisch seien weiterhin der schwache Arbeitsmarkt, schwaches Einkommenswachstum und sinkende Immobilienwerte als auch restriktive Kreditvergabe Gestern kamen sowohl das britische Pfund als auch der USD unter Druck. Mit anderen Worten nimmt der Devisenmarkt diese Ausrichtung der Zentralbankpolitiken der Fed als auch der BoE nicht notwendig als gelebte Stabilitätspolitik wahr, sondern erkennt in diesem Ansatz einen Katalysator die betreffenden Währungen kritischer zu würdigen.

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Das "Federal Budget" als Teilmenge der gesamten öffentlichen US-Haushalts lieferte per Juli ein Defizit in Höhe von 180,7 Mrd. USD (Vorjahr 102,8 Mrd. USD). Die Einnahmen sanken um 6% und die Ausgaben stiegen um 26% gegenüber dem Vorjahr. Damit stellte sich nach 10 Monaten des laufenden Fiskaljahres in dieser Teilmenge des öffentlichen Haushalts ein Defizit in Höhe von 1.267 Mrd. USD ein (Vorjahr nach 10 Monaten 389 Mrd. USD). Das ist für einen derartigen Zeitraum ein historisch hohes und damit zumindest bisher einmaliges Defizit.

Werfen wir einen Blick auf die Gesamtlage des öffentlichen Haushalts nach 10 Monaten. Laut der US-Treasury ergab sich in der verfassungskonformen Darstellung ein Anstieg der öffentlichen Verschuldung von 10.024 Mrd. USD auf 11.669 Mrd. USD. Mithin lag hier das Defizit bei 1.645 Mrd. USD oder 11,6% des US-BIP. Die gesamte öffentliche Staatsverschuldung lag per Ende Juli bei 82,5% des BIP. Andere Daten, die in den Medien kursieren, dürfen nicht den Anspruch erheben verfassungskonform zu sein, auch wenn sie von Institutionen wie dem IWF herumgereicht werden!

Diese Daten unterstreichen eindrucksvoll, daß die Qualität der US-Konjunktur im internationalen Vergleich keinen Standard hat, der auch nur ansatzweise erstrebenswert ist. Dennoch freuen auch wir uns, daß mit diesen massiven Interventionen der Patient USA stabilisiert ist.

Diejenigen, die in den zarten Konjunkturpflanzen heute schon eine "Outperformance" der USA gegenüber anderen Regionen erkennen wollen, empfehlen wir grundsätzlich nicht nur auf potentiellen "Output", sondern vor allen Dingen auch auf "Input" zu achten! Anders ausgedrückt, was ist besser? Wachstum des BIP bei 1% und neue Staatsverschuldung bei 5% oder Wachstum bei 1,5% und neue Staatsverschuldung bei 12%? Oder soll nach Investmentbanking "Light" nun wieder Analyse "Light" folgen?

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Wenn wir über Defizite reden, kommen wir um das US-Handelsbilanzdefizit nicht herum. Per Juni stellte sich ein Fehlbetrag von -27,0 Mrd. USD ein. Die Prognose war bei -28,5 Mrd. USD angesiedelt.

Im Bereich zwischen 25 - 30 Mrd. USD ergibt sich eine Bodenbildung dieses Defizits. Dieses Niveau von 25 - 30 Mrd. USD kann als der strukturelle Teil gewertet werden. Der Rückgang von circa 70 Mrd. USD ist auf zwischenzeitlich gesunkene Rohstoffpreise als auch auf die neue Sparsamkeit der US-Verbraucher zurückzuführen.

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Gestern enttäuschte die Entwicklung der Industrieproduktion der Eurozone per Juni. Hier ergab sich ein Rückgang um -0,6% nach zuvor +0,6% im Monatsvergleich. Die Prognose war bei +0,3% angesiedelt. Im Jahresvergleich stellte sich ein Rückgang um -17% nach zuvor -17,6% ein. Wir sind gespannt auf die Revision …

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Die Rezession in Deutschland ist beendet und das überrascht viele Experten! Wir freuen uns sehr. Das gilt insbesondere für den Fakt, daß im 2. Quartal der Lagerabbau mit negativen Folgen für das Wachstum fortgesetzt wurde und das Wachstum bedingt war durch privaten Konsum und Bauinvestitionen neben der staatlichem Konsum.

Das deutsche BIP ist laut erster Schätzung per 2. Quartal 2009 um 0,3% gewachsen (Prognose -0,3%). Das Vorquartal wurde von -3,8% auf -3,5% revidiert. Im Jahresvergleich stellte sich damit ein Rückgang um -7,1% (Prognose -7,3%)nach zuvor -6,4% (revidiert von -6,7%) ein. Darüber hinaus freut, daß in der arbeitstäglichen Bereinigung der Rückgang des BIP im Jahresvergleich bei "nur" -5,9% ausfällt.

Nun sind wir gespannt, wie die Wachstumsprognosen angepaßt werden.

Bezüglich der heute abstehenden Veröffentlichungen verweisen wir auf die unten angeführte Datenbox!

Zusammenfassend ergibt sich ein Szenario, das den Euro gegenüber dem USD favorisiert. Erst ein nachhaltiges Unterschreiten der Unterstützung bei 1.4100 dreht den Bias auf neutral.

Viel Erfolg!

© Folker Hellmeyer
Chefanalyst der Bremer Landesbank

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