Fundamentale Nachricht
08:17 Uhr, 08.06.2017

Unternehmensgewinne wichtigster Aktienmarkttreiber

Die EZB dürfte nach Meinung von GAM-Finanzexperte Larry Hatheway in den kommenden Monaten mehr Einfluss auf die Märkte haben als die US-Notenbank.

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    Kursstand: 8.928,89 Pkt (Schweizer Börse (SIX)) - Zum Zeitpunkt der Veröffentlichung

Zürich (GodmodeTrader.de) - Unsere Prognose für die Märkte bleibt zuversichtlich. Die Trends, die vom zweiten Halbjahr 2016 bis zu den ersten Monaten 2017 zu beobachten waren, dürften andauern. Die Treiber der Marktperformance haben sich allerdings verändert. 2016 und Anfang 2017 wurde die Risikobereitschaft durch positive Wachstumsüberraschungen und eine wachstumsorientierte Politik in Washington unterstützt. Derzeit erhalten Aktien die größte Unterstützung von den Unternehmensgewinnen, wie Larry Hatheway, Group Head GAM Investment Solutions und Chefökonom beim Asset Manager GAM, in einem aktuellen Marktkommentar schreibt.

Anfang 2017 hätten sich die Gewinne sowohl in den USA, insbesondere aber auch in Europa und selbst in einigen Schwellenländern erholt. Die Anleihemärkte befänden sich indes nach wie vor in der Defensive. Dies resultiere hauptsächlich aus der Erwartung, dass die US-Notenbank ihre Geldpolitik weiter normalisieren werde, aber auch aus der um sich greifenden Annahme, dass die Europäische Zentralbank (EZB) im späteren Jahresverlauf zu einer neutraleren Haltung übergehen werde, heißt es weiter.

„Die politische Unsicherheit in den USA machte sich in letzter Zeit auch an den Kapitalmärkten bemerkbar. Die Besorgnis über eine mögliche Behinderung der Justiz durch die US-Regierung löste einen Rückschlag aus. Es gestaltet sich nach wie vor schwierig, die politische Unsicherheit in die tägliche Entscheidungsfindung über Anlagen einzubeziehen. Früher bewährte Methoden, wie das Spekulieren auf einen Sprung bei der impliziten Volatilität, waren im letzten Jahr nicht sehr erfolgreich. Vielmehr sind wir der Ansicht, dass robuste Portfolios, die verschiedene Strategien umfassen, die beste Möglichkeit sind, sich gegen unvorhersehbare Ereignisse zu wappnen. Dazu setzen wir etwa Relative-Value-, marktdirektionale und Carry-Positionen ein“, so Hatheway.

Sofern eine größere Überraschung ausbleibe, nähmen die Märkte das vermutliche Ergebnis der bevorstehenden Parlamentswahlen in Großbritannien weitgehend vorweg. Das britische Pfund habe sich erholt, denn die meisten Anleger rechneten mit einem historischen Wahlsieg der Konservativen. Dieser würde ihre geringe Mehrheit im Unterhaus stärken und Premierministerin May bei den Verhandlungen mit Europa eine größere Flexibilität verschaffen. Es sei aber auch mit einigen negativen Überraschungen zu rechnen, die aus den tatsächlichen Brexit-Verhandlungen resultieren könnten. Großbritannien werde sich im Vergleich zur Position der EU als Ganzes und zu den Interessen der einzelnen europäischen Länder in einer schwachen Verhandlungsposition befinden, selbst wenn diese durch eine Tory-Mehrheit im Unterhaus gestärkt werde, heißt es weiter.

In den USA dürfte die US-Notenbank Fed ihre geldpolitische Normalisierung mit einer weiteren Zinserhöhung im Juni und möglicherweise zwei weiteren Schritten vor dem Jahresende fortsetzen. Bis zum Ende des Jahres dürfte sie außerdem weitere konkrete Schritte zur Normalisierung ihrer Bilanz unternehmen. Unter anderem werde sie voraussichtlich bekannt geben, auf welche Weise ihr Wertpapierbestand reduziert werden soll, heißt es weiter. „Die größere Überraschung für die Kapitalmärkte dürfte von der EZB ausgehen. Die EZB verfolgt derzeit nicht nur eine außerordentlich expansive Geldpolitik, sondern tendiert auch zur Lockerung. Dies dürfte sich bald ändern. Die Richtungsänderung hin zu einer neutraleren Haltung könnte bereits im Juni eintreten, spätestens im September. Zu diesem Zeitpunkt werden die Märkte mit einer Drosselung und möglicherweise auch mit der Aufhebung der negativen Einlagensätze rechnen. Daher werden die Stellungnahmen und Maßnahmen der EZB im zweiten Halbjahr 2017 stärkere Auswirkungen auf die Märkte haben als die der Fed“, so Hatheway.

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Über den Experten

Tomke Hansmann
Tomke Hansmann
Redakteurin

Nach ihrem Studium und einer anschließenden journalistischen Ausbildung arbeitet Tomke Hansmann seit dem Jahr 2000 im Umfeld Börse, zunächst als Online-Wirtschaftsredakteurin. Nach einem kurzen Abstecher in den Printjournalismus bei einer Medien-/PR-Agentur war sie von 2004 bis 2010 als Devisenanalystin im Research bei einer Wertpapierhandelsbank beschäftigt. Seitdem ist Tomke Hansmann freiberuflich als Wirtschafts- und Börsenjournalistin für Online-Medien tätig. Ihre Schwerpunkte sind Marktberichte und -kommentare sowie News und Analysen (fundamental und charttechnisch) zu Devisen, Rohstoffen und US-Aktien.

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